Mit dem Hobie-Kat rund Rügen (14.-17. September 2006)
Die Bedingungen und Wettervorhersage hätten nicht besser sein können. Wir starteten bei Sonnenschein und leichtem Ostwind. Um elf Uhr wurden vier Kats in Altefähr zu Wasser gelassen. Das Motorboot war mit Zelten, Gepäck, Proviant und zwei Kisten Bier beladen. Zunächst ging es nur bis zum Rügendamm wo die erste Kenterübung anstand. Quer im Wasser liegend wurde einer nach dem andern vom Motorboot unter der Brücke durchgeschleppt, die Mannschaft auf dem Rumpf sitzend (Photo). Nun segelten wir gemütlich durch den Strelasund bei Wind um 2-3. Besonders ideal zum Eingewöhnen. Hinter Neuhof dann wurde der Wind stärker, die Vorschoter mussten ins Trapez. Beim Kurs der Flotte auf Palmer Ort dann das erste Problem: ein Vorstag war gerissen, der Mast lag plötzlich auf dem Kat. Der Mannschaft ist nichts passiert. So wurde dieser Kat zu Palmer Ort geschleppt und dort ein Ersatzstag angebracht. Der Wind frischte weiter auf und beim Blick um die Ecke konnten wir bereits ahnen, was uns auf dem Weg nach Thissow durch den Bodden noch erwarten würde. Die Zeit drängte und so konnten wir diesen schönen Strand nur kurz genießen. Nun also auf den offenen Bodden bei Wind SO4-5. Auf einem Anlieger ging es zunächst gen Lauterbach bevor wir dann an knapp 200 Meter an der Südspitze von Vilm durchs Naturschutzgebiet fuhren und dabei die Insel aus einer tollen Perspektive sahen.
Mittlerweile war es doch schattig geworden, und die Trockenanzüge waren klar im Vorteil gegenüber den Neoprens. Wirklich mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten wir die Bucht von Thissow und schlugen auf dem Campingplatz unsere Zelte auf.
Am zweiten Tag wurden zunächst aus Altefähr ein neues Vorstag und neue Ruderblätter gebracht. So starteten wir gegen 12 Uhr. Während die Bucht im Leeschatten bei 24 Grad noch flach in der Sonne vor uns lag, wehte uns draußen an den Stellnetzen plötzlich eine ordentliche Brise entgegen. Heute war ein Tag zum Wellenreiten! So galt es zunächst den Kat zu bändigen und das Gewicht von Steuermann und Vorschoter optimal auszutarieren. Jeder der den Greifswalder Bodden kennt weiß, welch schöne und kurze Wellen sich bei Nordost 4-5 aufbauen. Als es hinter der Wendemarke dann auf Halbwind gen Nordosten Richtung Nordperd ging wurde der Spaß immer größer. Mein Vorschoter wurde mehrmals gelupft und schwang am Trapezseil hängend auf mich zu, als wolle er mich gleich mit ins Wasser schieben. Jetzt kam es auch zu den ersten Kenterungen, weil es im Trapez sehr schwer war den Kontakt zum Boot zu halten. Während der Vorschoter sich durch Trapezgriff und Vorschot gut „festklammern“ kann hat der Steuermann nur eine Hand mit Zug an der Großschot, während die Steuerhand natürlich locker sein muss. So kommt es leicht dazu, dass dieser, wenn er das Gleichgewicht verliert, hinter den Kat schwingt und dann eine Kenterung kaum zu vermeiden ist.
Doch unser Segeltrainer hatte alles im Blick und war schnell zur Stelle. Die anderen warteten dann im Beilieger, was selbst bei 2 Meter Welle eine komfortable Warteposition ist.
Kurz nachdem Henk bei uns das Steuer übernommen hatte, zeigte sich welche Wirkung der Gewichtsunterschied hatte. Ich hatte mit nur knapp 80 Kilo große Mühe stabil im Trapez zu stehen, da es, teils mit leichten Luftsprüngen, immer wieder auf und ab ging, . Hier zahlt sich eben eine große, träge Masse aus. Als mich dann eine Welle quasi „in den allerwertesten traf“ wurde ich aus dem Trapezhaken gehoben und fand mich plötzlich schwimmend 50 Meter hinter meinem Kat wieder. Henk musste erst mal den Gewichtsverlust regulieren, die Fock an sich zu nehmen und das Boot zum Stehen zu bringen. Dank Trockenanzug und Schwimmweste befand ich mich trotz 2 Meter Welle noch in einer recht komfortablen Situation, trieb wie ein Korken auf dem Wasser und harrte der Hilfe. Diese kam dann in Form von Micha mit Motorboot auch bald. Ich wurde aufgelesen und zum einsam wartenden Henk zurückgebracht.
Damit war für diesen Tag die Rollenverteilung geklärt, Henk im Vorschottrapez und mein Leichtgewicht am Steuer. So kamen wir auch mit viel Spaß und ohne weitere Probleme durch die Prorer Wiek. In Windeseile vorbei an Saßnitz erreichten wir Stubbenkammer und Königsstuhl.
