Auf der Nordsee hielten sich eisern die Westwinde und das bei Stärken von über 20 Knoten. Nee, da wollten wir nicht raus, aber mehr als 3 Tage im Hafen abwettern auch nicht. Also entschieden wir uns für eine tolle Alternative. Von Lauwersoog aus können Segelboote bis zu einem Tiefgang von 1,8 Metern und einer Durchfahrtshöhe von 28 Metern, ohne den Mast legen zu müssen, auf die Staande Mastroute gehen. Durch Kanäle und Binnengewässer Frieslands, über das Ijsselmeer und durch Amsterdam. Toll, dachten wir, das machen wir. Auch wenn es jeden Tag regnen sollte, egal, wir sind unterwegs.
Mehr als 30 Brücken öffneten sich auf diesen idyllischen und abwechslungsreichen Wasserwegen durch kleine Ortschaften, Nationalparks, entlang an Feldern und saftigen Wiesen. Hier sind unglaublich viele Boote unterwegs. Vor den Brücken kam es immer wieder zu Staus… Manöver fahren war gefragt. Huuii, mehr als ein Mal haben wir ordentlich geschwitzt, denn unsere Augusta ist ein Langkieler und Langkieler brauchen einfach mehr Raum um sich zu drehen und Wind von der Seite ist dabei sehr ungünstig…im Endeffekt hat alles gut geklappt und wir haben so einiges über die Fahreigenschaften von Augusta lernen können.
Eine wahre Augenweide auf dieser Route waren die unzähligen traditionellen Plattbodenschiffe. Wir haben so viele gesehen und der Wunsch einmal auf einem zu segeln hat sich weiter verfestigt. Auf der stehenden Mastroute nahmen wir uns die Zeit und hielten in Budaard, einem kleinem Örtchen mit einer wunderschönen noch in Funktion befindlichen Getr eidemühle und einem kleinen Hafen, wo für sehr schmales Geld übernachtet werden kann. Danach ein Stop im Sneekermeer und schließlich in Stavoren. Das Sneekermeer und das Heegermeer schenkten uns endlich den heiß ersehnten Segelwind und ließen uns mit 5kn glücklich dahin brausen. In Stavoren mussten wir wieder ein paar Tage abwettern, denn auch auf dem Ijsselmeer kann sich bei viel Wind eine sehr ungemütliche Welle aufbauen. Wie immer nutzten wir die Zeit für Reparaturarbeiten…als erstes Sikaflex, denn es gab schon wieder etwas abzudichten, hahaha.
Dann endlich der Sprung aufs Ijsselmeer. Zusammen mit gefühlt 100 anderen Schiffen verließen wir Stavoren um nach Enkhuizen zu segeln. Herrlich, wie in einer Regatta, nur eben keine Tonnenrundung, kein Weg zurück in den Heimathafen. Dafür natürlich auch kein schönes Zusammentreffen bei Getränken und etwas leckerem zu essen, wie wir es aus unserem Heimatverein kennen…in Gedanken sind wir oft im WSV 1921 e.V…
Zurück zum Ijsselmeer..kurz vor der Hafeneinfahrt spielte uns Augustas Motor leider wieder einen Streich. Er wollte nicht anspringen…Fehlersuche auf dem Ijsselmeer, glücklicherweise genügend Seeraum zum Treiben mit Unterstützung eines Segels. Es war die Elektronik, die Hauptsicherung hatte sich gelockert. Wir haben sie festgezogen und der Motor startete ohne Mucken, wir liefen in den Hafen ein. Puh, Glück gehabt. Der erste Gang führte zum Yachtservice, wo uns kompetent und schnell geholfen wurde. Mit neuer Hauptsicherung ausgestattet fühlten wir und gleich viel sicherer und konnten den folgenden Stadtspaziergang durch die historische Altstadt von Enkhuizen vollends genießen.
Am darauffolgenden Tag zog es uns weiter über das Markermeer in Richtung Amsterdam. Bis vor die Stadttore waren wir fast allein unterwegs. In Amsterdam pulsierte dann das Leben, auch auf dem Wasser. Große Frachter, Schubschiffe, Schnell-Fähren und viele viele Sportboote.
Die Nacht verbrachten wir im Sixhafen, einem coolen und chilligen Hafen mitten in der Stadt und gegenüber vom Hauptbahnhof…nun ja, wir wollten das Erlebnis, also nahmen wir das Hafenmanöver in diesem immer vollen und sehr engen Hafen auf uns. Yeah, beim zweiten Anlauf hatte es geklappt und Augusta lag wie ein Sardinchen in der Dose, gut vertäut und abgefendert in der Box. Eigentlich wollten wir 2 Tage in Amsterdam verbringen, aber die Stadt war uns viel zu voll, zu laut, zu anstrengend…einfach zu viel Stadt. Schnell wieder aufs Wasser. Die Nordsee, Teil 2 wartete bereits auf uns…