Geschichte
Die Geschichte des WSV 1921
Am 17. April 1921 fanden sich Wasser- und Angelsportfreunde zusammen und gründeten . . .
2007-2010: hier kann man der Vergangenheit des WSV 1921 stöbern . . .
2007: Bericht zum Seglertag 2007 in Leipzig (WSV erhält Auszeichnung für Fahrtensegeln)
2005: Stegbautagebuch
1996: 75. Jubiläum
Auszug aus der Vereinschronik zum 75. Jubiläum (erstellt von Andreas Wahle)
Gründungszeit - Auf- und Ausbau des WSV
Das Vereinsleben 1921 bis 1945 - 1945 bis 1990 - 1990 bis 1996
Sportliche Veranstaltungen und Aktivitäten
Karolinenhof, ursprünglich ein Teil der
Gemeinde Schmöckwitz, entstand in den Jahren um 1785. Die Gemeinde Schmöckwitz,
bereits 1375 als Smekwitz und Smekewitz erwähnt, erhielt 1782 vom Köpenicker
Amtsforst ein 72 Hektar großes Gelände zugewiesen, auf dem ein Siedler namens
Kersten einen Bauernhof anlegte, den er nach dem Vornamen seiner Frau
Karolinenhof nannte. 1894 erfolgte die Parzellierung des ehemaligen Bauernhofs
und ab 1895 entstand die Villenkolonie Karolinenhof.
Zu dieser Zeit war Schmöckwitz und der Forst um Schmöckwitz schon ein
beliebtes Ausflugs- und Wanderziel. An den Ufern des Langen Sees, hier in der
Karolinenhofer Bucht, boten sich hervorragende Plätzchen für Angler an.
Angler aus Berlin und der näheren Umgebung nutzten dieses schöne Stück Erde.
Bald fanden sich denn auch Freunde und Gleichgesinnte, die sich mit dem Gedanken
befaßten, die Angelplätze für ständig zu sichern und nicht erst nach langem
Anmarschweg immer wieder neu zu suchen.
Karolinenhof konnte man Anfang des 20. Jahrhunderts von Berlin nur erreichen mit
einer Dampfeisenbahn bis Grünau und von dort weiter mit der sogenannten
Uferbahn, entlang am Langen See. Es war eine Straßenbahn mit bzw. schon mit
elektrischem Antrieb.
Die Dampfeisenbahn bis Grünau fuhr noch bis zum Jahr 1928. denn erst am
15.Oktober1928 wurde der elektrische Stadtbahnbetrieb auf den Strecken
Charlottenburg-Südring-Grünau und Stralau-Rummelsburg-Grünau aufgenommen.
Die unzureichende Verbindung zur nächsten Eisenbahnstation war für die
Gemeinde Schmöckwitz Anlaß zur Herstellung einer Straßenbahnverbindung nach
Grünau. Auf Grund von Protesten wurde statt der vorgesehenen elektrischen
Straßenbahn eine Benzolbahn eingerichtet. Die Bauarbeiten waren bereits im
Herbst 1911 beendet, da man aber im Winter keinen regen Verkehr erwartete, wurde
die Inbetriebnahme auf den März 1912 verschoben. Die 8km lange Strecke zwischen
Grünau und Schmöckwitz, am Ufer der Dahme entlang, gehörte der Continentalen
Eisenbahn-Bau- und Betriebs-Gesellschaft in Frankfurt am Main. Für den
Benzolbetrieb standen drei Benzoltriebwagen (Nr. 1-3) der Firma Siemens und
Schuckert und sechs Beiwagen (Nr. 21-26) zur Verfügung.
Auf Grund des regen Zuspruchs sah sich die Bahnverwaltung bald veranlaßt, den
Benzolbetrieb in einen elektrischen Betrieb umzuwandeln, der bereits im Juli
1912 aufgenommen werden konnte. Da die bestellten fünf Triebwagen nicht
rechtzeitig eingetroffen waren, wurden Triebwagen der Großen Berliner
Straßenbahn mit einem Schleifbügel versehen und vorübergehend auf der
Uferbahn eingesetzt.
