Geschichte


Die Geschichte des WSV 1921

Am 17. April 1921 fanden sich Wasser- und Angelsportfreunde zusammen und gründeten . . .

2007-2010: hier kann man der Vergangenheit des WSV 1921 stöbern . . .

2007: Bericht zum Seglertag 2007 in Leipzig (WSV erhält Auszeichnung für Fahrtensegeln)

2005: Stegbautagebuch

1996: 75. Jubiläum


Auszug aus der Vereinschronik zum 75. Jubiläum (erstellt von Andreas Wahle)

Gründungszeit - Auf- und Ausbau des WSV

Das Vereinsleben 1921 bis 1945 - 1945 bis 1990 - 1990 bis 1996

Sportliche Veranstaltungen und Aktivitäten


Gründungszeit

Karolinenhof, ursprünglich ein Teil der Gemeinde Schmöckwitz, entstand in den Jahren um 1785. Die Gemeinde Schmöckwitz, bereits 1375 als Smekwitz und Smekewitz erwähnt, erhielt 1782 vom Köpenicker Amtsforst ein 72 Hektar großes Gelände zugewiesen, auf dem ein Siedler namens Kersten einen Bauernhof anlegte, den er nach dem Vornamen seiner Frau Karolinenhof nannte. 1894 erfolgte die Parzellierung des ehemaligen Bauernhofs und ab 1895 entstand die Villenkolonie Karolinenhof.
Zu dieser Zeit war Schmöckwitz und der Forst um Schmöckwitz schon ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel. An den Ufern des Langen Sees, hier in der Karolinenhofer Bucht, boten sich hervorragende Plätzchen für Angler an.

Angler aus Berlin und der näheren Umgebung nutzten dieses schöne Stück Erde. Bald fanden sich denn auch Freunde und Gleichgesinnte, die sich mit dem Gedanken befaßten, die Angelplätze für ständig zu sichern und nicht erst nach langem Anmarschweg immer wieder neu zu suchen.
Karolinenhof konnte man Anfang des 20. Jahrhunderts von Berlin nur erreichen mit einer Dampfeisenbahn bis Grünau und von dort weiter mit der sogenannten Uferbahn, entlang am Langen See. Es war eine Straßenbahn mit bzw. schon mit elektrischem Antrieb.

Die Dampfeisenbahn bis Grünau fuhr noch bis zum Jahr 1928. denn erst am 15.Oktober1928 wurde der elektrische Stadtbahnbetrieb auf den Strecken Charlottenburg-Südring-Grünau und Stralau-Rummelsburg-Grünau aufgenommen.
Die unzureichende Verbindung zur nächsten Eisenbahnstation war für die Gemeinde Schmöckwitz Anlaß zur Herstellung einer Straßenbahnverbindung nach Grünau. Auf Grund von Protesten wurde statt der vorgesehenen elektrischen Straßenbahn eine Benzolbahn eingerichtet. Die Bauarbeiten waren bereits im Herbst 1911 beendet, da man aber im Winter keinen regen Verkehr erwartete, wurde die Inbetriebnahme auf den März 1912 verschoben. Die 8km lange Strecke zwischen Grünau und Schmöckwitz, am Ufer der Dahme entlang, gehörte der Continentalen Eisenbahn-Bau- und Betriebs-Gesellschaft in Frankfurt am Main. Für den Benzolbetrieb standen drei Benzoltriebwagen (Nr. 1-3) der Firma Siemens und Schuckert und sechs Beiwagen (Nr. 21-26) zur Verfügung.
Auf Grund des regen Zuspruchs sah sich die Bahnverwaltung bald veranlaßt, den Benzolbetrieb in einen elektrischen Betrieb umzuwandeln, der bereits im Juli 1912 aufgenommen werden konnte. Da die bestellten fünf Triebwagen nicht rechtzeitig eingetroffen waren, wurden Triebwagen der Großen Berliner Straßenbahn mit einem Schleifbügel versehen und vorübergehend auf der Uferbahn eingesetzt.
Im Jahre 1924 wurde die Uferbahn von der Berliner Verkehrs-GmbH, einer Tochtergesellschaft der Berliner Straßenbahn Betriebs-GmbH, gekauft und eine Tarifgemeinschaft mit dem letztgenannten Unternehmen eingerichtet. Ein Jahr später wurde die Uferbahn von der Berliner Straßenbahn Betriebs-GmbH übernommen, es erfolgte die Einführung von Rollenstromabnehmern, die Inbetriebnahme einer neuen Strecke in Karolinenhof und die Verlängerung der Linie nach Köpenick.
Die Strecke ist noch heute in Betrieb und gehört mit zu den schönsten Straßenbahnstrecken Berlins.
Zurück zur Gründerzeit. Also die Angler wollten sich für mög-lichst lange Zeit ihr Plätzchen sichern. Der gemeinsame Ge-danke, einen Verein zu gründen, lag auf der Hand. Man war sich einig, es fanden sich viele Angel- und Wassersportfreunde zusammen, um am 17.April1921 den Angel-Sport-Verein „Rotfeder“ (e.V.) Schmöckwitz zu gründen.
Der Sprecher und erste gewählte Vorsitzende im Gründungsjahr hieß Arthur Dickow. Wahlunterlagen liegen aus dieser Zeit nicht mehr vor, jedoch ist dem Schriftverkehr von 1921 seine Unterschrift als Vorsitzender zu entnehmen, dies aber nur bis Ende 1921. Seine Mitgliedschaft endete 1925, nachdem er durch verschiedene Eigenmächtigkeiten in Sachen Grundstück und Neubau im Verein erheblich an Sympathien verloren hatte.
Bereits 1922 wurde Robert Craemer zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Das erste Statut vom Gründungsantrag stammt laut Auszug aus dem Vereinsregister vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg vom 24.April1921. Danach gab es ein neues Statut des Angelsportvereins „Rotfeder“ und parallel dazu eine Satzungsänderung des Wassersport-Verein 1921 e.V., das der Mitgliederversammlung am 8.Dezember1921 zur Abstimmung vorgelegt wurde. Sowohl das Statut als auch die Satzung beziehen sich auf die Vereinsgründung am 17. April 1921. Der Gründungsvereinsname „Rotfeder e.V.“ wurde zu der Versammlung am 8.12.1921 durch die Annahme der Satzungsänderung gelöscht. Jetzt hieß der Verein „Wassersport-Verein 1921 e.V.“ Dieser Name wurde im Vereinsregister des Amtsgerichts Charlottenburg noch mit dem Zusatz „gegründet am 17.4.1921“ am 6. Februar 1923 registriert, der aber dann später wieder gelöscht wurde.
Mit der Vereinsgründung war die Basis geschaffen, Pachtland bzw. Grund und Boden zu erwerben. Bereits 1921 war der erste Pachtvertrag geschlossen. Der Auf- und Ausbau konnte beginnen.
Ein Lageplan aus dem Jahre 1922 zeigt bereits 4 Schuppen. Der obere Schuppen 2 ist der an der Rohrwallallee, die damals noch ein Feldweg war. Das Ufer reicht von der noch heute gültigen nördlichen Grundstücksgrenze bis ca. 10 m hinter der heutigen Süd-Slipanlage. (Jollenkreuzer-Slipanlage)
Der weitere Grundstückserwerb von der Terraingesellschaft (der Bereich vom Clubhaus und den Schuppen 5–8 einschließlich Vorstandslaube) erfolgte in den nachfolgenden Jahren (siehe Abschnitt 3, Aus- und Aufbau).
Wie war die soziale Struktur unserer Mitglieder zur Gründungszeit? Im wesentlichen waren es Handwerker aus allen einschlägigen Berufsgruppen, Selbständige und Arbeitnehmer. Es gab aber auch noch andere Berufe, wie Techniker, Architekten, Justizangestellte, Bankangestellte oder auch aus dem Bereich Kunst und Journalistik. Während ursprünglich der Angelsport Priorität hatte, lag bereits Ende 1921 das Interesse der Mehrzahl der Mitglieder beim Segelsport. Grundsätzlich bekannte sich die Mitgliedschaft von Anfang an zum deutschen Arbeitersegelsport. Der Arbeitersegelsport war eine Bewegung, die sich insbesondere nach dem 1.Weltkrieg sehr stark entwickelte. Bereits im Jahre 1901 wurde dazu schon in Deutschland ein Verband gegründet. Es war der Freie Segler-Verband (FSV).

Dem WSV 1921 erschien es wichtig, immer mit einer gleichgesinnten Seglerschaft verbunden zu sein. Der Beitritt zum Freien Segler-Verband war die Konsequenz. Vollzogen wurde dies am 20. November1925. Damit war man immer direkt über die Entwicklung der Seglerschaft aktuell informiert, und in die Veranstaltungen des FSV eingebunden. Dazu gehörten vor allen Dingen die Segelwettkämpfe des Verbandes, aber auch An- und Absegelveranstaltungen und weitere sportliche Ereignisse.

Die Nachbarschaft, die „Freie Vereinigung der Tourensegler Grünau 1898“ (in den Nachkriegsjahren des 2.Weltkriegs zwischenzeitlich auch SG Grünau I genannt) war neben dem SC Fraternitas und dem SC Wendenschloß Gründermitglied des Freien Segler-Verbandes.
Mit dem Schritt zum FSV war eine weitere entscheidende Grundlage für ein stabiles großflächiges Fundament geschaffen. Auf diesem Fundament ließen sich die Ideen und Gedanken der Gründer des WSV1921 sicher, gut und großzügig weiterentwickeln.


Auf- und Ausbau des WSV

Nach Gründung des Vereins und Abschluß der Pachtverträge sowohl mit der Preußischen Forstverwaltung als auch der Karo-linenhofer Terrain- und Baugesellschaft mbH war es natürlich die vordringlichste Aufgabe des Vorstands, das erworbene Gelände so zu gestalten, daß sich ein gesundes und frohes Vereinsleben entwickeln konnte und daß vor allen Dingen die Voraussetzungen für die Ausübung des Segelsports geschaffen werden konnten.
Man mußte ja berücksichtigen, daß die Mitgliedschaft nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft zu Hause war, sondern ein großer Teil aus den Berliner Bezirken Neukölln, Prenzlauer Berg, Treptow und Schöneweide kam. Wie schon bemerkt, die Anreise mit der Dampfbahn bis Grünau und anschließend mit der Uferbahn nach Karolinenhof war. Im Vergleich zu heute für viele schon etwas beschwerlicher, als man es jetzt mit dem Auto gewohnt ist.
Es galt, entsprechende technische Einrichtungen zu entwickeln,
d.h. zum einen stabile Steganlagen mit Bootsständen und zum anderen die vorhandenen Unterkünfte für Mitglieder einschließlich brauchbarer Unterstellmöglichkeiten für Boote auszubauen und zu erweitern.
Bis dahin hatte ein Herr Kutzner aus Schmöckwitz auf dem Gelände sogenannte Buden stehen, die er vermietete. Martin Löwenheim, Gründungsmitglied und Mitglied bis zu seinem Tode 1970 (Ehrenmitglied des Vereins), leistete sich bereits schon 1920 eine solche Bude.
Man entwickelte nun das geniale Konzept, Mitgliederunterkünfte und Unterstellmöglichkeiten für Boote unter einem gemeinsamen Dach anzuordnen. Im Gegensatz zu umliegenden Vereinen war damit eine Einheitlichkeit der Buden geschaffen. Bevorzugung bzw. Benachteiligung war kein Thema. Das Konzept hat sich bis in die heutige Zeit bewährt und gehalten.

Die Bauzeichnung mit den ersten Schuppen (Nr. 1 bis 4) stammt von der Fa. Fritz Stippekohl (Bauunternehmer aus Schmöckwitz). Sie wurde mit einem Vertragsangebot vom 11.9.1921 übergeben, Preis pro Schuppen 1650,– RM. Diese Zeichnung wurde allerdings zunächst baupolizeilich nicht genehmigt (5.11.1921). Trotzdem wurde aber der Bau ausgeführt, was natürlich zur Folge hatte, daß lt. Verfügung vom 11.4.1922 die Schuppen wieder innerhalb von 4 Wochen zu entfernen waren. Durch entsprechende Verhandlungen im Mai 1922 und unter Anerkennung diverser Bedingungen und Hinterlegung von 3000 Reichsmark Kaution gelang es den Vorstandsmitgliedern Wilhelm Lehmkuhl (Tischler), Robert Pfeiffer (Kaufmann) und Josef Sauer (Kriminalassistent), den Abriß zu verhindern und die Baugenehmigung am 14. August1922 zu erwirken.

