Am 09.10. endete die Europameisterschaft im bulgarischen Varna. Es war meine erste Meisterschaft bei den Senioren und damit für mich zugleich der offizielle Start im Seniorenbereich. Das Teilnehmerfeld war stark besetzt mit ehemaligen Weltmeistern und Olympiamedaillengewinnern. Mein Ziel war es, so viel wie möglich zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Ich fokussierte mich auf jedes einzelne Rennen und wollte weniger auf das Gesamtergebnis schauen. Laut anfänglicher Wetterprognose sollte es eine warme und angenehme Herbstwoche am Schwarzen Meer werden. Doch ein Tiefdruckgebiet im Osten änderte alle Wetterpläne. Schon am ersten Regattatag hatten wir statt angesagten 7 – 10 eher 15 – 17 Knoten Wind und nicht ganz so angenehme 12°C. Trotz des Wetters war ich hoch motiviert. Es gab nur wenige Konkurrenten in meiner Altersgruppe. Der Großteil war 5 – 10 Jahre älter und hatte somit natürlich auch deutlich mehr Erfahrung. Dies war jedoch kein Grund für mich, sich zu „verstecken“, im Gegen–teil. Der erste Qualifikationstag verlief aber eher mittelmäßig. Ich war zwar auf Goldfleetkurs, jedoch verschenkte ich unnötig ein paar Plätze in den ersten zwei Wettfahrten. Spätestens jetzt wusste ich, wie stark das Feld im Seniorenbereich war und jeder noch so kleine Fehler gnadenlos bestraft wird. Für einen sicheren Platz im Goldfleet musste ich noch mehr kämpfen. Leider folgte am nächsten Tag aber erst einmal ein Frühstart. Mein Ziel war trotzdem immer noch das Goldfleet. Am letzten Qualifikationstag frischte der Wind nochmals auf. Eine Regenfront nach der anderen zog über uns hinweg. Der Wind peitschte meterhohe Wellen in die Bucht von Varna. Es waren nicht gerade die idealen Bedingungen für mich im Seniorenbereich, ich hatte aber das Gefühl, dass ich noch einmal angreifen kann.
Nach zwei Top 20 Rennen hatte ich mich nach drei Tagen Qualifikation als 55. von 58 für das Goldfleet qualifiziert und war erst einmal sehr erleichtert. Aus unserer Trainingsgruppe (sieben Sportler) waren mit mir insgesamt nur drei deutsche Teilnehmer im Goldfleet. Jetzt musste ich nun mit den Besten der Besten kämpfen. Ich segelte mich Platz für Platz nach vorne.
Mein Highlight war, dass ich in einer Wettfahrt nach einem super Start und einer starken ersten Kreuz unter den besten 10 an der ersten Bahnmarke ankam. Ich musste nun alles geben, um vorne mithalten zu können. Bei 25 Knoten und mehr kam ich vollkommen erschöpft nach dem ersten Vorwind am Lee-Gate an. Trotzdem hatte ich ein breites Grinsen auf den Lippen, da ich auf dem Vorwind sogar noch einen Platz gewann und bei keinem geringeren als dem zweimaligen Weltmeister und Weltsegler Pavlos Kontides (Zypern) vorbeifuhr. Er guckte etwas sauer auf der zweiten Kreuz. Ich beendete die Regatta auf einem starken 45. Platz bei 114 Startern als zweitbester Deutscher und bester Deutscher von den Junioren.
Es war für mich eine gelungene EM im Seniorenbereich und dennoch erst der Anfang. Wir werden im Dezember intensiv auf dem Mittelmeer trainieren und uns gezielt auf die kommende Saison vorbereiten.
Ich danke allen Mitgliedern des WSV 1921 für die tolle Unterstützung, ihr werdet weiterhin von mir hören.
Liebe Grüße
Euer Nico