Im Jahre 1924 wurde die Uferbahn von der Berliner Verkehrs-GmbH, einer
Tochtergesellschaft der Berliner Straßenbahn Betriebs-GmbH, gekauft und eine
Tarifgemeinschaft mit dem letztgenannten Unternehmen eingerichtet. Ein Jahr
später wurde die Uferbahn von der Berliner Straßenbahn Betriebs-GmbH
übernommen, es erfolgte die Einführung von Rollenstromabnehmern, die
Inbetriebnahme einer neuen Strecke in Karolinenhof und die Verlängerung der
Linie nach Köpenick.
Die Strecke ist noch heute in Betrieb und gehört mit zu den schönsten
Straßenbahnstrecken Berlins.
Zurück zur Gründerzeit. Also die Angler wollten sich für mög-lichst lange
Zeit ihr Plätzchen sichern. Der gemeinsame Ge-danke, einen Verein zu gründen,
lag auf der Hand. Man war sich einig, es fanden sich viele Angel- und
Wassersportfreunde zusammen, um am 17.April1921 den Angel-Sport-Verein „Rotfeder“
(e.V.) Schmöckwitz zu gründen.
Der Sprecher und erste gewählte Vorsitzende im Gründungsjahr hieß Arthur
Dickow. Wahlunterlagen liegen aus dieser Zeit nicht mehr vor, jedoch ist dem
Schriftverkehr von 1921 seine Unterschrift als Vorsitzender zu entnehmen, dies
aber nur bis Ende 1921. Seine Mitgliedschaft endete 1925, nachdem er durch
verschiedene Eigenmächtigkeiten in Sachen Grundstück und Neubau im Verein
erheblich an Sympathien verloren hatte.
Bereits 1922 wurde Robert Craemer zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Das erste Statut vom Gründungsantrag stammt laut Auszug aus dem Vereinsregister
vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg vom 24.April1921. Danach gab es ein neues
Statut des Angelsportvereins „Rotfeder“ und parallel dazu eine
Satzungsänderung des Wassersport-Verein 1921 e.V., das der Mitgliederversammlung am 8.Dezember1921 zur Abstimmung vorgelegt wurde. Sowohl
das Statut als auch die Satzung beziehen sich auf die Vereinsgründung am 17.
April 1921. Der Gründungsvereinsname „Rotfeder e.V.“ wurde zu der
Versammlung am 8.12.1921 durch die Annahme der Satzungsänderung gelöscht.
Jetzt hieß der Verein „Wassersport-Verein 1921 e.V.“ Dieser Name wurde im
Vereinsregister des Amtsgerichts Charlottenburg noch mit dem Zusatz „gegründet
am 17.4.1921“ am 6. Februar 1923 registriert, der aber dann später wieder
gelöscht wurde.
Mit der Vereinsgründung war die Basis geschaffen, Pachtland bzw. Grund und
Boden zu erwerben. Bereits 1921 war der erste Pachtvertrag geschlossen. Der Auf-
und Ausbau konnte beginnen.
Ein Lageplan aus dem Jahre 1922 zeigt bereits 4 Schuppen. Der obere Schuppen 2
ist der an der Rohrwallallee, die damals noch ein Feldweg war. Das Ufer reicht
von der noch heute gültigen nördlichen Grundstücksgrenze bis ca. 10 m hinter
der heutigen Süd-Slipanlage. (Jollenkreuzer-Slipanlage)
Der weitere Grundstückserwerb von der Terraingesellschaft (der Bereich vom
Clubhaus und den Schuppen 5–8 einschließlich Vorstandslaube) erfolgte in den
nachfolgenden Jahren (siehe Abschnitt 3, Aus- und Aufbau).