Im Jahr 1925 erfolgte dann nach Antrag der weitere Ausbau. Am 12.2.1925 wurde die Baugenehmigung für die Errichtung des Schuppen 5 auf dem inzwischen noch hinzu gepachteten Gelände erteilt. Gleich kurz danach am 20.März1925 gab es dann auch den Bauschein für den Schuppen 6. Der Gebrauchsabnahmeschein hierfür datiert vom 9.10.1928. Aus dem Lageplan vom Februar 1928, der eine Neuaufmessung des gesamten Terrains zeigt, und nach dem dann auch die Erweiterung des Geländes erkennbar ist (etwa im Jahr 1926/27), sind auch der Ausschankort und die WC-Einrichtungen zu erkennen.
Der Erwerb des Grundstücks erfolgte am 14. Februar 1928.
Der Uferbereich war Pachtland vom Forstfiskus und von der Stadtgemeinde Berlin.
Für diesen Teil bestand zwar das Recht, Boots- und Geräteschuppen aufzustellen, wurde aber bis heute nur für die Regattalaube und einen Benzin-Abstellraum in Anspruch genommen.
Der Eigentumserwerb des gesamten Pachtlandes in den Grenzen „a“ bis „e“ (siehe Bild) erfolgte im Jahr 1928.
Schuppen 7 wurde im Jahr 1928 fertiggestellt und für Schuppen 8 wurde die Baugenehmigung im September 1931 erteilt, der Gebrauchsabnahmeschein datiert vom 7.Juni1933. Bis auf den Schuppen 4, der im Krieg 1943 durch eine Brandbombe zerstört wurde, sind alle Schuppen heute noch erhalten und voll funktionstüchtig.
Ein Auszug aus dem Grundbuch im Jahre 1993 stellt die heutigen Grenzen des Grundstücks des WSV1921 und des Einer-Clubs dar.
Anfang der 30er Jahre wurde es unerläßlich, entsprechende Räume zu schaffen, die ein besseres Vereinserleben ermöglichten. Hierzu war es notwendig, einen Mehrzweckraum zu konzipieren, der sowohl für Mitgliederversammlungen als auch für kulturelle und gesellige Veranstaltungen geeignet war. Darüber hinaus mußte auch geeigneter Aufenthaltsraum geschaffen werden mit einer entsprechenden Kantine.
Zu berücksichtigen waren in dem Neubau auch Wohn- bzw. Aufenthaltsräume für die Kantinenbewirtschaftung.


Schuppenbau Nr. 7
Die bisher in den 20er Jahren erstellte Laube (heute Vorstandslaube) hatte zwar lange für Versammlungen und auch für ausgelassene Feten hervorragend ihren Zweck erfüllt, aber mittlerweile waren die Bedürfnisse gestiegen. Weitreichendes großzügiges Denken und Planen des damaligen Vorstandes unter Leitung von Hugo Bräuer. Mit viel Mut und Initiative brachten das schon lange in Erwägung gezogene Projekt über den Bau eines Vereinshauses in Bewegung. Im Herbst 1935 erfolgte der Antrag auf baupolizeiliche Genehmigung, die dann auch gleich im selben Jahr noch erteilt wurde.

Parallel zu dem ganzen umfangreichen Formalitätenaufwand lagen natürlich die zwingend notwendigen technischen Arbeiten. Dazu zählten zunächst die Bestellungen vieler Materialien, wie z.B. Holz, Steine, Mörtel, Installationsmaterial und vieles, vieles mehr. Die Steine waren ein günstiger Kauf, heute würde man „Schnäppchenkauf“ sagen, zwar mit größerer Abmessungstoleranz, dafür aber preiswert. Das Finanzproblem war immer groß, es hing wie ein Damoklesschwert stets über dem Verein. Die Steine wurden mit Lastkahn per Wasser angefahren, am nördlichen Anlegesteg angelegt und mit vereinten Kräften vieler tatkräftiger Mitglieder per Schubkarre (mit Holz- bzw. Eisenrädern!) über einen provisorischen Brettsteg, Bootssteg im Bereich des ehemaligen Schuppen 4 gelagert.

Wichtig waren natürlich auch die konstruktiven Vorarbeiten, wie Bauentwürfe und die dazu notwendigen Entscheidungen, Anfertigung von Bauzeichnungen usw. Ein maßstabgetreues Modell des Vereinshauses war Grundlage für die Vereinsdiskussion und letztlich für die Ausführungsentscheidung.

Die Erd- und Schachtarbeiten waren alles gemeinsame Arbeiten der Mitglieder. Daß das nicht immer ohne Murren mancher Mitglieder ging, war natürlich, und so gab es denn auch so manchen Zank über Einsatzwillen und Einsatzdrückerei.
Der Aufbauwille war aber trotz kleiner Querelen ungebrochen und hervorragend. Ohne diese Motivation wäre diese riesengroße Aufgabe nie zu lösen gewesen.

Für Maurer- und Zimmermannsarbeiten war eine Baufirma aus Köpenick beauftragt.
Insgesamt betrug die Bauzeit ca.18 Monate.




Im Sommer 1936 war das Haus fertig. Ein großes Werk hatte die Mitgliedschaft vollbracht.

Bauherr war der Vorsitzende des Vereins, Hugo Bräuer. Er war es, der mit viel Energie dafür sorgte, daß während der Bauzeit die Mitglieder motiviert wurden, daß die umfangreichen Arbeiten bewältigt wurden, daß die Finanzen gesichert waren, daß das Werk vollbracht wurde. Dazu hatte er viele fleißige Mitarbeiter. So hatten Erich Seidel und Otto Schreiner den Entwurf des Vereinshauses mit erarbeitet. Robert Craemer, Bruno Geyh und B. Rabenfeld hatten sehr wesentliche Anteile bei der Organisation der Vorarbeiten.
Johannes Claus als Polier und Maurer trug entscheidend mit bei, daß Maurer- und Zimmermannsarbeiten korrekt und zügig von allen Beteiligten ausgeführt wurden. Für das leibliche Wohl insbesondere für die notwendigen erfrischenden aber auch geistigen Getränke sorgte damals das Ehepaar Schulz.

Zum Richtfest v. Franz Abt

Was rennen vom WSV die Genossen
So geschäftig auf dem Platz herum?
Hört! der Vorstand hat beschlossen,
“Es wird gebaut” und darum
drängt sich alles um den Bräuer,
mit Rat und Tat ihm beizustehn.
Denn an der Spitze steht dies Ungeheuer
und will mit Arbeit wieder uns versehn.

Die Sachverständigen kamen zu Worte
und schilderten in rosigen Farben,
ich kenne ja genau die Sorte,
was entstehn sollte, ohne zu darben.
Wir hoben vor dem Schuppen acht
eine große, tiefe Kute,
da hinein wird ein Keller gemacht,
sagte Genosse Willi, der Gute.

Das Beginnen ist kein Leichtes,
denn der Geister sind gar viele.
Ist auch Geld da - und - reicht es?
und keiner hatte Bedauern!
Baut doch gleich ‘ne Tanzdiele,
da hinein kommt der Teer.
So redet man hin und her!
Auch ist zu klein die Kantine,
hörte ich von Tante Mine.

Mit 35 000 Steinen fing an die Geschichte.
Sie kamen allein nicht runter vom Kahn,
das wissen wir, oder nichte?
Die Erde hat sich auch bloß so vertan.
Einen Maurer sah ich im Schweisse,
da verbog sich rasch die Wand.
Fast 1000 Meter vom Baugleise
steckten die Eisenträger fest im Sand.

Der Motor streikt, nun was bleibt übrig?
Tragen, tragen, mit allen Kräften tragen,
Rasch Genosse, sei recht rührig.
Man traut sich nicht nach Sport zu fragen.
Hier fehlt der Kalk, hier fehlen Steine!
Das fährt wie Schreck durch die Glieder,
das bringt alle auf die Beine,
Maurer haben’s eilig, immer wieder.


Die Baumaßnahmen waren mit der Fertigstellung des Vereinshauses noch nicht komplett. Es fehlte noch eine richtige Toilette.
Die aus den 20er Jahren stammende Latrine, ein Holzbau mit Plumpsklo und darunter stehenden mobilen Fäkalienbehältern bzw. -fässern war baufällig, unhygienisch und geruchsbelästigend. Im August 1938 wurde der Antrag auf baupolizeiliche Genehmigung gestellt, im Herbst 1939 waren die letzten Arbeiten an der neuen Toilettenanlage inklusive Klärgrube abgeschlossen. Darüber hinaus ist noch der Bau des Straßenzaunes im Jahre 1935 zu erwähnen.

Alle diese Bauten sind bis heute bestens erhalten und bilden nach wie vor die Basis für ein funktionierendes Vereinsleben. Natürlich folgten im Laufe der Zeit noch einige zusätzliche Baumaßnahmen zur besseren Nutzung aber auch zur Verschönerung der Anlagen. Hervorzuheben ist der 1982 erfolgte Umbau des Vereinshauses mit Vergrößerung der Unterkunft für die Bewirtschafter der Kantine. Bisher bestand sie nur aus zwei Wohnräumen. Die Praxis zeigte die Notwendigkeit, daß die Kücheneinrichtung der Kantine nicht mehr zum Wohnbereich des Kantinenbewirtschafters gehören durfte, sondern Wohnung und Kantine muß langfristig gesehen immer ein getrennter Bereich sein. Die Wohnung wurde entscheidend verändert, komplett mit Küche und Sanitärraum, Verlegung der Wohnungstür von der „Grundseite“ zur Uferseite und der Einbau von drei großen Fäkalien- und Abwasserbehältern. Auf der „Grundseite“ richtete sich die Mitgliedschaft einen Werkstattraum ein.

Zu bemerken ist hier, daß zwar der Verein das Projekt mitgestalten konnte, daß aber letztlich die „volkseigene“ Bootshausverwaltung Köpenick bestimmte, was zu geschehen hatte. So wurde z.B. die Versetzung der Wohnungstür auf die Verandaseite entgegen dem Willen und unter Protest des Vorstandes sowie der Mitglieder durchgesetzt. Dazu muß man wissen, daß nach 1945 der WSV 1921 nach DDR-Rechtsauslegung nicht mehr existierte und über das Grundstück verfügen konnte. Grund und Liegenschaften waren unter Sequester gestellt, d.h. die Verwaltung erfolgte vom Magistrat Berlin, Bootshausverwaltung Köpenick. Die Sportgemeinschaft war nur noch Nutzer dieses Geländes. (Dazu mehr unter dem Abschnitt Vereinsleben).
Weitere Baumaßnahmen waren die Flaggenmastanlage (1964). die Elektrifizierung sämtlicher Bootsschuppen einschließlich aller Kojen (1967/68). Anbau einer Motorwinde für den Jollenkreuzerslip (1970).
Nicht zu vergessen natürlich die Hafenanlage. Sie wurde bereits 1921 als erstes angelegt. Auf dem ersten Pachtstück (ca. 3.000qm) wurde zunächst der nördliche Steg als T-Steg und später (1928/1929) drei weitere 30m-Stege mit den entsprechenden Anbindepfählen gebaut. Diese Anlage war natürlich vollständig aus Holz. Entsprechende Pflege war stets erforderlich. So im Winter das Freimachen der Pfähle vom Eis durch Schneiden des Eises. Gleichzeitig wurden aber auch, wenn die Eisdecke hielt, lockere Pfähle mit einer Ramme festgeschlagen. Dann hieß es: „Hoch den Bär, immer mehr – daß man sieht, wie er zieht – eins zwei und drei – schnell das Maß herbei!“ - Gefroren hat bei dieser Arbeit keiner.
Im Winter 1956/57 erfolgte eine vollständige Erneuerung der gesamten Steganlage einschließlich Uferbefestigung. Die Bauarbeiten wurden zum größten Teil in Eigenleistung übernommen, das Material (Holzpfähle, Stegbelag, Betondielen u.a.) stellte der Magistrat von Berlin zur Verfügung.
1972 erhielt die gesamte Uferfront eine stabile Betonkonstruktion, die heute noch einwandfrei in Ordnung ist.
Zur Erhöhung der Hafenkapazität entstand 1973 an der Uferfront durch eine 240qm große Betonfläche ein Abstellplatz für Boote – sogenannte Trockenstände. Dazu eine Slipanlage, deren Größe weit über die damaligen Erfordernisse hinausging, aber heute für das Slippen der wachsenden Kielbootflotte im Verein hervorragend geeignet ist.
Mitte der 70er Jahre wurden der Zaun und das Haupttor erneuert. Ein grundsätzlicher Neubau der Steganlage mit Betonpfählen und -platten sowie Plattformen für Trockenstände über Wasser kam 1983. Hier ist besonders die Initiative von Jörg Lehmann für die Steganlagen und Karlheinz Schröter für die Gesamtanlage hervorzuheben. Ihrem unermüdlichen Einsatz war dieses Bauwerk zu verdanken.
Nach der Wende 1989 bestand zunächst die große Ungewißheit „wie geht es weiter?“ Jeder hatte seine eigenen Probleme, doch der Verein war glücklich, auf einer neuen Basis das Vereinsleben zu gestalten. So erfolgten auch alsbald die ersten Überlegungen über weitere Baumaßnahmen.
Als erstes war der Umbau der Toilettenanlage fällig. Im Dezember 1992 erfolgte der erste Spatenstich. Parallel dazu waren die umfangreichen Formalitäten, bis dahin für viele ungewohnt, abzuarbeiten. Planung und Bauleitung erfolgte im Auftrag des Vereins von Carlhans Riechert. 1993 wurde der Umbau fertiggestellt.
Weitere Vorbereitungen liefen für den Umbau der Kantine. Hier war es erforderlich, Voraussetzungen für einen vorschriftgerechten Kantinenbetrieb unter Berücksichtigung der gesetzlichen Baubestimmungen zu schaffen.
Der Baubeginn erfolgte im Mai 1995. Nach 3-monatiger Arbeit durch Firmen und Vereinsmitglieder konnte die neue Kantine eingeweiht werden. Die Bauleitung lag in den Händen von Dieter Lietsche.
Entscheidenden Anteil an der Vorbereitung der Baumaßnahmen hatte der derzeitige Vorsitzende, Jörg Lehmann. Mit unermüdlichem Einsatz und nicht nachlassenden Bemühungen hat er um Genehmigungen und Finanzen verhandelt und gerungen. Die Finanzierung erfolgte dann letztlich durch Fördermittel des Senats, von denen 60% dem Verein übereignet, 20% als zinsloser Kredit zur Verfügung gestellt wurden und weitere 20% aus Eigenleistungen erbracht werden mußten.
Was dann fast so ganz nebenbei lief, aber nicht unerhebliche Vorteile für den Verein brachte, war die Neugestaltung des „Parisers“ (Tanzfläche) 1992, die Pflasterung des Vorplatzes an den Garagen und Toiletten sowie die Wegpflasterung von den Toiletten zum Vereinshaus 1993. Dazu kamen noch das Anlegen einer Tischtennisfläche (1995 nahe Schuppen 9) und die Weggestaltung zwischen Schuppen 5 und 7 sowie 7 und 8 (1993). Alles gestiftet, organisiert und gebaut von Wilfried Heise, im wesentlichen mit Mitarbeitern seiner Straßenbaufirma.
In diesem Zusammenhang ist auch noch die Umstellung der Heizungsanlage auf Gas zu erwähnen, ein Vorhaben, das im wesentlichen von der Firma Falk Einecke gespendet wurde.