Hier gab es jetzt eine phantastische Kombination aus Segeln, Wellenreiten und Dauerduschen. Mit 20 Knoten high speed schossen wir über und durch die Wellen die uns im 45 -90 Grad-Winkel trafen. Wieder einmal war ich von der Spurtreue und Stabilität der Hobie18 Pacific begeistert. Aus jeder Welle kam der Leerumpf ohne Schwierigkeiten wieder heraus, egal wie Winkel und Wellenhöhe waren. Ich konnte teils nur noch die Spitze der Rümpfe erkennen und konzentrierte meinen Blick ganz darauf. Denn aufgrund der Wellen und der Gischt waren alle Sinne und Muskeln mit Kurs- und Gleichgewichthalten beschäftigt.
Als wir dann auf Westkurs abfallen konnten, wurde es gemütlicher aber nicht weniger anstrengend. Auf Vorwindkurs surften wir nun auf den Wellen, wurden von Wind und Wellen sanft aber druckvoll voran getrieben. Auf dem Hobie Cat ein wundervolles Gefühl. Wir genossen das sanfte Dahin gleiten in der Sonne und ließen uns vom „Tender“ das erste, wohlverdiente Bier bringen. In Windeseile erreichten wir Glowe unser Tagesziel. Neben dem Hafen wurden die Zelte aufgeschlagen, die müden Knochen konnten endlich ruhen und die Wunden wurden versorgt. Leider ein erster Ausfall. Martin hatte sich ohne Handschuhe derart die Hände aufgerissen, dass er ab jetzt den Landweg über die schöne Insel bevorzugte. Sein Steuermann war nur geringfügig traurig, versprach doch der Trainer netten weiblichen Ersatz.
Am Samstagmorgen hatte sich an Wind und Wetter nichts geändert, für Kap Arkona waren 24 Grad, 2-3 Meter Welle und Wind O-SO 6 angekündigt. Vor uns lag wieder eine ruhige Bucht, die Tromper Wiek, doch draußen waren die Schaumkronen gut zu erkennen. Nach einer Seemeile begann wieder das phantastische Wellenreiten-Spekakel. Henk und ich hatten als eingespieltes Team viel Spaß und ein weiteres unvergessliches Segelerlebnis. Während uns weiterhin eine Kenterung erspart blieb, mussten wir mehrmals beiliegen. Von den Mitseglern war wiederholt jemanden aus dem Doppeltrapez gehoben worden und gekentert. Doch selbst bei hoher Welle wurden die Kats schnell wieder aufgerichtet und weiter ging´s. Hinter Kap Arkona, bei achterlichen Winden, entspann sich ein kleines Duell um den schnellsten Kurs zur Ansteuerungstonne zwischen Bug und Hiddensee. Auf dem Weg nach Vitte gab es eine weitere Herausforderung: wie den Kat bei vollem Speed im dort sehr engen und winkligen Fahrwasser und bei viel Schiffsverkehr bremsen? Nun, es gelang allen Crews erfolgreich, ohne Auflaufen steuerten wir auf den Hafen von Vitte zu und landeten am benachbarten Strand. Wieder war ein wunderschöner Segeltag vergangen, erschöpft und zufrieden ruhten wir auf dem Zeltplatz und genossen den Sonnenuntergang am Weststrand von Hiddensee. Auch wenn mit xxx ein weiteres Teammitglied die Segel strich (Platzwunde am Schienbein), schmeckte abends allen das Bier und der Fisch vorzüglich.
Mit Wehmut sahen wir der letzten Tagesetappe von Vitte nach Altefähr entgegen. Wieder wunderbares Wetter. Mit halben Wind von 3-4 bft segelten wir bei 21 Grad und Sonne durch den Schaproder Bodden. Es sei nicht verschwiegen, dass aufgrund des glatten Wassers der Berichterstatter vom Übermut gepackt wurde und bei halbem Wind nun endlich mit ins Trapez steigen wollte. Dies führte zwangsläufig bei einer Böe zur Kenterung. Mitten im Fahrwasser, eine Aktion die der Trainer nicht gerade cool fand. Vor Stralsund wurde von Tim und Fritz noch mal der Genancker (Bild) gezogen und ein bisschen Galeriesegeln vor den Hafenmolen von Stralsund und Altefähr betrieben. In der Hafenbar von Altefähr ließen wir stolz und erfüllt von den tollen Erlebnissen den Urlaub im Kreise der uns sehnsüchtig erwartenden Familien ausklingen. Auch wenn man vielleicht nicht immer so viel Glück mit Wind und Wetter hat wie wir, kann ich jedem nur die Cat-Runde-Rügen Trips der Segelschule Sail and Surf Rügen empfehlen. Alles ist hervorragend geplant und organisiert. Ab diesem Jahr stehen wieder 5 nagelneue Hobie 18 Pacific, fast alle jetzt mit Genacker und Auslegern zur Verfügung. Zelte, Packsäcke und Neopren werden gestellt.
Axel