Liebe WSVer, herzliche Grüße aus Korshavn/Dänemark. Da sich meine lange Reise ihrem Ende zuneigt, melde ich mich nochmal.
Ich bin am 9.7. pünktlich in Bodø/ Norwegen angekommen, um meine Petra vom Flughafen abzuholen. Dann ging es in Petras drei Urlaubswochen weiter Richtung Süden an der traumhaften Helgelandskysten entlang.
Wie ich finde, das schönste Segelrevier Norwegens. Das bestätigen auch alle Norweger, mit denen ich gesprochen habe. Man findet dort einerseits hohe Berge, lange Fjorde und auf der anderen Seite spektakuläre Inselarchipele mit tausenden kleinen Schären umsäumt von Tiefwasser.
Wir besuchten den Saltstraumen – den stärksten Tidenstrom der Welt und den Svartisengletscher. Und da der Wind meist aus Süd wehte, „kreuzten“ wir abwechselnd zwischen Festland und den Außeninseln. Die schönsten Inseln sind dabei Myken, Træna, Lovund und Rodøya.
Diese Inseln zeichnen sich (bis auf Myken – mit der nördlichsten Whiskydestille der Welt) dadurch aus, dass sie steil aus dem Meer bis auf 400 – 600 m Höhe aufsteigen und bei gutem Wetter schon weithin als Landmarke sichtbar sind.
Hier haben wir ausgedehnte Wanderungen gemacht. Und wir hatten wunderbares Wetter. So schön, dass wir nach Auffassung der Norweger den seit langem besten Sommer erwischt hätten. Blauer Himmel mit Temperaturen bis zu 25 Grad.
In der Stadt Mosjøen war dann Crewwechsel, Petra ging von Bord und Lucas, ihr Sohn, kam für eine Woche mit dazu.
Über Tjøtta segelten wir bei strömendem Regen zur Insel Vega und besuchten das dortige Unesco Kulturerbezentrum.
Dort erfährt man alles über das traditionelle Handwerk der Eiderdaunengewinnung. Eiderenten und Mensch leben hier in einer Art Symbiose zusammen: Menschen bauen Bruthütten für die Enten und schützen die Enten damit vor natürlichen Feinden. Wenn die Brut geschlüpft ist, hinterlassen die Enten viele Daunen, die von den Menschen gesammelt, gereinigt und zu sündhaft teuren (bis zu 7000 Euro) Bettdecken und Kissen verarbeitet werden. Ein weiteres Highlight war die Insel Leka, auf der bei der Kontinentalwanderung ein großes Stück Gestein– „hängengeblieben“ ist, das eigentlich – geologisch gesehen – zu Amerika gehört. Entstanden ist dadurch eine rötliche Marslandschaft.
Eigentlich sollte Rørvik die letzte Station von Lucas sein, aber es kam anders: Das durch Funk- und Fernsehen bekannte skandinavische Unwetter „Hans“ warf seinen Schatten voraus und wir wollten den aufkommenden Starkwind nicht an der fast ungeschützten Küste zwischen Rørvik und Trondheim verbringen. Daher entschieden wir, in einem lagen Schlag bis Trondheim zu fahren, wo Lucas von Bord ging und mein Arbeitskollege Uwe an Bord kam.
Wegen „Hans“ gab es dann zwei Tage lang Wetterwarnungen auch bis Trondheim, sodass wir erst am dritten Tag bei achterlichem Starkwind ausliefen und bei nun besserem Wetter echten Segelspaß hatten. Über Vihalsen, Kristiansund und Midfjord segelten wir bis Roald/Vigra, direkt am Flughafen von Ålesund. Dort ging Uwe von Bord und ich war nach 5 Wochen wieder einhand unterwegs. Die Westkapp-Umrundung von Runde nach Kalvåg klappte auf Grund günstiger Winde diesmal sofort ohne Warterei wie auf dem Hinweg. Kurz bevor ich Florø anlief, entschied sich Petra sehr spontan, nochmals für eine Woche nach Norwegen zu kommen und wir hatten eine traumhafte Segelei von Florø bis Bergen – wenn auch immer gegenan.
Aber das Kreuzen war bei wenig Welle in den norwegischen Innenfahrwassern sehr vergnüglich. Bevor Petra von Bergen zurückflog, erkundeten wir die Stadt, die umliegenden Berg und besuchten das Edvard Grieg Museum, das sich im ehemaligen Sommerhaus des großen norwegischen Komponisten in der Nähe von Bergen befindet. Ab Bergen war ich dann wieder einhand. Über die Insel Utsira und die Stadt Egersund fuhr ich bei ständig wechselnden Bedingungen bis zu meinem letzten Stop in Norwegen: Kirkehamn.
Einer der schönsten Hafenorte der norwegischen Küste. Ein sehr kurzes Wetterfenster mit annehmbaren Winden vor einer ausgedehnten Starkwindperiode trieb mich dazu, die Strecke von 160 Meilen von Kirkehamn/Norwegen bis Skagen/Dänemark durchzusegeln.
Es war ein Genuss: Nicht nur die Rauschefahrt mit ausgebaumter Genua bei starkem achterlichen Wind, sondern auch der absolut klare Himmel und die Vollmondnacht auf See hatten ihren Zauber.
Da die Winde günstig waren, hielt es mich nicht lange in Skagen, sondern es hieß „Leinen los“ an der jütländischen Ostküste entlang über Frederikhavn, Greena und Ebeltoft nach Aarhus.
Während mich die beiden ersten Orte nicht so begeistert haben, waren Ebeltoft und Aarhus die Reise wert. In Ebeltoft – einem Städtchen mit süßer Fachwerk-Altstadt – ist die Fregatte „Jylland“ – ein „Hybrid“ Dampf- und Segelschiff mit 3 Masten von 1840 – ausgestellt und kann vollständig besichtigt werden. Beeindruckend dabei war, dass der riesige Schiffspropeller beim Segeln komplett eingezogen werden konnte. Die Stadt Aaarhus – zweitgrößte Stadt von Dänemark – besticht durch ihr vielfältiges Leben und die Architekturkontraste zwischen alt und neu. Das größte Kunstmuseum Skandinaviens ist hier zu Hause, und es gibt dort nicht nur eine gut kuratierte Kunstsammlung auf 10 Etagen, sondern den sogenannten „Rainbow-Walk“, ein Glasgang auf dem Dach des Museums, von dem man in allen Regenbogenfarben einen weiten Blick über die gesamte Stadt hat.
Von Aarhus habe ich mir einen Mietwagen genommen, um beim Fahrtenseglerabend der DSV Kreuzerabteilung in Wedel bei Hamburg dabei zu sein und schnell mal eben insgesamt vier Preise für den WSV – 1xGold und 3xBronze (Glückwunsch an alle Preisträger – siehe kommender Beitrag von Hillu) – einzusammeln und wieder zurück nach Aarhus zu rauschen. Seitdem bin ich gemütlich über Tunø hierher nach Korshavn gesegelt. Hier warte ich nun auf günstigen Wind, der mich hoffentlich bald über das Smalandfahrwasser der deutschen Küste entgegentreibt, denn die Zeit meines Sabbaticals ist ja begrenzt. Mittlerweile haben wir über 3000 Seemeilen auf der Logge.
Im Moment steht immer noch mein Plan, Anfang Oktober wieder im WSV zu sein.
Bis dahin: Herzliche Grüße von Uli und seiner Trude.