Die Entwicklung des Vereins erfordert die Erweiterung der Hafenanlage. Dazu gab es unendlich viele Beratungen mit den zuständigen Genehmigungsstellen. Die Bautätigkeiten begannen im Oktober 1995 und wurden zum Jahresende abgeschlossen. Damit standen dem Verein weitere 17 Bootsstände zur Verfügung.


Das Vereinsleben 1921 bis 1945

Bedeutend für die Gründung eines Vereins ist wohl, daß sich Menschen gemeinsam für eine Idee entschieden haben, daß sich Menschen zusammenfinden, die wesentlich übereinstimmende Interessen haben, daß Menschen zusammen sind, die sich von ihren Gemeinsamkeiten begeistern lassen. Das alles stimuliert und belebt einen Verein. Damit läßt sich vieles bewegen, entwickeln und neu schaffen. An den Sprechern, Gestaltern und Mitarbeitern liegt es, mit Gefühl und Verständnis Ziele zu setzen, die die Motivation der Mitgliedschaft stets hoch hält. So war es denn wohl auch möglich, dem Verein von Anfang an eine gute Grundlage für ein gesundes Vereinsleben zu geben.
Neben den Zielen des WSV 1921, den Segelsport zu betreiben, ein Grundstück zu erwerben und Unterkünfte für Mitglieder zu erstellen war es natürlich auch notwendig, Raum und Platz für Erholung, Entspannung und Unterhaltung zu schaffen.
Entsprechend waren die Strukturen der Vorstände aufgebaut. Laut Satzung standen dem jeweiligen Vorsitzenden ein Stellvertreter, der Kassierer, der Schriftführer, der Materialverwalter die Platzkommission, darüber hinaus aber auch die Obmänner für den Sport, für Vergnügungsveranstaltungen, für öffentliche Werbung u.a. zur Seite.
Natürlich hatten in den 20er und 30er Jahren die technischen Aufgaben höchste Priorität. Trotzdem kam die Unterhaltung und das Vergnügen, vor allem aber auch das Segeln als Wettkampf sowie das Wandersegeln mit Familie und Freunden nie zu kurz.
Wie man aus Protokollen und Berichten entnehmen kann, lief verständlicherweise nicht immer alles im Einklang, zu oft gab es Probleme, bei dringend zu erledigenden Arbeiten die entsprechende Anzahl von Mitgliedern zur Hilfe zu haben. Wie man heute weiß und auch sieht, ist die gewaltige Aufbauarbeit durch eine konsequente Vereinsführung von Robert Craemer (Vorsitzender von 1922 bis 1928) und Hugo Bräuer (Vorsitzender von 1929 bis 1938) hervorragend bewältigt worden. Jedes Mitglied sah eine moralische Pflicht darin, aktive Unterstützung zum Aufbau, zur Erhaltung und Pflege der Wassersportanlage zu geben.
Natürlich konnte nicht alles mit der Hände eigener Kraft geschaffen werden, Geld für Grundstück und Materialien war in nicht unerheblichem Maße notwendig. Durch die monatlichen Beiträge (anfangs 5,- RM, später 10,- RM bzw. Mark bis in die 80er Jahre) konnten die geplanten Baumaßnahmen nicht abgedeckt werden.

So wurde zum Beispiel Anfang 1923 während einer Mitgliederversammlung eine Spendensammlung veranstaltet, die 48000,- RM einbrachte. Dieses Geld wurde von den Geldgebern dem Verein zinslos auf unbestimmte Zeit zur Verfügung gestellt. Wie aus einer Bilanz vom Dezember 1929 zu entnehmen, hatte der Verein für seine ganzen Baumaßnahmen auch eine Hypothek von 35000,- RM aufgenommen.
Später in den 30er Jahren wurde dann nochmals ein Darlehen aufgenommen und zwar durch Ausgabe von Schuldverschreibungsscheinen an die Mitglieder, das Stück zu 50,- RM.
Daß natürlich zur Regelung geordneter Verhältnisse auf dem Vereinsgelände ein entsprechendes Dekret erforderlich war, ist für diese Zeit genauso verständlich wie heute noch nach 75 Jahren. Die erste Hausordnung ist uns noch erhalten geblieben. Grundsätzlich hat sich, wie man feststellen kann, bis heute nicht viel verändert.

Zur Sicherung des Geländes wurden Wachdienste eingerichtet. Die männlichen Mitglieder waren verpflichtet, im Jahr einige Tag- und Nachtwachen zu übernehmen. Ab 1930 gab es Probleme mit der Einhaltung der Wachdienste, daraufhin beauftragte man eine Wach- und Schließgesellschaft. Die Bezahlung erfolgte durch Umlage.
Die monatlichen Mitgliederversammlungen fanden in den 20er Jahren teilweise in den Bootsschuppen statt. Im Winterhalbjahr dagegen traf man sich jeden 2. Dienstag im Monat im Restaurant „Falckenstein“ in der Falckensteiner Str. 49 – Nähe der Oberbaumbrücke (Bezirk Kreuzberg).
Bevor das große Vereinshaus fertiggestellt war, fanden in dem kleinen Häuschen zwischen Schuppen 6 und Clubhaus (seit 1984 wieder Vorstandslaube) Versammlungen, vor allem aber viele Beratungen des Vorstands, der Baukommissionen und der Wettfahrtleitungen statt.

Diese Laube war vor allem auch Treffpunkt für alle Mitglieder. Hier war die Vereinskantine, hier feierte man so manches Wochenende bis in die Morgenstunden, hier wurde musiziert, geklönt und getanzt. Bis zu 50 Personen, so erzählt man sich, haben dort in ausgelassener Stimmung viele schöne Stunden verlebt.
Wie man im Bild erkennt, war ab Mitte der 20er Jahre noch ein kleiner Anbau für die Bewirtschaftung vorhanden, für die ab 1926 eine offizielle Zulassung vorlag. Der Anbau wurde aber nach Fertigstellung des Vereinshauses später wieder abgerissen.
Vor dem Häuschen konnte man auch schön im Freien sitzen. Kalte Füße bekam man nicht, denn bis hoch in die 40er Jahre hinein war es üblich, Holzpantinen zu tragen; was den „21ern“ den Zusatzvereinsnamen „Klotzpantinenverein“ einbrachte.

Zum Feiern fanden die 21er trotz aller Arbeiten, die auf dem Platz zu erfüllen waren, immer die entsprechende Zeit. So gab es für den Verein jährlich feste Termine wie An- und Absegeln, Sportfeste, Italienische Nacht und Weihnachtsfeiern. Von Silvesterfeiern ist aus diesen Jahren allerdings nichts bekannt. Das heute noch beliebte Frühkonzert zum 1.Pfingstfeiertag zählt bereits seit 1932 zur Tradition im Verein, wie auch Bootstaufen mit zu den besonderen Ereignissen gehören.
Einen Prolog zum 1.Vergnügen des WSV 1921 am 25.Februar 1923 hat ein Sportskamerad – mit M.L. gezeichnet (wahrscheinlich Martin Löwenhain) – sehr treffend für diese Zeit gedichtet.
Da ja in den 20er Jahren noch kein Fernsehen und sonstige elektronische Geräuschmacher vorhanden waren, gab es viele, die echt Hausmusik machen konnten. So war es kein Problem, bei den 21ern eine eigene Hauskapelle zu gründen. Die erste Leitung dieser Kapelle übernahm 1927 Georg Schulz, später Erich Seidel.
Das An- und Absegeln ist von jeher ein besonderes Ritual der Segler. In den 20er und 30er Jahren zogen an diesem Tag alle Mitglieder in Reih und Glied, voran die Hauskapelle, über das gesamte Vereinsgelände. Am Ende stand je nach Veranstaltung das Hissen bzw. Einholen der Vereinsflagge am Flaggenmast. Gesungen wurde dazu das im November 1925 kreierte Standerlied der 21er.
Die aktive Mitarbeit im Freien Segler Verband brachte den 21ern immer hohe Anerkennung. Nicht zuletzt war dies auch der Grund, weshalb der Verein 1932 Gastgeber für einen hohen englischen Gast wurde.
Siehe hierzu eine Information aus der Zeitschrift des Freien Segler Verbandes vom Oktober 1932.

Schon in den 20er Jahren dachte man an organisierte Nachwuchsarbeit im Verein. Erstmals zur Generalversammlung im Februar 1926 wurde dazu ein Jugendleiter gewählt, Wilhelm Lehmkuhl. Neun Jungmannen umfaßte diese Jugendgruppe. Bis 1931 wechselten die Leiter noch zweimal, dann stellte sich Paul Goersdorf zur Verfügung, der dann viele Jahre mit Erfolg und Anerkennung die Jugendarbeit leitete. Er vermittelte nicht nur Segelpraxis und -theorie, sondern kümmerte sich vor allem auch um Beschäftigung und Unterhaltung der jungen Leute. Sportveranstaltungen mit Schwimmen, Gymnastik, Ballspielen u.a. waren immer Bestandteile der Sommerfeste und schufen Freude und Spaß für die Kinder und Jugendlichen des Vereins.
Deutschlands dunkelste Zeit im 20. Jahrhundert von 1933–1945 hat der Verein durch geschicktes Lavieren einigermaßen gut überstanden. Noch bis Kriegsanfang 1939 gab es am gewohnten Vereinsleben keine große Einschränkung. Zu dieser Zeit verstand es Hugo Bräuer (1.Vorsitzender von 1929 bis 1939), die Geschicke des Vereins den Umständen entsprechend hervorragend zu steuern.
Der Freie Segler Verband war für die Nationalsozialisten politisch nicht mehr tragbar. Die Auflösung war die Folge. Alle Vereine wurden damals zusammengefaßt im „Deutschen Seglerverband im NS Reichsbund für Leibesübungen“. Hugo Bräuer, ein Mann der SPD, paßte den Obrigkeiten auch nicht mehr. Ab 1939 mußte entsprechend dem politischen Druck der Nazis ein von ihnen akzeptierter Sportskamerad an die Spitze des Vereins. Mehr oder weniger von außen gesteuert und ohne eine Alternative, erfolgte die Wahl des 1.Vorsitzenden, der nunmehr Vereinsführer hieß. Gewählt wurde für die Jahre 1939 –1945 der Sportkamerad Heinrich Lemke.
Der Krieg hinterließ größere Lücken in der Mitgliedschaft. Eine Vielzahl von Mitgliedern mußten in den Krieg ziehen. Wer, bzw. wieviele von der Front nicht wieder zurückkamen, ist heute leider nicht mehr festzustellen.
Eines der großen Probleme in den letzten Kriegsjahren war der Schutz des Vereins. Wie schon in früheren Jahren mußten wieder Wachdienste eingerichtet werden. Sie wurden von den wenigen vom Kriegsdienst freigestellten Mitgliedern des Vereins übernommen. Dazu muß man bemerken, daß zu diesen Zeiten 6 Tage in der Woche jeweils 10 Stunden täglich gearbeitet wurde. Was das dann immer für den einzelnen bedeutete, kann man sich wohl vorstellen.

1943 wurde durch die mutige Tat des damals Nachtwache haltenden Sportfreundes Bruno Stöfhase verhindert, daß die Bootsschuppen abbrannten. Eine Brandbombe war in Schuppen 8 gefallen, was glücklicherweise von Bruno bemerkt wurde. Er rannte sofort zur Einschlagstelle und warf ein in der Nähe stehendes eisernes Jollenschwert auf die Zündstelle, der Brandherd war eingedämmt. Mit Sicherheit wurde damit der Schuppen 8 wenn nicht auch alle anderen Schuppen vor einer Katastrophe gerettet.
Nicht zu verhindern war der Brand des Schuppens 4, dort konnte eine Brandbombe nicht rechtzeitig bemerkt werden, er brannte vollständig ab. Der Standort des Schuppens 4 war an der nördlichen Slipanlage, wo heute der Kran und die Winde stehen.