Wie war die soziale Struktur unserer Mitglieder zur Gründungszeit? Im
wesentlichen waren es Handwerker aus allen einschlägigen Berufsgruppen,
Selbständige und Arbeitnehmer. Es gab aber auch noch andere Berufe, wie
Techniker, Architekten, Justizangestellte, Bankangestellte oder auch aus dem
Bereich Kunst und Journalistik. Während ursprünglich der Angelsport Priorität
hatte, lag bereits Ende 1921 das Interesse der Mehrzahl der Mitglieder beim
Segelsport. Grundsätzlich bekannte sich die Mitgliedschaft von Anfang an zum
deutschen Arbeitersegelsport. Der Arbeitersegelsport war eine Bewegung, die sich
insbesondere nach dem 1.Weltkrieg sehr stark entwickelte. Bereits im Jahre 1901
wurde dazu schon in Deutschland ein Verband gegründet. Es war der Freie
Segler-Verband (FSV).
Dem WSV 1921 erschien es wichtig, immer mit einer gleichgesinnten Seglerschaft
verbunden zu sein. Der Beitritt zum Freien Segler-Verband war die Konsequenz.
Vollzogen wurde dies am 20. November1925. Damit war man immer direkt über die
Entwicklung der Seglerschaft aktuell informiert, und in die Veranstaltungen des
FSV eingebunden. Dazu gehörten vor allen Dingen die Segelwettkämpfe des
Verbandes, aber auch An- und Absegelveranstaltungen und weitere sportliche
Ereignisse.
Die Nachbarschaft, die „Freie Vereinigung der Tourensegler Grünau 1898“ (in
den Nachkriegsjahren des 2.Weltkriegs zwischenzeitlich auch SG Grünau I
genannt) war neben dem SC Fraternitas und dem SC Wendenschloß Gründermitglied
des Freien Segler-Verbandes.
Mit dem Schritt zum FSV war eine weitere entscheidende Grundlage für ein
stabiles großflächiges Fundament geschaffen. Auf diesem Fundament ließen sich
die Ideen und Gedanken der Gründer des WSV1921 sicher, gut und großzügig
weiterentwickeln.
Nach Gründung des Vereins und Abschluß
der Pachtverträge sowohl mit der Preußischen Forstverwaltung als auch der
Karo-linenhofer Terrain- und Baugesellschaft mbH war es natürlich die
vordringlichste Aufgabe des Vorstands, das erworbene Gelände so zu gestalten,
daß sich ein gesundes und frohes Vereinsleben entwickeln konnte und daß vor
allen Dingen die Voraussetzungen für die Ausübung des Segelsports geschaffen
werden konnten.
Man mußte ja berücksichtigen, daß die Mitgliedschaft nicht in der
unmittelbaren Nachbarschaft zu Hause war, sondern ein großer Teil aus den
Berliner Bezirken Neukölln, Prenzlauer Berg, Treptow und Schöneweide kam. Wie
schon bemerkt, die Anreise mit der Dampfbahn bis Grünau und anschließend mit
der Uferbahn nach Karolinenhof war. Im Vergleich zu heute für viele schon etwas
beschwerlicher, als man es jetzt mit dem Auto gewohnt ist.
Es galt, entsprechende technische Einrichtungen zu entwickeln,
d.h. zum einen stabile Steganlagen mit Bootsständen und zum anderen die
vorhandenen Unterkünfte für Mitglieder einschließlich brauchbarer
Unterstellmöglichkeiten für Boote auszubauen und zu erweitern.
Bis dahin hatte ein Herr Kutzner aus Schmöckwitz auf dem Gelände sogenannte
Buden stehen, die er vermietete. Martin Löwenheim, Gründungsmitglied und
Mitglied bis zu seinem Tode 1970 (Ehrenmitglied des Vereins), leistete sich
bereits schon 1920 eine solche Bude.
Man entwickelte nun das geniale Konzept, Mitgliederunterkünfte und
Unterstellmöglichkeiten für Boote unter einem gemeinsamen Dach anzuordnen. Im
Gegensatz zu umliegenden Vereinen war damit eine Einheitlichkeit der Buden
geschaffen. Bevorzugung bzw. Benachteiligung war kein Thema. Das Konzept hat
sich bis in die heutige Zeit bewährt und gehalten.
Die Bauzeichnung mit den ersten Schuppen (Nr. 1 bis 4) stammt von der Fa. Fritz
Stippekohl (Bauunternehmer aus Schmöckwitz). Sie wurde mit einem
Vertragsangebot vom 11.9.1921 übergeben, Preis pro Schuppen 1650,– RM. Diese
Zeichnung wurde allerdings zunächst baupolizeilich nicht genehmigt (5.11.1921).