Das Vereinsleben von 1945 bis 1990

Der fürchterliche 2. Weltkrieg war zu Ende. Der WSV 21 hatte überlebt, wenn auch mit einigen Blessuren am Inventar des Vereins. Zunächst begann eine sehr schwere Zeit des Wiederbelebens, des Wiederaufbaus und der Aktivierung der Mitgliedschaft. Segeln und der Verein waren zu dieser Zeit absolut zweitrangig. Jeder hatte mit sich und der Familie zu tun. Obwohl gottlob kein Schuß und keine Bomben mehr fielen, begann ein neuer Kampf, der Kampf ums tägliche Brot, der Kampf gegen den Hunger. Die Suche nach Lebensmitteln, die Wiederinstandsetzung von Wohnung oder Haus sowie nach einem Arbeitsplatz war für jeden vorrangig.
Einer im Verein aber hat zu dieser Zeit konsequent mit vollem Einsatz die Fäden wieder in die Hand genommen und den Überblick behalten. Es war der langjährige Vorsitzende des Vereins aus den 20er und 30er Jahren, Hugo Bräuer.
Von Kriegsende an, also Mai 1945 bis Anfang 1946 war zeitweise die sowjetische Armee auf dem Gelände des WSV1921. Mit viel Geschick und Diplomatie wurde bis auf einige Ausnahmen erfolgreich versucht, das Eigentum der Mitgliedschaft zu schützen. Teilweise wurden Boote geflutet und versenkt.
Auf Grund des Befehls Nr. 124 der sowjetischen Militäradministration vom 30.Oktober1945 war das Eigentum der Vereine beschlagnahmt. Das Bezirksamt Köpenick hatte die Verpflichtung, die Verwaltung treuhänderisch zu übernehmen und gleichzeitig einen Treuhänder für die Verwaltung vor Ort einzusetzen. Nach vielen Bemühungen hatte es Hugo Bräuer erreicht, diese Position übernehmen zu können. Für den Verein ein außergewöhnlich glücklicher Umstand.


Der Vereinsbetrieb konnte so gut wie möglich weitergeführt werden. Nach und nach kamen die Mitglieder wieder zum Verein; es begann die Aktivierung des Vereinslebens und des Sportbetriebes.
Die Berliner Vereine bezeichneten sich ab 1946 offiziell als Segel- bzw. Wassersportgruppen und organisierten sich im Stadtsportverband. Darüber hinaus gab es die Hauptspartenleitung Segeln in Berlin, die sich ab April 1947 als Vereinigung Großberliner Segler gründete.
Bis 1949 blieb der Name „Segelsportgruppe/WSV 1921“, dann aber die Änderung. Alte Traditionen wurden von den Obrigkeiten abgelehnt. Auf Druck von außen mußte eine Umbenennung erfolgen. Der Verein nannte sich von nun an „Wassersportvereinigung Rasmus“ mit den Sparten Segeln, Rudern und Schwimmen. Zur Sparte Segeln zählten alle Mitglieder des ehemaligen WSV 1921. Unsere südlichen Nachbarn, der „Einer-Ruderverein e.V.“ verbündete sich in dieser Situation mit uns und bildete damit die Sparte Rudern.
Den Vorsitz führte Ernst Staub. Eine Sparte Schwimmen sollte sich entwickeln und aktiv werden, kam aber mangels Interesse nie auf eine nennenswerte Mitgliederzahl. Aber auf dem Papier bestand sie zumindest, nach außen hin ein wichtiger Faktor.
Mit der Gründung der DDR im Jahre 1949 wurde der Sportbetrieb in diesem Teil Deutschlands immer mehr ein Teil der Gesellschaftsordnung, die vom Staat und dessen führender Partei, der SED, straff geordnet und gerichtet wurde. Der Verein hatte sich nun mehr oder weniger den Richtlinien von drei Institutionen einzuordnen; zum ersten dem Sportverband, der später Deutscher Turn- und Sportbund (DTSB) hieß; zum zweiten der Vereinigung der Berliner Segler, später Bezirksfachausschuß Segeln Berlin – der BFA war dem Bund Deutscher Segler (BDS) untergeordnet –; und zum dritten dem Treuhandbeauftragten des Bezirkes Köpenick, später Bootshausverwaltung Berlin-Köpenick.
Im Jahre 1950 wurde von der Freien Deutschen Jugend (FDJ), dem Jugendverband der DDR, eine Jugendheim GmbH gebildet, der alle bis dahin beschlagnahmten Sportgrundstücke übertragen wurden. Der Verein bekam entsprechende Verträge vorgelegt. Durch geschicktes Taktieren wurden jedoch keine Unterschriften geleistet, im Gegenteil, der anstehende Pachtzins wurde in voller Höhe noch einmal gezahlt. Dann kam aber im Jahre 1951 die Mitteilung des Magistrats von Berlin, daß das gesamte Vermögen des Vereins in Volkseigentum der DDR übergegangen ist. Damit entstand eine unsichere Lage, kein Pachtvertrag. Es meldete sich eine Betriebssportgemeinschaft, die BSG Bergmann-Borsig, die aber nach langen Verhandlungen auf unser Gelände verzichtete. Ende 1951 wurde nach Abstimmung der Mitgliedschaft der Vertrag mit dem Magistrat abgeschlossen. Unabhängig davon meldete sich noch eine BSG Eiche, die vom Landessportausschuß bestimmt war, mit unserem Verein entsprechende Absprachen zur Übernahme als Sparte Segeln der BSG Eiche zu führen. Zunächst gab es mit dieser BSG im März 1952 eine Einigung unter den Vorsitzenden, keine Aktivitäten zu unternehmen. Im August 1952 wurde jedoch ein Zusammenschluß mehr oder weniger erzwungen. Verständlicherweise gab es im Verein in dieser Frage keine Euphorie, der Vorstand suchte dringend eine andere Lösung. Er fand sie im Jahre 1953. Inzwischen war Hugo Bräuer als Vorsitzender zurückgetreten, der neue Vorsitzende hieß Fritz Buchsbaum. Er konnte in dieser Zeit den Verein besser nach außen vertreten. Als Halbjude war er in der Nazizeit Häftling in einem Konzentrationslager. Personen mit dieser Vergangenheit galt vor allem in der Nachkriegszeit der Respekt von Staat, Partei und Behörden der DDR. Seinem Einsatz verdankt der WSV in dieser Zeit seine relative Eigenständigkeit.
Im Mai 1953 wurden erste Verhandlungen mit dem Vorstand der Sportgemeinschaft Grün-Weiß Baumschulenweg aufgenommen und im September 1953 gab es ein amtliches Schreiben, nach dem der Platz der SG Rasmus (WSV 1921) bis 1955 der SG Grün-Weiß reserviert wurde. Im selben Monat kam dann auch schon eine Mitteilung der zuständigen Behörde, daß dem Antrag, die SG Rasmus als Sparte Segeln in die SG Grün-Weiß per 30.9.1953 zu übernehmen, stattgegeben worden ist.Wie sich in all den Jahren bis 1990 herausstellte, war dieser Weg unter den gegebenen Bedingungen für alle Beteiligten sehr zufriedenstellend.

Zurück noch einmal in die Jahre nach 1945. Die Mitgliedschaft hatte sich wieder einen Vorstand gewählt, diesmal wurde er Gruppenleitung genannt. Aus einem Brief über die Mitglieder-versammlung am 05.01.1947 ist zu entnehmen, daß neben Hugo Bräuer erfahrene Mitglieder an die Spitze gewählt wurden, so u.a. Erwin Uhse, Max Berg, Werner Huse, Rudi Gasde, August Berlin, Martin Löwenheim, Werner Frühbuß, Willy Karschewske und Bruno Stöfhase.
Offiziell durfte lt. Verfügung der Alliierten Kommandatur vom 16.05.1946 der Sportbetrieb ab Mitte 1946 wieder aufgenommen werden, dies aber nur als kommunaler Sport. Das bedeutete, Sport war für die Segelgruppe nur im Bezirk Berlin-Köpenick möglich. Verwaltungsmäßig war zu dieser Zeit großer Aufwand erforderlich. Alles war der Kommandatur der Besatzungsmacht untergeordnet. So mußte z.B. für jede Versammlung, für jede Veranstaltung eine Genehmigung beantragt werden. Statistiken über Sport, über Arbeiten auf dem Bootsgelände, über Mitglieder, deren Berufe usw. waren an alle möglichen Leute abzugeben.
Die segelsportlichen Veranstaltungen begannen 1946 zunächst auf dem Revier durch private persönliche Schnelligkeitsvergleiche einzelner Boote untereinander.
Bereits am 22.6.1946 wurde die erste Nachkriegsregatta für den Bereich der Sparte Segeln/Berlin ausgeschrieben. Veranstalter war die „Freie Vereinigung der Tourensegler Grünau 1898“. Daß diese Regatta stattfand, war umso erstaunlicher, als im Herbst 1945 auf Befehl der Alliierten Kommandatur jede organisatorische Bindung für den Segelsport untersagt wurde. Der Segelsport galt als vormilitärische Ausbildung. Diese Auffassung des Kommandanten wurde jedoch durch Vermittlung des Hauptsportamtes im Juni 1946 aufgehoben.
Bald gab es dann auch schon von den Segelgruppen offiziell ausgeschriebene Wettfahrten auf dem Revier. Unsere Gemeinschaft organisierte die erste Nachkriegswettfahrt für die 15qm Wanderjolle. Die Wettfahrt um das „Blaue Band vom Langen See“ für die H-Jollen konnte am 7.8. und 23./24.8.1947 mit 33 Booten erstmalig gestartet werden.
Die weiteren in den folgenden Jahren durchgeführten segelsportlichen Veranstaltungen siehe unter dem Abschnitt „Segelsportliche Veranstaltungen“.

Die Kantine, gewünschter, geforderter, unterhaltsamer, vereinsfördernder, gelittener, verfluchter, oft zu Problemen neigender, permanent den Vorstand beschäftigender Ort. Bereits zu den Gründerjahren eröffnet und bewirtschaftet. Nur in ganz unwesentlichen kurzen Zeitabschnitten bis heute von den Mitgliedern in Eigeninitiative betrieben, sonst durch entsprechende Arbeitsverträge gesichert und professionell besetzt.
Mit der Besetzung der Kantine hat so manch einer der Mitglieder seine ganz persönlichen Erinnerungen. Eine Aufstellung aller Wirtsleute ist im Anhang zusammengestellt.
Alle Vorstände, insbesondere der Nachkriegszeit bemühten sich ständig um ordentliche, korrekte und vereinsfördernde Zusammenarbeit mit den Wirtsleuten. Das Ergebnis war mal mehr, mal weniger befriedigend. Dabei muß man bedenken, daß die Bewirtschaftung der Kantine nach 1945 ein sog. zweites Arbeitsverhältnis war. Im ersten Arbeitsverhältnis war es nach Auflösung des Treuhandverhältnisses eine Anstellung beim Rat des Stadtbezirks Köpenick als Heimleiter für das Wassersportobjekt. Die Trennung und korrekte Wahrnehmung dieser Aufgaben gaben oft Anlaß zu Unstimmigkeiten. Die Kantinenbewirtschaftung war dabei stets das lukrativere Geschäft, so daß die vom Heimleiter zu erfüllenden Pflege- und Wartungsarbeiten auf dem Bootsplatzgelände oft liegen blieben und letztlich von den Mitgliedern in Eigeninitiative abgearbeitet werden mußten.
Die Buchhaltung der Kantine übernahm der Verein. Da ja nun ein solches Bewirtschaftungssystem stets auf gegenseitigem Vertrauensverhältnis aufgebaut ist, gab es natürlich auch ein paar schwarze Schafe in der Kantine. So mußten mit drei Wirtsehepaaren Prozesse geführt werden, die Anklage lautete auf Veruntreuung. Die Trennung von diesen Leuten war trotz Verurteilung nicht so einfach, da sie ja noch im ersten Arbeitsverhältnis von der Bootshausverwaltung als Heimleiter angestellt waren und außerdem noch das Wohnrecht im Verein hatten. Letztlich wurde aber immer durch zähe Verhandlungen mit dem Rat des Stadtbezirks eine Lösung gefunden.
Parallel zur starken Entwicklung der Regattatätigkeit mit sich einstellenden großen Erfolgen wurden traditionsgemäß auch andere Ausgleichssportarten im Verein weitergeführt. Zu den jährlich stattfindenden Sommerfesten gab es Wettkämpfe im Schwimmen, Volleyball, Tischtennis u.a. Sportarten.
Im Vergleich auch zu anderen Sportgemeinschaften gab es viele gute Ergebnisse. Diese Veranstaltungen wurden im Rahmen der Berliner Seglergemeinschaften organisiert.
in den 50er Jahren hat unser Verein den ersten Herbstwaldlauf der Ostberliner Segler organisiert und durchgeführt, später übernahmen andere Sportgemeinschaften diese Veranstaltung. Er gehörte zum festen Bestandteil des Wettkampfprogramms des Bezirksfachausschusses Segeln Berlin bis zum Ende der 80er Jahre. Auch an den im gleichen Rahmen organisierten Schwimmwettkämpfen nahmen immer Mitglieder unserer Gemeinschaft mit wechselnden Erfolgen teil. Die höchste Beteiligung lag in den 70er Jahren. 10 bis 25 Mitglieder trugen sich in die Starterlisten ein. Allgemein war das Interesse jedoch schwach. Die Hauptorientierung lag beim Regattasport.