Trotzdem wurde aber der Bau ausgeführt, was natürlich zur Folge hatte, daß
lt. Verfügung vom 11.4.1922 die Schuppen wieder innerhalb von 4 Wochen zu
entfernen waren. Durch entsprechende Verhandlungen im Mai 1922 und unter
Anerkennung diverser Bedingungen und Hinterlegung von 3000 Reichsmark Kaution
gelang es den Vorstandsmitgliedern Wilhelm Lehmkuhl (Tischler), Robert Pfeiffer
(Kaufmann) und Josef Sauer (Kriminalassistent), den Abriß zu verhindern und die
Baugenehmigung am 14. August1922 zu erwirken.
Im Jahr 1925 erfolgte dann nach Antrag der weitere Ausbau. Am 12.2.1925 wurde
die Baugenehmigung für die Errichtung des Schuppen 5 auf dem inzwischen noch
hinzu gepachteten Gelände erteilt. Gleich kurz danach am 20.März1925 gab es
dann auch den Bauschein für den Schuppen 6. Der Gebrauchsabnahmeschein hierfür
datiert vom 9.10.1928. Aus dem Lageplan vom Februar 1928, der eine Neuaufmessung
des gesamten Terrains zeigt, und nach dem dann auch die Erweiterung des
Geländes erkennbar ist (etwa im Jahr 1926/27), sind auch der Ausschankort und
die WC-Einrichtungen zu erkennen.
Der Erwerb des Grundstücks erfolgte am 14. Februar 1928.
Der Uferbereich war Pachtland vom Forstfiskus und von der Stadtgemeinde Berlin.
Für diesen Teil bestand zwar das Recht, Boots- und Geräteschuppen
aufzustellen, wurde aber bis heute nur für die Regattalaube und einen
Benzin-Abstellraum in Anspruch genommen.
Der Eigentumserwerb des gesamten Pachtlandes in den Grenzen „a“ bis „e“
(siehe Bild) erfolgte im Jahr 1928.
Schuppen 7 wurde im Jahr 1928 fertiggestellt und für Schuppen 8 wurde die
Baugenehmigung im September 1931 erteilt, der Gebrauchsabnahmeschein datiert vom
7.Juni1933. Bis auf den Schuppen 4, der im Krieg 1943 durch eine Brandbombe
zerstört wurde, sind alle Schuppen heute noch erhalten und voll
funktionstüchtig.
Ein Auszug aus dem Grundbuch im Jahre 1993 stellt die heutigen Grenzen des
Grundstücks des WSV1921 und des Einer-Clubs dar.
Anfang der 30er Jahre wurde es unerläßlich, entsprechende Räume zu schaffen,
die ein besseres Vereinserleben ermöglichten. Hierzu war es notwendig, einen
Mehrzweckraum zu konzipieren, der sowohl für Mitgliederversammlungen als auch
für kulturelle und gesellige Veranstaltungen geeignet war. Darüber hinaus
mußte auch geeigneter Aufenthaltsraum geschaffen werden mit einer
entsprechenden Kantine.
Zu berücksichtigen waren in dem Neubau auch Wohn- bzw. Aufenthaltsräume für
die Kantinenbewirtschaftung.
Schuppenbau Nr. 7
Die bisher in den 20er Jahren erstellte Laube (heute Vorstandslaube) hatte zwar
lange für Versammlungen und auch für ausgelassene Feten hervorragend ihren
Zweck erfüllt, aber mittlerweile waren die Bedürfnisse gestiegen.
Weitreichendes großzügiges Denken und Planen des damaligen Vorstandes unter
Leitung von Hugo Bräuer. Mit viel Mut und Initiative brachten das schon lange
in Erwägung gezogene Projekt über den Bau eines Vereinshauses in Bewegung. Im
Herbst 1935 erfolgte der Antrag auf baupolizeiliche Genehmigung, die dann auch
gleich im selben Jahr noch erteilt wurde.