Was macht ein Segler, wenn er nicht Regatta segelt, wenn er nicht mit Vereinsangelegenheiten zu tun hat, wenn schönes Wetter ist oder ähnliches? Er setzt sich in sein Boot, „fährt spazieren“ und genießt. Wenn er nicht viel Zeit hat, wird er kurze Törns vielleicht nach Gosen oder Marienlust und zurück segeln. Wenn er aber mehr Zeit einplanen kann, dann kann es schon eine Wanderung von See zu See werden. Dann macht man Wandersegeln oder wie es auch heißt, Fahrtensegeln. Diese Art Segeln wurde von Anfang an von vielen Mitgliedern, damals in den Aufbaujahren, vor allem wenn Zeit war und nicht gerade wieder ein Schuppen gebaut werden mußte, gepflegt. Der Mensch neigt immer wieder dazu, über alles, was er tut, zum Vergleich mit den anderen eine Meßmöglichkeit zu schaffen. So kam es denn auch bald dazu, daß man in Fahrtenausweisbüchern seine Wanderungen einzutragen hatte.
Ein Beschluß von 1929 verpflichtete die Mitglieder dazu. Ob nun dadurch das Wandersegeln bzw. Fahrtensegeln besonders gefördert wurde, oder ob einer mehr Freude daran hatte, ist aus dieser Zeit nicht überliefert.
Interessant ist aber schon, daß diese kleine Pflicht über Jahrzehnte hinweg bis in die heutigen Tage einem Vereinsmitglied mehr oder weniger auferlegt wird. Wie weit es nun immer auch korrekt praktiziert wurde, ist nur aus den 60er bis 90er Jahren bekannt. Punkte im Fahrtensegeln, nachzuweisen in einem entsprechenden Fahrtenbuch, von vielen Regattaseglern nicht so gern angenommen, brachten Anerkennung außerhalb des Vereins, was insbesondere zu DDR-Zeiten im Wettbewerb mit anderen Vereinen ob in Berlin oder im Republikmaßstab eine Bedeutung für die Vereinsführung hatte. In den 80er Jahren beteiligten sich 40 bis 60 Mitglieder des Vereins am Fahrtensegelwettbewerb.
Über allem lag aber das Erlebnis beim Wandersegeln. Beliebte Wanderziele für den Verein waren in den Vorkriegsjahren die Schmölde, der Scharmützelsee, aber auch die Brandenburgischen Gewässer und vereinzelt die Mecklenburger Seen und das Große Haff bei Uckermünde. Im Berliner Raum zählten der Seddinsee, Zeuthener See und der Krossinsee zu den beliebtesten Zielen.
Nach 1950 erweiterte sich der Aktionsradius verstärkt in die Mecklenburgischen Gewässer um die Müritz bis hoch zum SchwerinerSee. Auch die Boddengewässer gehörten vereinzelt zu den besuchten Revieren.
Viel Mühe mit der Registrierung dieser Fahrten gab sich viele Jahre lang Arthur Rellier. Einer, der über viele Jahre nach seiner aktiven Regattazeit um hohe Punktzahlen im Berliner Bereich segelte, war Georg Gelner mit seinem 15qm Jollenkreuzer. Sehr aktiv waren auch Herbert Witte und Bruno Dahlke. Jedes Wochenende, ob bei Regen oder Sonnenschein, segelten sie los, man konnte die Uhr nach ihnen stellen.


Aus der Sicht eines Regattaseglers gab es viele, viele Jahre immer eine gute Organisation für die aktiven Segler. Das bezog sich auf die Betreuung am Wettkampfort durch Motorboote, das war die Schleppfahrt zum Wettkampfort z.B. Müggelsee oder Zeuthener See, das war aber auch viele Jahre die Beschaffung der Unterkünfte an den wesentlichen Wettkampforten der Meisterschaften der nationalen Bootsklassen in Schwerin oder an der Müritz (Röbel, Klink oder Waren).
Der Verein hat das Segeln stets in den Vordergrund gestellt und dazu jegliche Art des Segelns gefördert. Motorbootsport war nicht die Sache des Vereins, das wurde auch jedem, der sich als neues Mitglied bewarb, klar gesagt. Natürlich gab es auch Ausnahmen, denn für die Organisation einer Regatta waren Motorboote als Rettungs- und Schleppboote notwendig. Die im Verein vorhandenen Motorboote standen demzufolge mit ihren Eignern für derartige Einsätze stets zur Verfügung.
Der Jugendarbeit galt immer ein sehr großes Interesse. Das Problem dabei war die permanente Betreuung der Kinder- und Jugendlichen. Jeder weiß, Jugendarbeit erfordert sehr hohen Zeitaufwand und viel, viel Geduld. Trainingsarbeit, Regattabetreuung, Bootsüberholung, Organisationsaufwand usw. sind die praktischen Aufgaben.
Einen geleiteten Jugendbereich gibt es bereits seit 1926. Zu dieser Zeit gab es noch keine ausgesprochenen Jugendboote. Die Jugendlichen waren darauf angewiesen, von älteren Seglern mitgenommen zu werden. Das Angebot war aber nun nicht immer ausreichend. Deshalb gab es den schon erwähnten vielseitigen Ausgleichsport; Turnen, Ballspiele, Laufen und Schwimmen waren die beliebtesten Sportarten. Die Sommerfeste wurden genutzt, um in Vergleichs- und Wettkämpfen die Stärke der einzelnen Jugendlichen in den verschiedenen Disziplinen zu messen.

Einer hat sich in dieser Zeit wie kein anderer in der Nachkriegszeit langjährig der Jugendarbeit gestellt, Manfred Reihe. Seit 1963 immer mit an der Spitze der Jugendleitung, von 1968 bis 1980 Jugendleiter und danach bis 1989 als 1.Vertreter. Vor, zwischen und nach diesem Zeitraum leiteten die Sportkameraden Willy Thomas, H. Böcker, Karlheinz Schröter, Werner Kupilas, Wilfried Heise, und später Manfred Meißner, Andreas Wahle sowie Werner Gasde die Jugendabteilung. Gesegelt und trainiert wurde in mehreren Klassen. In den Nachkriegsjahren wurde überwiegend auf Booten der Senioren Segelpraxis und Theorie vermittelt. Das erste Jugendboot im Verein war die sagenhafte „Bounty“, eine alte Scharpie-Jolle, gespendet von unbekannter Hand. Noch heute sagt man, wer auf der „Bounty“ segeln gelernt hat, kann jeden Kahn steuern. In den 50er Jahren standen 2–3 Piraten zur Verfügung und ab 1963 wurden aus Mitteln der Vereinskasse 2 Boote des Typs Cadet angeschafft.

Diese Boote wurden gemeinsam von damaligen Heimleiter und von Vereinsmitgliedern gebaut. Im Jahr 1964 erhielt dann die Jugendabteilung das erste Optimist-Boot. In den darauffolgenden Jahren kamen noch 2–3 Boote hinzu, außerdem gab es zeitweise noch 5–10 private Optis von Mitgliedern. OK-Boote und später 420er gehörten in den 70er und 80er Jahren zum Bootsbestand der Jugendlichen.
Viele andere Vereine waren Betriebssportgemeinschaften, sie profitierten von Betriebsgeldern, die bei richtiger Anwendung bessere Bootskapazitäten sicherten. Unser Verein dagegen war keinem sogenannten „Volkseigenen Betrieb“ angeschlossen. Das Bootsmaterial für die Jugendlichen wurde aus den Beiträgen der Mitglieder finanziert.
Im Laufe der Jahre kam es trotzdem zu einer ansehnlichen Flotte von Jugendbooten, wie aus der Statistik – Bootsbestand ersichtlich. Ein Teil war Eigentum der Mitglieder, zum Vereinsbestand gehörten im Schnitt 15 Boote.
Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen lag im Schnitt bei 25, zeitweise gab es auch über 30 Kinder und Jugendliche.
Da Regattasegeln die höchste Priorität im Verein hatte, gab es natürlich in der Gemeinschaft eine Erwartungshaltung an die Jugendlichen, ähnliche Erfolge wie die Senioren für den Verein zu ersegeln. Bloß dies stellte sich leider nicht ein, nur ganz vereinzelt. Oft wurde von der Jugendleitung über die nicht ausreichende Unterstützung von den erfahrenen Regattaseglern geklagt. Das war und ist sicher ein permanentes Problem des Vorstandes und vielleicht auch aller Vereine überhaupt.
Trotzdem wurde für die Jugendlichen sehr viel getan.
Mit benachbarten Vereinen wurden Vergleichswettkämpfe organisiert.
Schöne Erinnerungen blieben von den Vergleichen mit der SG Grünau I (heute wieder Tourensegler). Neben Regatten gehörten auch Ausgleichssport und Disko immer zum Programm. In den Monaten außerhalb der Saison fanden Theoriekurse statt.
Darüber hinaus gab es auch noch regelmäßig Ausgleichsport in entsprechenden Sporthallen. Aber auch Ferientraining im Sommer war organisiert und in den Winterferien gab es ab und zu eine Fahrt ins Gebirge in Jugendherbergen.
Der erfolgreichste Segler, der aus unserer Jugendabteilung kam, war Donald Lippert. Auf Grund seiner hervorragenden Leistungen wurde er vom Sportclub Berlin-Grünau, der Segelkaderschule der DDR, übernommen. Durch konzentriertes Wettkampftraining steigerte er sein Leistungsvermögen. 1988 ersegelte er sich dann auf der Ostsee vor Gdansk (Danzig/Polen) in der 470er-Klasse den Titel eines Junioren-Weltmeisters.
Die Werterhaltung des Vereins oblag entsprechend der Gesetzgebung der DDR dem Staat, vertreten wie schon erwähnt durch die Bootshausverwaltung Köpenick. Auch die Pflege der Anlage sollte im wesentlichen von den bei der Bootshausverwaltung angestellten Heimleitern übernommen werden. Der Verein hatte, wenn auch über Jahre nicht vorhanden und später nur mit Mühe und Not zustande gekommen, einen Nutzungsvertrag. Nach diesem war gesichert, daß auf dem Gelände die Sportgemeinschaft den Segelsport ausüben konnte. Dem Vorstand war die Aufgabe gestellt, den Sportbetrieb zu organisieren und entsprechend den Forderungen des Sportbundes zu aktivieren. Darüber hinaus sorgte der Vorstand aber auch dafür, daß von der Bootshausverwaltung Geldmittel und Baukapazitäten für Reparaturen, Umbauten und Erneuerungen jeweils rechtzeitig zur Verfügung standen. Das war im Planungssystem der DDR recht kompliziert und erforderte immer harte und langwierige Verhandlungen. Trotzdem wurde zur Vorstandszeit von Werner Huse und seinen beiden Vertretern Karlheinz Schröter und Andreas Wahle sehr viel für den Verein bewegt. Diese Initiativen ließen dann später auch nicht zur Vorstandszeit von Karlheinz Schröter und der Vorstandszeit von Andreas Wahle nach.

Der Verein hatte ja im Prinzip keine Gelder. Offiziell war der Mitgliedsbeitrag eines sporttreibenden DDR-Bürgers 1,30 Mark, davon blieb knapp 1 Mark dem Verein. Mit diesem geringen Betrag war natürlich kein Vereinsleben möglich. Deshalb gab es die sogenannten Umlagen bzw. Spenden, die in Höhe von monatlich zehn Mark (im Jahr 1949 4,– Mark, später 6,– Mark bis 1963),von jedem Seniorenmitglied zu zahlen waren. Nach den Richtlinien der DDR nicht erlaubt, aber im Prinzip geduldet. Damit war es dem Vorstand möglich, zumindestens Sportveranstaltungen durchzuführen, Bootsmaterial für die Jugend anzuschaffen und für Vergnügen und Unterhaltung zu sorgen. Natürlich kamen auch die vielseitigen Berufe aller Branchen der einzelnen Mitglieder dem Verein zugute. Damit konnten Engpässe der Materialversorgung überbrückt werden.
Da nun nicht für alle notwendigen Pflege- und Wartungsarbeiten Mittel von der Bootshausverwaltung zur Verfügung standen, gab es auch zu DDR-Zeiten das ungeschriebene aber moralisch verpflichtende Gesetz der Mitarbeit. Hier hatte der Verein keine Probleme, es war ja schon von jeher Tradition, jährlich Arbeitsdienste zu leisten. Somit gehörten wie früher die Arbeitseinsätze zum Wochenende zur Pflicht eines jeden Vereinsmitgliedes. Deren Organisation hat mit viel Umsicht und Perfektion viele Jahre lang Gerhard Geyh übernommen; eine Erbschaft von Vater Bruno Geyh, der unter dem Namen „Platzhirsch“ bekannt war. Jedes Mitglied hatte die Pflicht, 15 Stunden pro Jahr (3 Stunden pro Einsatz) zu arbeiten. Dazu gab es entsprechende Arbeitskolonnen, denen die Einzelnen zugeordnet waren. Nach außen hin wurde die im Verein geleistete Arbeit entsprechend als freiwillige Aufbauarbeit bzw. später als Volkswirtschaftliche Masseninitiative (VMI) abgerechnet, natürlich ohne Gegenwert.

Eines kann allerdings in einer solchen Zusammenfassung auch nicht unerwähnt bleiben: Die Mehrzahl der Mitglieder war immer bereit, sich der Gemeinschaft mit Tat und Rat, mit manueller und materieller Unterstützung zur Verfügung zu stellen; nicht zuletzt auch aus der Erkenntnis, daß Jeder für sehr geringe Mitgliedsbeiträge hervorragende Bedingungen für die Ausübung seines Sports und seiner Freizeitgestaltung geboten bekam.
Aber wie es im Leben so ist, einige schwarze Schafe gab es eben auch. Mit denen hatten sich dann die Vorstände auseinander zusetzen.

Im Jahre 1978 schaffte sich der Vorstand eine Ordnung, aus der jedes Mitglied seine Mindestpflichten entnehmen konnte, die im Laufe eines Jahres zu erfüllen waren, aber auch die Maßnahmen, die bei einer Unterlassung in Kraft traten.
Es war der Beschluß über „Maßnahmen zur Sicherung der Aktivität der Mitglieder“ genannt Sanktionskatalog. Für die Vorstände ein Instrument, das klare Linien zeigte und auch seine Wirkung nicht verfehlte. Dieses nicht zuletzt zum Wohle des Vereins, für die Gemeinschaft sowie auch für jedes Mitglied.
Erst 1989 verzichtete man für immer auf diesen Katalog.