Parallel zu dem ganzen umfangreichen Formalitätenaufwand lagen natürlich die
zwingend notwendigen technischen Arbeiten. Dazu zählten zunächst die
Bestellungen vieler Materialien, wie z.B. Holz, Steine, Mörtel,
Installationsmaterial und vieles, vieles mehr. Die Steine waren ein günstiger
Kauf, heute würde man „Schnäppchenkauf“ sagen, zwar mit größerer
Abmessungstoleranz, dafür aber preiswert. Das Finanzproblem war immer groß, es
hing wie ein Damoklesschwert stets über dem Verein. Die Steine wurden mit
Lastkahn per Wasser angefahren, am nördlichen Anlegesteg angelegt und mit
vereinten Kräften vieler tatkräftiger Mitglieder per Schubkarre (mit Holz-
bzw. Eisenrädern!) über einen provisorischen Brettsteg, Bootssteg im Bereich
des ehemaligen Schuppen 4 gelagert.
Wichtig waren natürlich auch die konstruktiven Vorarbeiten, wie Bauentwürfe
und die dazu notwendigen Entscheidungen, Anfertigung von Bauzeichnungen usw. Ein
maßstabgetreues Modell des Vereinshauses war Grundlage für die
Vereinsdiskussion und letztlich für die Ausführungsentscheidung.
Die Erd- und Schachtarbeiten waren alles gemeinsame Arbeiten der Mitglieder.
Daß das nicht immer ohne Murren mancher Mitglieder ging, war natürlich, und so
gab es denn auch so manchen Zank über Einsatzwillen und Einsatzdrückerei.
Der Aufbauwille war aber trotz kleiner Querelen ungebrochen und hervorragend.
Ohne diese Motivation wäre diese riesengroße Aufgabe nie zu lösen gewesen.
Für Maurer- und Zimmermannsarbeiten war eine Baufirma aus Köpenick beauftragt.
Insgesamt betrug die Bauzeit ca.18 Monate.
Im Sommer 1936 war das Haus fertig. Ein großes Werk hatte die Mitgliedschaft
vollbracht.
Bauherr war der Vorsitzende des Vereins, Hugo Bräuer. Er war es, der mit viel
Energie dafür sorgte, daß während der Bauzeit die Mitglieder motiviert
wurden, daß die umfangreichen Arbeiten bewältigt wurden, daß die Finanzen
gesichert waren, daß das Werk vollbracht wurde. Dazu hatte er viele fleißige
Mitarbeiter. So hatten Erich Seidel und Otto Schreiner den Entwurf des
Vereinshauses mit erarbeitet. Robert Craemer, Bruno Geyh und B. Rabenfeld hatten
sehr wesentliche Anteile bei der Organisation der Vorarbeiten.
Johannes Claus als Polier und Maurer trug entscheidend mit bei, daß Maurer- und
Zimmermannsarbeiten korrekt und zügig von allen Beteiligten ausgeführt wurden.
Für das leibliche Wohl insbesondere für die notwendigen erfrischenden aber
auch geistigen Getränke sorgte damals das Ehepaar Schulz.
Zum Richtfest v. Franz Abt
Was rennen vom WSV die Genossen
So geschäftig auf dem Platz herum?
Hört! der Vorstand hat beschlossen,
“Es wird gebaut” und darum
drängt sich alles um den Bräuer,
mit Rat und Tat ihm beizustehn.
Denn an der Spitze steht dies Ungeheuer
und will mit Arbeit wieder uns versehn.
Die Sachverständigen kamen zu Worte
und schilderten in rosigen Farben,
ich kenne ja genau die Sorte,
was entstehn sollte, ohne zu darben.
Wir hoben vor dem Schuppen acht
eine große, tiefe Kute,
da hinein wird ein Keller gemacht,
sagte Genosse Willi, der Gute.
Das Beginnen ist kein Leichtes,
denn der Geister sind gar viele.
Ist auch Geld da - und - reicht es?
und keiner hatte Bedauern!
Baut doch gleich ‘ne Tanzdiele,
da hinein kommt der Teer.
So redet man hin und her!