Zum Feiern war der Verein traditionsgemäß immer bereit. Unmittelbar nach dem Krieg ging das schon los. Bald hatte sich wieder eine Hauskapelle gebildet, die mit viel Schwung Tanzvergnügen veranstaltete. Die nötigen Instrumente waren teilweise aus alten Zeiten noch vorhanden. Zum Klönen in der Kantine und in der Veranda wurde abends oft Musik auf dem Schifferklavier gemacht.
Zu diesen Unterhaltern gehörte auch „Paganini“ (H. Noack), der auf seine Weise auf einer Geige den Bogen bewegte; Melodien waren gerade noch zu erkennen, aber die richtigen Töne zu bringen, war oft Glücksache.
Fast unübertrefflich waren die Sommerfeste, wo neben sportlichen Veranstaltungen auch Vorführungen stattfanden. Besonders hervorzuheben die Darbietungen von der Truppe um Ferdi Kirchberg, Bremmert und Schmitz wie z.B. „Der Wanderzirkus“, Neptunfest in den 50er Jahren.
Später in den 60er und 70er Jahren wurde u. a. einmal Sommerfasching veranstaltet. Eine Dixieland-Band wurde auf einem Ponton von einem Motorboot gezogen, im Gefolge fuhren geschmückte Boote mit kostümierter Besatzung. Dieser Sommerfasching wiederholte sich noch mehrere Jahre mit unterschiedlichen Themen zum Spaß Aller.
Aber auch die Pfingstkonzerte sind eine Tradition des Vereins, die heute ebenso noch aktuell sind wie fast alle anderen Veranstaltungen. Dazu gehört z.B. die Italienische Nacht und vor allem aber die An- und Absegelveranstaltungen, des gesamten Reviers Ober- und Unterdahme, durchgeführt jeweils wechselnd von einzelnen Vereinen des Reviers. Ein besonderer Ritus ist dabei das Setzen bzw. Einholen der Vereinsflagge. Dazu gab es immer einen gesonderten internen Termin am Tag des An- bzw. Absegelns. Selbstverständlich fand auch eine Geschwaderfahrt statt. Ein auserwähltes Flaggschiff führte alle Boote des Vereins meist bis zur Gosener Tonne und zurück. Manchmal gab es auch Zwischenhalt auf einer der Seddinsee-Inseln, wo dann vom Verein gestiftete Getränke auf- bzw. eingenommen wurden. Darüber hinaus gab es viele Vergnügungen im Saal des Vereins, so z.B. die Weihnachtsfeier, die bis in die 60er Jahre stets am 1.Feiertag stattfand. Später wurde dies aber umorganisiert in eine Kinderweihnacht, die in der ersten Dezemberhälfte abläuft.
Zu den festen Veranstaltungen gehören auch die Tanzvergnügen anläßlich der Regatta um den Einhandpokal im Frühjahr aber auch nach der Siegerehrung zur Regatta um das Blaue Band vom Langen See der 15qm-Wanderjollen.
Im Laufe der Zeit hat sich natürlich das Unterhaltungsmusikempfinden stark gewandelt. Ende der 50er Jahre war unsere Hauskapelle nicht mehr gefragt, es kamen Profis ins Haus. Mit der Zeit wurde das aber auch zu teuer. Mode wurde die Musik aus der Konserve, der Diskjockey wurde modern. Damit zog auch viel Technik auf, die Beschallung kam dann schon manchmal an das obere Level der Erträglichkeit. Eigene Geräuschtechnik wurde angeschafft, die heute noch ihre Dienste leistet.
Für viele auch unvergeßlich die Faschingsfeste in den 50er, 70er und 80er Jahren. Mit viel Dekorationsaufwand und hervorragenden Faschingskostümen gab es viel Freude und Spaß.
Über viele Jahre lag die Organisation der Veranstaltungen in den Händen von Harald Bossek und Klaus Lorenz unter Mitwirkung von Andi Wahle und Eberhard Grieger.
Besondere Höhepunkte des Vereins sind die Jubilarfeiern, zu denen die 25-, 40- und 50jährige Mitgliedschaft jeweils mit einer persönlichen Laudatio gewürdigt wird. In den 70er und 80er Jahren wird diese Festveranstaltung umbenannt in „Tag der Sektion“. Gelegenheit für den Verein diejenigen Senioren und Junioren zu ehren, die sich im laufenden Jahr durch außerordentliche Verdienste für den Verein oder durch sportliche Höchstleistungen hervorgetan haben.

Als besonderes Jubiläum des Vereins wurde das 30jährige Bestehen am 22.1.1951 als Stiftungsfest in der Riviera in Grünau gefeiert. Das 50jährige Jubiläum 1971 war eine Großveranstaltung im Verein in zwei Abschnitten – zum einen mit allen Mitgliedern bei Spiel, Spaß und Tanz, zum anderen mit Einladung der Vorsitzenden benachbarter und befreundeter Sektionen sowie vielen Persönlichkeiten wie Bezirksbürgermeister von Köpenick, Stadtrat, Bezirksfachausschuß Segeln, Sportgemeinschaftsleitung sowie verdienten Sportlern unseres Vereins.

Ein gravierender Einschnitt war der Bau der Berliner Mauer 1961. 49 Mitglieder und 5 Jugendliche waren mit einmal durch Mauer, Stacheldraht und Schußwaffen vom Verein getrennt. Es gab keinerlei gegenseitigen Besuch, Kontakte waren unerwünscht, man durfte sich als Verein in dem totalitären Staat DDR nicht durch Verbindungen zum westlichen Teil Deutschlands verdächtig machen.
Es standen aber viele Fragen zum Privateigentum der Westberliner an. Durch viele private Korrespondenz insbesondere Erwin Uhse – Werner Huse konnte einiges geklärt werden. Im November 1963 wurde dann vom Stadtrat Köpenick nach mühseligen Verhandlungen die Überführung des Privateigentums (Boote und Kojeninventar) nach Westberlin endlich genehmigt. Dies war aber nur eine Notlösung für die westberliner Mitglieder, denn der WSV 1921 war ihnen eine zweite Heimat. Diese nicht wiederzusehen (vor allem in unabsehbarer Zeit) war für jeden einzelnen sehr schmerzhaft.
Die Verbundenheit zum Verein wurde aufrechterhalten und kam immer wieder deutlich zu Weihnachten zum Ausdruck, über Privatanschriften gab es Pakete für die Weihnachtsfeier für Jung und Alt.
Das Leben ging weiter, Schmöckwitz war weit weg, dazwischen waren Mauer und Todesstreifen, Segler wollten Segler bleiben und so suchten sich viele der westberliner Mitglieder ein neues Stück Ufer. Ein Großteil fand beim Segelclub Nordstern eine Unterkunft. In all den Jahren fanden sie dort auch eine neue Heimat.
28 Jahre war Berlin geteilt.

Die große Dominanz unseres Vereins im Regattasport der DDR – ab Ende der 50er Jahre hatte der Verein im Regattasport der nationalen Bootsklassen (keine olympischen Klassen) die Spitzenposition in der Republik – veranlaßte die Segler, bei der Entwicklung des Regattasports Einfluß zu nehmen, zu gestalten und zu organisieren. Dies geschah insbesondere in den 70er und 80er Jahren. Viel wurde bewegt, immer unter dem stillen Motto: „Zum Vorteil für die Segler.“ Bootsklassenerhalt, Bootsklassenentwicklung, Regattaorganisation waren Themen, die zentral für die Republik von einigen unserer Mitglieder in den entsprechenden Kommissionen maßgeblich beeinflußt wurden.
Hier zu nennen sind:

Werner Huse – Vorsitzender der Kommission Regattasport des Präsidiums des Bundes Deutscher Segler

Karlheinz Schröter – Nachfolger von Werner Huse, später Vizepräsident des Bundes Deutscher Segler
und O-Jollen-Klassenobmann

Jörg Lehmann – Klassenobmann der Piraten und Mitglied der Technischen Kommission

Andreas Wahle – Klassenobmann der 20 qm-Jollenkreuzer

Wilfried Lippert – Klassenobmann der O-Jollen

Außerdem haben auch noch im Berliner Bereich, das heißt im Bezirksfachausschuß Segeln für das Regattageschehen Werner Kupilas, Max Berg, Willi Wege, Manfred Reihe, Bodo Salbach, Uschi Bossek und in der Prüfungskommission Rudi Gasde tatkräftig mitgewirkt.
In diesem Zusammenhang muß man noch den Betrieb einer Segelschule erwähnen. Über viele Jahre hinweg wurde jährlich für die Öffentlichkeit vom Verein Unterricht in Segeltheorie in einem Pankower Schulgebäude durchgeführt. Stets war großer Zuspruch. Aus Unterrichts- und Raumgründen mußte die Teilnehmerzahl auf 70 bzw. 80 begrenzt werden. Das ging 10 bis 12 Wochen lang jeweils einen Abend in der Woche, 2–3 Stunden. Die Dozenten dieser Schule waren alle Vereinsmitglieder. Die genehmigten Teilnahmegebühren flossen in die Vereinskasse.

Im folgenden eine Darstellung der Mitgliedschaft (Senioren und Jugend)

Anzahl der Mitglieder
1923 – 175
1942 – 128
1947 – 120
1952 – 183
1957 – 178
1962 – 185
1967 – 196
1972 – 150
1977 – 194
1982 – 211
1987 – 195
1992 – 189


Das Vereinsleben 1990 bis 1996

Die Zeit der Wende, November 1989, Freude, Hoffnung, Staunen. Neues stellte sich ein und mußte von Jedem erst einmal verkraftet werden. Unter 40 Jahre DDR-Politik konnte jetzt ein Strich gezogen werden.
Nach anfänglicher Euphorie und neuer immenser Motivation kamen dann auch schon bald die Fragen: Was nun, wie geht’s weiter, wie wird Unrecht wieder zu Recht, was kann man tun, wie löst man die persönlichen Probleme im Beruf, in der Familie, was wird mit dem Verein?
Tausend Fragen, die auch und vor allem auf den im September 1989 neu gewählten Vorsitzenden des Vereins, Jörg Lehmann, zukamen.
Als „gelernter DDR-Bürger“ mußte man sich erst einmal in Neuem üben. Hier standen uns dann auch bald nach der Wende unsere alten Mitglieder, die fast 30 Jahre durch die Mauer getrennt von uns in Westberlin oder Westdeutschland lebten, mit ihrer Erfahrung zur Seite. Mit Rat und Tat, vor allem mit materiellen Mitteln erhielt der Verein von ihnen nicht unerhebliche Förderung.
Die vordringlichste Aufgabe des Vorstands war, die rechtliche Lage des Vereins zu klären. Das Amtsgericht Charlottenburg ließ uns wissen, daß für einen WSV 1921 eine Eintragung im Vereinsregister und eine gültige Satzung von 1940 vorliege. Mitglied dieses Vereins konnten nur diejenigen Mitglieder sein, die nach dieser Satzung in den WSV 1921 eingetreten waren. Die Sportfreunde Bruno Stöfhase, Jahrgang 1905, Eintritt 1930 und Otto Günther, Jahrgang 1904, Eintritt 1930, waren die einzigen noch Lebenden des alten WSV 1921. Nur sie allein waren berechtigt, einen Antrag auf Bestellung eines Notvorstandes zu stellen, der dann nach geltendem Vereinsrecht neue Mitglieder in den Verein aufnehmen und Versammlungen abhalten konnte. Bedingung war allerdings dabei noch der Nachweis, daß der letzte Vorsitzende aus der Zeit der Satzung von 1940, Herbert Lemke, verstorben war.
Die Aufnahme aller Mitglieder der ehemaligen Sektion Segeln der SG Grün-Weiß (154 Senioren und 25 Junioren) in den WSV 1921 erfolgte am 24.2.1991. Mit diesen „neuen“ Mitgliedern wurde eine neue Satzung beschlossen und ein neuer Vorstand mit Jörg Lehmann an der Spitze gewählt. Bevor die neue Satzung am 23.3.1992 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Charlottenburg eingetragen und damit rechtswirksam wurde, mußte der Vorstand nach Hinweisen und Empfehlungen von Amtsgericht und Notar einige Korrekturen vornehmen und von den Mitgliedern bestätigen lassen. Ein sehr kompliziertes und aufwendiges Verfahren, aber wohl unerläßlich für die weitere Klärung der Grundstücks- und Eigentumsverhältnisse des WSV 1921.
Letztgenanntes Problem ist allerdings bis zum Abschluß der vorliegenden Chronik ungeklärt.
Da für eine Vielzahl von Vereinen im Ostteil Berlins analoge Verhältnisse vorliegen, bildete sich eine Interessengemeinschaft, der sich der WSV als Mitglied anschloß. Ansprüche auf die Grundstücke stellt der Senat von Berlin, der nach seiner Meinung die Rechtsgrundlage dafür aus dem Einigungsvertrag vom 1990 entnimmt. Ein Musterprozeß, der Mitte 1995 geführt wurde, beweist allerdings das Gegenteil. Das Urteil wurde zugunsten des klagenden Vereins gesprochen. Ein Berufungsverfahren, eingeleitet durch den Senat, steht noch aus.
Mit dem Bäderamt Berlin-Köpenick (Verwaltungsstelle des Senats) als Nachfolgeeinrichtung der Bootshausverwaltung aus DDR-Zeiten wurden entsprechende Vereinbarungen über Pflege, Instandhaltung, Reparaturen usw. getroffen. Im Juni 1991 wurde eine ABM-Stelle (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) für die Wartung und Pflege unseres Sportobjektes freigegeben. Diese Stelle wurde bis Juli 1993 bewilligt. Gleichzeitig war damit auch unsere Kantine bis zu diesem Zeitpunkt bewirtschaftet. Entscheidend für die weitere Arbeit war am 21.5.1993 der Abschluß eines Nutzungsvertrages für 10 Jahre. Der Verein übernahm sämtliche Kosten für Unterhaltung und Bewirtschaftung. Damit war die Basis gegeben für die Beantragung von Fördergeldern, die dringend für die Rekonstruktion des Vereinshauses und der Toiletteneinrichtungen benötigt wurden.
Die Kantine, eigentlich immer ein Treffpunkt zum Snack und Klönen bei Bier und sonstigen Getränken, litt unter den für viele doch etwas unsicheren Verhältnissen in den ersten Jahren nach der Wende sowie auch der ab 1993 bis 1995 provisorisch geführten Selbstbewirtschaftung, obwohl sich die Verantwortlichen immer sehr viel Mühe gaben.
Durch die Bewilligung von Fördermitteln des Senats war es dem Verein möglich, die Sanitäreinrichtungen und die Kantine im Jahre 1995 vollständig umzubauen und neu zu gestalten.
Im Sport war nach der Wende natürlich wie überall vieles neu strukturiert. Zunächst bestand ja bis Oktober 1990 die DDR noch als Staat. BDS (Bund Deutscher Segler) und BFA (Bezirksfachausschuß) bemühten sich um Organisation des Sportbetriebes. Zur Saison 1990 gab es dann auch eine neue Satzung des BDS. Darüber hinaus trat auch eine neue Sportbootordnung zu diesem Zeitpunkt in Kraft.
Die endgültige Wiedervereinigung Deutschlands am 3.Oktober 1990 änderte natürlich auch die bis dahin aufgebaute Struktur des Sports. Die beiden Deutschen Seglerverbände DSV und BDS vereinigten sich zum Seglertrag im Oktober 1991, der WSV 1921 wurde Mitglied im DSV (Deutscher Seglerverband) sowie auch im BSV (Berliner Seglerverband). Die Bootsklassen organisierten sich zu dieser Zeit ebenso zu gesamtdeutschen Klassenvereinigungen.
Vor allem war aber nun auch für jeden Segler jedes Revier offen, die Teilnahme an nationalen oder auch internationalen Regatten war für jedermann gewährleistet. Eine Möglichkeit, auf die wir Segler zu DDR-Zeiten im Verein immer vergeblich gehofft hatten. Die Freiheit, überall segeln zu können, wurde zwar kurz nach der Wende von vielen Seglern, u.a. durch die großzügige Unterstützung von vielen Veranstaltern aus den alten Bundesländern redlich genutzt, aber schon bald ließ das Interesse am Regattasegeln wegen vieler persönlicher Probleme stark nach. Und das nicht nur an Regatten außerhalb Berlins, sondern sogar bei den Regatten unmittelbar vor unserer Haustür. Erst zur Saison 1994 konnte man wieder merklich gewachsene Regattafelder registrieren. Aus vielerlei Gründen ist jedoch die Spitzenposition im Regattasegeln aus den 70er und 80er Jahren, bisher jedenfalls, vom Verein noch nicht wieder erreicht worden.
Der Beschluß vom Mai 1988, aus Traditionsgründen im Verein nur Jollen zuzulassen, wurde im September 1991 durch eine neue Hafenordnung geändert. Danach waren im Verein Kielboote zugelassen, was sich dann, wie aus der Boots-Statistik 1994 zu erkennen, in der Praxis auch bald umsetzte (siehe Abschnitt segelsportliche Veranstaltungen und Aktivitäten), Zugleich stieg auch wieder das Interesse am Segelsport allgemein, aber auch am Regattasegeln.
Eine sehr erfreuliche Entwicklung nahm in den letzten Jahren der Kinder- und Jugendsportbereich. Persönliches Engagement bei der Gestaltung des Trainings zu Wasser und zu Lande sowie bei gemeinsamen Veranstaltungen ließ bei den Kindern und Jugendlichen Freude und Spaß am Segelsport erkennen. Hoffnung auf zum Verein stehenden Nachwuchs kann aufkommen. Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hat dabei Gerhard Gaerisch alias „Egon“.
Arbeitsleistungen für den Verein gehören nach wie vor zur Pflicht eines jeden Mitgliedes.
Hohe Anforderungen waren gestellt; die Genehmigung von Fördermitteln bedingte auch materielle und finanzielle Eigenleistungen des Vereins in Höhe von 91.000 DM. Einsatz von Organisatoren für eine effektive Arbeitsleistung war gefragt.
Zum Saisonbeginn 1994 wurde ein obligatorischer Arbeitsdienst für alle Frauen des Vereins, auch für die, die mit ihren männlichen Partnern Kojen des Vereins ständig nutzen, ohne Mitglied des Vereins zu sein, eingeführt.

Ein Großteil der Aufgaben des Arbeitsdienstes wiederholt sich im wesentlichen jährlich. So sind z.B. die Reparatur- und Lackierarbeiten der Jugendboote eine permanente Aufgabe im Frühjahr. Vorbereitungs- und Aufräumungsarbeiten zu den Veranstaltungen, Gartenarbeit, Frühjahrsputz oder Reparaturen an den technischen Einrichtungen mit allen Gewerken, sind Aufgaben, die vom technischen Bereich des Vereins zu erfüllen sind. Insgesamt werden jährlich 4 bis 5.000 Arbeitsstunden absolviert. Dazu kommen noch Sonderleistungen, die bei Rekonstruktionsmaßnahmen, z.B. beim Toiletten- und Kantinenumbau erforderlich waren und sind.

Im technischen Bereich war über Jahrzehnte lang einer immer besonders dominant, Willy Thomas. Mit Rat und Tat stand er dem Verein stets zur Seite.

Veranstaltungen, wie An- und Absegeln – teilweise in Verantwortung für das gesamte Revier –, wie Frühkonzert zu Pfingsten, Sommerfest für alt und jung, Jubilarfeier, Wandertag in die Berliner Umgebung im Spätherbst – eine Neuerung im Veranstaltungskalender seit 1991 – Kinderweihnachtsfest und Silvesterfeier, gehören nach wie vor zum Standardprogramm des Vereins.

Die Mitgliederzahl hat sich in all den Jahren nach 1945 relativ stabil gehalten. Eine Statistik der Jahre 1993/1994 zeigt die Anzahl und die Zusammensetzung der Jahrgänge.
Im Schnitt hat sich die Mitgliederzahl bei etwa 200 gehalten, sicherlich in den nächsten Jahren noch steigerungsfähig, vielleicht auch notwendig.


Die segelsportlichen Veranstaltungen und Aktivitäten

Nach den harten Jahren des Auf- und Ausbaus auf dem Vereinsgelände bekam der Segelsport immer mehr Priorität. Während anfänglich nur ab und zu Zeit zum kleinen Törn auf dem Langen- und Seddinsee war, zeigte sich schon bald stärkeres Interesse am Wandersegeln auf Berlin’s Gewässern, aber auch am Regattasegeln.
Über den Bootsbestand aus ersten Jahren liegt leider keine Aufstellung vor. Aber dem Programm zum Sportfest des WSV 1921 am 7. August 1927 ist bereits die stattliche Zahl von 27 Segelbooten (bei ca 80 Mitgliedern) zu entnehmen.
In der Starterliste aus gleichem Anlaß 1928 werden für den WSV 1921 folgende Bootsbestände angegeben:

1. Segelboote insgesamt 41
1 10er Rennjolle C 1 Flossenkieler F
2 15er Rennjolle M 3 Kreuzer A
1 15er Rennjolle D 1 Jollenkreuzer A
1 20er Rennjolle Z 10 Jollen 7,9 qm I
1 10er Wanderjolle B 4 Jollen 9,9 qm II
2 15er Wanderjolle H 6 Jollen 11,9 qm III
3 20er Wanderjolle W 3 Jollen 13,9 qm IV
1 25er Jollenkreuzer

2. Motorboote insgesamt 12
6 Schachtmotorboote 5 Offene Tourenmotorboote
1 Kajütmotorboot

3. Sonstige Boote insgesamt 47
21 Ruderboote 11 Paddelboote
15 Angelkähne
Sehr vielseitig waren die Sportveranstaltungen, vorrangig natürlich die Segelsportwettkämpfe.
Die folgenden Veranstaltungsprogramme sprechen für sich.

In den Jahren 1933/34 entwickelte sich im WSV 21 besonders die H-Jolle, eine 15qm-Wanderjolle, sehr stark. Waren 1930 gerade mal 2 Boote im Verein, so kamen bereits 1933 4 H-Jollen und 1934 schon 7 Boote dieser Klasse vom Verein an den Start zum Vereinssportfest.
Es war schon beachtenswert für den Berliner Raum, eine so große Flotte im Verein zu haben. Bis weit in die 70er Jahre war die H-Jolle eine Domäne der „21er“.
Die Leistungsstärke der 21er-Segler steigerte sich ständig. Demzufolge war es auch ganz natürlich, daß nicht nur vor der Haustür gesegelt wurde, sondern jetzt fand man schon auf vielen Berliner Revieren in den Starterlisten Boote des WSV 1921.
So berichtet der 1.Vorsitzende Hugo Bräuer im Juli 1931 von der ersten großen Schleppfahrt des WSV mit 16 Booten zur Jubiläumsregatta des Segel-Club Nordstern (Tegeler See). Sehr erfreut waren die Teilnehmer über die hervorragende Gastfreundschaft, die gute Unterkunft und die gelungene Veranstaltung. Die Schleppfahrt war ein besonderes Ereignis, war doch ein großer Teil der Segler bis dahin sehr skeptisch, so etwas zu realisieren. Doch alle kamen begeistert wieder zurück.
Im gleichen Jahr noch fand man 20 Meldungen des WSV in der Starterliste zur Müggelseewettfahrt. Diesmal waren die Rahnsdorfer Segler die Gastgeber. Ergebnisse aus dieser Zeit konnten vom Chronisten nicht ermittelt werden, auch nicht von den Vereinsregatten. Mit Sicherheit waren aber in den Vorkriegsjahren die H-Jollensegler der 21er eine beachtenswerte Seglerkonkurrenz hier in Berlin.
Während der Kriegszeit reduzierte sich bedauerlicherweise die Anzahl der Wettfahrten, bis sie dann 1944/45 ganz und gar wegfielen. Wer war schon noch da, um Veranstaltungen zu organisieren und an Wettfahrten teilzunehmen.
Das Leid des Krieges griff um sich.
1945, das Jahr des Aufatmens nach Not und Trostlosigkeit, das Jahr des Neubeginns, der Aussicht auf Aufbau und Wiederbelebung eines gesunden, frohen Vereinslebens, brachte neue Kraft und Schwung. Wenn es auch unmittelbar nach Kriegsende viele Probleme vor allem im persönlichen Bereich zu lösen gab – Berufs- und Ernährungsprobleme, Auseinandersetzung mit den Besatzungsbehörden, Eigentumsfragen usw. usf. (an anderer Stelle mehr darüber) – so kam doch auch bald wieder die Lust auf, sich zu engagieren, endlich wieder etwas für Spaß und Freude, für den Segelsport und vor allem für den Verein zu tun.

Nach anfänglichen kleineren Kräftemessen auf den Berliner Seen, insbesondere vor der Haustür, hatten es dann die Sportorganisatoren des WSV 1921 geschafft,
die erste größere Regatta nach dem Krieg auf dem Langen See zu veranstalten.
Nach vielen Bemühungen um Genehmigungen, sowohl für die Wettfahrten als auch für den am letzten Tag stattfindenden Regattaball, konnte am 17., 23. und 24.August 1947 eine Regatta als Sonderwettfahrt für die 15 qm Wanderjolle (H) gestartet werden. Die Wettfahrt um das „Blaue Band vom Langen See“.

Eine stolze Armada von 36 Booten war am Start. Einer Traditionsregatta für den WSV 1921 war damit der Grundstein gelegt. Bis heute wird sie jährlich jeweils Ende Juli/Anfang August veranstaltet, in all den Jahren immer die größte Veranstaltung im WSV 1921. 1960 gab es die Rekordbeteiligung von 54 Booten. Bemerkenswert dabei, daß das erste Siegerboot des Blauen Bandes von 1947, die H 528 auch 1995 noch am Start war, natürlich als Oldtimer.

Die H-Jollenklasse hat sich besonders in den 70er und 80er Jahren stark modernisiert und ist mit den Konstruktionen der früheren Jahre kaum noch zu vergleichen.
Außerordentlich viel Mühe mit der Organisation dieser Veranstaltung hat sich von Anfang an Werner Huse gemacht. Ihm zu Ehren erhielt diese Regatta dann auch nach seinem Tod 1976 den Zusatz „Werner-Huse-Gedächtnisregatta“.
Geprägt war das Blaue Band immer durch unterschiedlichste Windverhältnisse, mal Flaute, mal Gewittersturm, mal Regenschauer. Dies kommt auch in einem Gedicht aus den 50er Jahren zum Ausdruck, von einem, der es immer wieder versuchte, in die Siegerliste eingetragen zu werden.

„Das Blaue Band“ (Autor unbekannt)
Ein Neujahrswunsch für unsere H-Jollen-Favoriten

Symbol des Wettstreits auf des Meeres Wogen
ist ewig schon ein „Blaues Band“.
Dies nun auf uns’re Heimat hier bezogen
den Beifall aller Jollensegler fand!
Dem „Rasmus“ blieb es vorbehalten,
dem schönsten Boot in Luv und Lee
den Preis der H-Joll’n zu gestalten:
Das „Blaue Band vom Langen See“!

Und doch so wunderschön dies Ringen,
uns hat’s noch nie den Sieg erbracht,
der Windgott ließ es nicht gelingen -
stets hat er uns ‘nen Strich gemacht!