Auch ist zu klein die Kantine,
hörte ich von Tante Mine.
Mit 35 000 Steinen fing an die
Geschichte.
Sie kamen allein nicht runter vom Kahn,
das wissen wir, oder nichte?
Die Erde hat sich auch bloß so vertan.
Einen Maurer sah ich im Schweisse,
da verbog sich rasch die Wand.
Fast 1000 Meter vom Baugleise
steckten die Eisenträger fest im Sand.
Der Motor streikt, nun was bleibt übrig?
Tragen, tragen, mit allen Kräften tragen,
Rasch Genosse, sei recht rührig.
Man traut sich nicht nach Sport zu fragen.
Hier fehlt der Kalk, hier fehlen Steine!
Das fährt wie Schreck durch die Glieder,
das bringt alle auf die Beine,
Maurer haben’s eilig, immer wieder.
Die Baumaßnahmen waren mit der Fertigstellung des Vereinshauses noch nicht
komplett. Es fehlte noch eine richtige Toilette.
Die aus den 20er Jahren stammende Latrine, ein Holzbau mit Plumpsklo und
darunter stehenden mobilen Fäkalienbehältern bzw. -fässern war baufällig,
unhygienisch und geruchsbelästigend. Im August 1938 wurde der Antrag auf
baupolizeiliche Genehmigung gestellt, im Herbst 1939 waren die letzten Arbeiten
an der neuen Toilettenanlage inklusive Klärgrube abgeschlossen.
Darüber hinaus ist noch der Bau des Straßenzaunes im Jahre 1935 zu erwähnen.
Alle diese Bauten sind bis heute bestens erhalten und bilden nach wie vor die Basis für ein funktionierendes Vereinsleben. Natürlich folgten im Laufe der Zeit noch einige zusätzliche Baumaßnahmen zur besseren Nutzung aber auch zur Verschönerung der Anlagen. Hervorzuheben ist der 1982 erfolgte Umbau des Vereinshauses mit Vergrößerung der Unterkunft für die Bewirtschafter der Kantine. Bisher bestand sie nur aus zwei Wohnräumen. Die Praxis zeigte die Notwendigkeit, daß die Kücheneinrichtung der Kantine nicht mehr zum Wohnbereich des Kantinenbewirtschafters gehören durfte, sondern Wohnung und Kantine muß langfristig gesehen immer ein getrennter Bereich sein. Die Wohnung wurde entscheidend verändert, komplett mit Küche und Sanitärraum, Verlegung der Wohnungstür von der „Grundseite“ zur Uferseite und der Einbau von drei großen Fäkalien- und Abwasserbehältern. Auf der „Grundseite“ richtete sich die Mitgliedschaft einen Werkstattraum ein.
Zu bemerken ist hier, daß zwar der
Verein das Projekt mitgestalten konnte, daß aber letztlich die „volkseigene“
Bootshausverwaltung Köpenick bestimmte, was zu geschehen hatte. So wurde z.B.
die Versetzung der Wohnungstür auf die Verandaseite entgegen dem Willen und
unter Protest des Vorstandes sowie der Mitglieder durchgesetzt. Dazu muß man
wissen, daß nach 1945 der WSV 1921 nach DDR-Rechtsauslegung nicht mehr
existierte und über das Grundstück verfügen konnte. Grund und Liegenschaften
waren unter Sequester gestellt, d.h. die Verwaltung erfolgte vom Magistrat
Berlin, Bootshausverwaltung Köpenick. Die Sportgemeinschaft war nur noch Nutzer
dieses Geländes. (Dazu mehr unter dem Abschnitt Vereinsleben).
Weitere Baumaßnahmen waren die Flaggenmastanlage (1964). die Elektrifizierung
sämtlicher Bootsschuppen einschließlich aller Kojen (1967/68). Anbau einer
Motorwinde für den Jollenkreuzerslip (1970).