Erst mocht es noch so tüchtig wehen,
der Startball fällt, die Fahrt beginnt,
Die H-Jolln auf die Reise gehen;
der Wind ist aus, wo bleibt der Wind?

So meisterlich die Unsern schinden,
sie dümpeln sich zur Tonne hin,
dann regnet’s, Petrus wird noch mehr erfinden;
beim „Blauen Band“ ist alles drin!

So ging es leider Jahr um Jahr,
mal Flaute und mal Rejen.
Und Rasmus wird es langsam klar:
Wir hab’n dabei keen Sejen!

Darum wünsch’ für „einundfünfzig“ ich,
daß wir es diesmal kriejen,
sonst ärger ick mir fürchterlich,
wenn wieder andre siejen

Dann H-Jolln-Meester holt Euch fast,
der Vorstand jibt Euch denn eens druff
und hängt Euch an den höchsten Mast,
mit eenem blauen Bändchen uff!

Eine Liste aller Sieger ist im Abschnitt „Segelsportliche Erfolge“ zusammengestellt. 1952 wurde die H-Jollen-Regatta vom WSV 1921 nicht gestartet. Warum, kann nur vermutet werden. Die Administration der DDR hatte ein Gesetz erlassen, nach dem alle Boote besonders zu registrieren waren. Diese Aktion wurde sehr skeptisch aufgenommen, da Enteignung und Verstaatlichung zu dieser Zeit nicht unüblich war. Westberliner Eigner waren dabei besonders gefährdet. Die Gemüter waren allgemein stark erregt. Deshalb hielten sich ein Großteil der ostberliner Regattasegler vom aktiven Sport zurück. Wahrscheinlich entfiel damit der Start zum „Blauen Band“.
In den 60er Jahren entwickelte sich dann im Verein besonders die O-Jollen-Klasse.
Dominierend in dieser Klasse war zu dieser Zeit insbesondere Karlheinz Schröter. Er war es, der sehr viel für den Erhalt aber auch für die Zukunft der Klasse getan hat. Karlheinz Schröter setzte den Grundstein für eine weitere Traditionsveranstaltung im Verein, den „Einhandpokal“, der erstmals im Jahr 1972 ausgesegelt wurde. Bis heute hat diese Wettfahrtreihe einen festen Platz im Berliner Regattakalender. Ursprünglich war es das Wochenende vor dem Ansegeln, ab 1993 wurde dann im Mai um den Pokal gesegelt. Eine Liste aller Sieger ist im Abschnitt „Segelsportliche Erfolge“ beigefügt.
Eine weitere republikoffene Veranstaltung setzte der Verein für Jugendliche, ursprünglich für die 420er-Jollen, später auch noch für OK-Jollen, auf den Terminkalender der Berliner Segler. Gegründet war damit 1975 der „Hugo-Bräuer-Preis“.
Obwohl sich alle Jugendleitungen und Vorstände des Vereins in den folgenden Jahren mühten, stets eine hohe Beteiligung zu erreichen, gab es nach anfänglicher Euphorie und hoher Beteiligung bald eine fallende Tendenz. Der Wettergott hatte den Verein im Stich gelassen. Entweder war zuviel Wind, daß nicht gestartet werden konnte, oder es war Flaute – die Wettfahrt fand immer Ende September statt. Dadurch wurde die Teilnehmerzahl immer geringer, so daß diese Regatta ab Mitte der 80er Jahre nicht mehr gestartet wurde.
Der gesamte Bootsbestand im Verein stellte sich 1947 wie folgt dar:

52 Segelboote: 33 sonstige Boote:

19 H-Jollen 10 Motorboote
12 Ausgleichjollen 10 Angelboote
5 10qm-Jollen 7 Paddelboote
4 Ausgleich-Jollenkreuzer 6 Ruderboote
3 20qm-Jollenkreuzer  
3 15qm-Jollenkreuzer  
3 O-Jollen  
2 20qm-Wanderjollen  
1 30qm-Jollenkreuzer  

Über die Entwicklung des Bootsbestandes aus den 30er und 40er Jahren liegt nichts vor. Auf jeden Fall hat sich insbesondere die H-Jollenklasse stark entwickelt. In der Liste von 1947 ist immerhin die H-Jollenklasse mit 19 Booten des WSV 1921 am stärksten vertreten.

In den nachfolgenden Jahren stieg die Anzahl bei den 15qm-Jollenkreuzern erheblich an, ebenso war es aber auch bei den Piraten und O-Jollen. Eine Übersicht zeigt den Bootsbestand bis 1994.
 

Jahr 1957 1967 1977 1989 1994
20qm JK 2 3 1 3 4
15qm JK 13 10 12 18 26
H-Jolle 17 11 11 6 4
z-Jolle 4 4 4 2
Pirat 19 17 14 16 18
O-Jolle 9 15 19 18 15
Yoxi - - - 4 3
Ixylon - - 3 1 1
420er - - 4 6 5
470er - - - - 1
OK - - - 8 8
Cadet - 2 5 7 6
Opti - 3 5 8 10
Laser - - - - 1
Europe - - - - 3
Ausgleicher 19 6 5 1 5
Kielboote - - 1 2 9
Motorboote 11 4 17 10 11
Angelboote 27 1 2 2 2
Ruderboote 6 8 - 2 -
Paddelboote 10 4 - - -
Summe 137 88 103 114 134

Regattasport hatte höchste Priorität, der Verein unterstützte auf vielerlei Art jeden, der an einer Regatta teilnahm. Aus den Jahresberichten ab der 50er läßt sich fast lückenlos nachweisen, in welcher Form es Förderung gab. Startgeld sowie Transport- und Fahrtkosten wurden jedem Startenden erstattet. Die Förderung zeigte natürlich Wirkung. Ein Stamm von ca. 30 bis 50 Regattasegler kristallisierte sich heraus. Die Erfolge blieben nicht aus.

Von 1950 bis 1994 wurden in unterschiedlichen Klassen 40 Deutsche- bzw. DDR-Meistertitel und 77 (Ost-)Berliner Meistertitel ersegelt. Viele Jahre war die Sportgemeinschaft Grün-Weiß, Sektion Segeln, so nannte sich der Wassersport-Verein 1921 ab 1953, die stärkste Segelsektion der DDR im nationalen Bootsbereich.
In Berlin (Ost) wurden seit 1952 Mannschaftsmeisterschaften gestartet. Das war eine weitere Möglichkeit, die Regattastärke der Vereine untereinander zu messen. In sechs, später in neun Klassen wurde gestartet (in jeder jeweils nur ein Boot je Verein). Die Summe der in den einzelnen Klassen ersegelten Plätze kam zur Wertung. Bis 1975 wurde vom Verein neunmal der Meistertitel ersegelt. Ab 1982 startete der Verein sogar ab und zu mit zwei Mannschaften.
Durch die starke Regattatätigkeit hatten unsere Mitglieder natürlich ein hohes Maß an Erfahrung. Demzufolge fand sich der Verein auch bereit, viele Großveranstaltungen für Berlin und die gesamte Republik zu organisieren und durchzuführen. Dazu gehörten Deutsche Meisterschaften in Berlin und in Mecklenburg, auf dem Müggelssee und auf der Müritz, aber auch viele Berliner Meisterschaften auf dem Müggelsee. Als Wettfahrtleiter profilierten sich in dieser Zeit insbesondere Werner Huse sowie später Günter Lahl. Als Organisator für diese und andere Veranstaltungen im Berliner Raum war Werner Kupilas nicht wegzudenken.

Eine Veranstaltung besonderer Art war in den Jahren 1959 bis 1961 für unseren Verein die Scharmützelsee-Woche. Entweder mit einem damals noch richtig dampfbetriebenen, gecharterten kleineren Schlepper oder mit eigenen Motorbooten als Schlepper ging es ab Verein mit ca 15–30 Booten in Richtung Wendisch-Rietz zum Scharmützel. Eine tolle Gaudi für jeden. An der „Wiese“ in Rietz wurde gezeltet. Gesegelt wurde um einen Wanderpreis, das Gemälde eines Großseglers auf hoher See. Mit drei klaren Erfolgen hintereinander konnte dieser Wanderpreis 1961 endgültig gewonnen werden – der Preis hängt heute noch im Vereinssaal. Das Drum und Dran, die Rahmenveranstaltungen dazu, waren für alle Beteiligten ein unvergeßliches Erlebnis.

Ein Erlebnis besonderer Art gab es einmal in der Schleuse Kummersdorf, als der Schleppzug des Vereins bergab geschleust wurde, und der Schlepper mit einem 50mm Tampen fest am Poller hing. Der Schiffer versäumte zu fieren, das Schiff bekam starke Neigung, der auf Deck stehende Motorroller drohte über Bord zu rutschen. Just, diese Katastrophe auf sich zukommen sehend, kappte der Schiffer kurz entschlossen den Tampen. Platsch – eine Riesenwelle ließ alle Boote in der Schleuse hin und her schwojen, natürlich mit fürchterlichem Gebrüll der jeweiligen Eigner. Zum Glück entstand kein größerer Schaden.
Unvergeßlich sind aber auch für viele Regattasegler die teilweise vom Verein mit organisierten Schleppzüge zu den Deutschen Meisterschaften, wenn sie denn auf dem Plauer See oder Fleesensee in Mecklenburg oder auf dem Breitling bei Kirchmöser (Brandenburg) stattfanden.
Auch hier gravierende Erlebnisse im Schleppzug. Schon das Anbinden an die Mitteltrosse des Schleppers war für viele Bootsführer problematisch. Unter prüfenden Blicken der anderen mußte man auf Anhieb den Stopperstek können. Obwohl alles hervorragende Regattasegler, aber da gab’s oft Schwierigkeiten und die lästigen Bemerkungen der anderen.
Auch das Versteuern im Schlepp löste oft große Aufregung aus, da die Sicherheit der anderen damit gefährdet war. So kam es auch schon mal zu Kenterungen. Einmal war’s ein Frauenpirat, der kieloben schwamm. Zum Glück war nichts weiter passiert, es gab auch nur unwesentliche Verluste. Aber das Trocknen der Damenbekleidungsstücke, verteilt auf mehrere Boote des Schlepps, sah schon sehr lustig aus.

Durch eine gesetzlich verankerte „Kann-Bestimmung“ bekamen viele unserer Segler in ihren Betrieben eine entsprechende Freistellung von der beruflichen Tätigkeit zur Teilnahme an besonderen sportlichen Veranstaltungen wie z.B. DDR-Meisterschaften gewährt.
Zu Zeiten der „Mauer“ in Berlin waren die Anfahrtswege auf eigenem Kiel nach Mecklenburg besonders lang. Berlin mußte umfahren werden. Der Kurs ging über den Oder-Spree-Kanal nach Eisenhüttenstadt, über die Oder bis Hohensaaten, über den Oder-Havel-Kanal nach Oranienburg und dann die Havel aufwärts bis zur Müritz. Das Wetter war nicht immer das beste. Oft hat es während des einwöchigen Schlepps die ganze Zeit geregnet. Morgens hieß es immer bereits um 4.30 Uhr: „Reise, Reise“ – und der Schleppzug setzte sich in Bewegung. Alles war noch naß und klamm. Dann tröstete man sich: „Immer noch besser als arbeiten gehen!“
Hervorragend die Empfänge nach den Meisterschaften im Verein, auch dann wenn mal kein Meistertitel mit nach Hause gebracht wurde. Es war eine schöne Ehrung für alle Aktiven und Begleiter. Diese allgemeine Anteilnahme der Mitglieder hat leider in den letzten Jahren nachgelassen.
Seesegeln? Seesegeln war keine Sportart für den WSV 1921. Angeln, Rudern, Segeln auf heimischen Revieren waren das Prä in den 20er und 30er Jahren im Verein. Wenn man auch ab und zu mal einen Ausflug an die Nord- oder Ostsee machte, zu mehr als einer Fährenfahrt oder kleinem Ausflugstörn kam es nicht. In den Kriegsjahren bzw. unmittelbaren Nachkriegsjahren gab es schon gar keine Möglichkeiten. Für DDR-Bürger gab es nur in großen Ausnahmefällen und mit kompliziertem Genehmigungsverfahren Gelegenheit, küstennahe Gewässer zu befahren. Anfang der 70er Jahre lag aber trotzdem das erste Kielboot im Hafen des Vereins, ein Vierteltonner-Selbstbau von Jörg Lehmann. Er suchte die Möglichkeit, auf See zu fahren und fand sie dann auch. Durch die Beteiligung an den immer öfter veranstalteten Seeregatten, die später als Meisterschaftsläufe gewertet wurden, öffneten sich die Küstengewässer der Ostsee für den engagierten Seesegler. Dies wurde so weit wie möglich genutzt. Da die auf „Kreuz As“ fahrenden Mannschaften meist erfahrene Regattasegler waren, gab es dann auch bald Erfolge. Die Krönung war der Meistertitel in der Vierteltonnerklasse 1984.
Mit „Kreuz As“ gelang es aber auch, Langtörns genehmigt zu bekommen. Der weiteste Anlaufpunkt war Leningrad (heute St. Petersburg). Ein Törn ca. 1650 Seemeilen in 4 Wochen.
Nach der Wende 1989 öffneten sich die Weltmeere für alle. Dies wurde und wird in erheblichem Maße mit steigender Tendenz genutzt.
Eine recht große Zahl von Mitgliedern geht jährlich auf „Große Fahrt“. Norwegen, Schottland, Griechenland und die Türkei, aber auch die Karibik, gehören zu den Revieren, wo der WSV 1921 bereits Flagge zeigte.