Nicht zu vergessen natürlich die Hafenanlage. Sie wurde bereits 1921 als erstes
angelegt. Auf dem ersten Pachtstück (ca. 3.000qm) wurde zunächst der
nördliche Steg als T-Steg und später (1928/1929) drei weitere 30m-Stege mit
den entsprechenden Anbindepfählen gebaut. Diese Anlage war natürlich
vollständig aus Holz. Entsprechende Pflege war stets erforderlich. So im Winter
das Freimachen der Pfähle vom Eis durch Schneiden des Eises. Gleichzeitig
wurden aber auch, wenn die Eisdecke hielt, lockere Pfähle mit einer Ramme
festgeschlagen. Dann hieß es: „Hoch den Bär, immer mehr – daß man sieht,
wie er zieht – eins zwei und drei – schnell das Maß herbei!“ - Gefroren
hat bei dieser Arbeit keiner.
Im Winter 1956/57 erfolgte eine vollständige Erneuerung der gesamten Steganlage
einschließlich Uferbefestigung. Die Bauarbeiten wurden zum größten Teil in
Eigenleistung übernommen, das Material (Holzpfähle, Stegbelag, Betondielen
u.a.) stellte der Magistrat von Berlin zur Verfügung.
1972 erhielt die gesamte Uferfront eine stabile Betonkonstruktion, die heute
noch einwandfrei in Ordnung ist.
Zur Erhöhung der Hafenkapazität entstand 1973 an der Uferfront durch eine
240qm große Betonfläche ein Abstellplatz für Boote – sogenannte
Trockenstände. Dazu eine Slipanlage, deren Größe weit über die damaligen
Erfordernisse hinausging, aber heute für das Slippen der wachsenden
Kielbootflotte im Verein hervorragend geeignet ist.
Mitte der 70er Jahre wurden der Zaun und das Haupttor erneuert. Ein
grundsätzlicher Neubau der Steganlage mit Betonpfählen und -platten sowie
Plattformen für Trockenstände über Wasser kam 1983. Hier ist besonders die
Initiative von Jörg Lehmann für die Steganlagen und Karlheinz Schröter für
die Gesamtanlage hervorzuheben. Ihrem unermüdlichen Einsatz war dieses Bauwerk
zu verdanken.
Nach der Wende 1989 bestand zunächst die große Ungewißheit „wie geht es
weiter?“ Jeder hatte seine eigenen Probleme, doch der Verein war glücklich,
auf einer neuen Basis das Vereinsleben zu gestalten. So erfolgten auch alsbald
die ersten Überlegungen über weitere Baumaßnahmen.
Als erstes war der Umbau der Toilettenanlage fällig. Im Dezember 1992 erfolgte
der erste Spatenstich. Parallel dazu waren die umfangreichen Formalitäten, bis
dahin für viele ungewohnt, abzuarbeiten. Planung und Bauleitung erfolgte im
Auftrag des Vereins von Carlhans Riechert. 1993 wurde der Umbau fertiggestellt.
Weitere Vorbereitungen liefen für den Umbau der Kantine. Hier war es
erforderlich, Voraussetzungen für einen vorschriftgerechten Kantinenbetrieb
unter Berücksichtigung der gesetzlichen Baubestimmungen zu schaffen.
Der Baubeginn erfolgte im Mai 1995. Nach 3-monatiger Arbeit durch Firmen und
Vereinsmitglieder konnte die neue Kantine eingeweiht werden. Die Bauleitung lag
in den Händen von Dieter Lietsche.
Entscheidenden Anteil an der Vorbereitung der Baumaßnahmen hatte der derzeitige
Vorsitzende, Jörg Lehmann. Mit unermüdlichem Einsatz und nicht nachlassenden
Bemühungen hat er um Genehmigungen und Finanzen verhandelt und gerungen. Die
Finanzierung erfolgte dann letztlich durch Fördermittel des Senats, von denen
60% dem Verein übereignet, 20% als zinsloser Kredit zur Verfügung gestellt
wurden und weitere 20% aus Eigenleistungen erbracht werden mußten.
Was dann fast so ganz nebenbei lief, aber nicht unerhebliche Vorteile für den
Verein brachte, war die Neugestaltung des „Parisers“ (Tanzfläche) 1992, die
Pflasterung des Vorplatzes an den Garagen und Toiletten sowie die Wegpflasterung
von den Toiletten zum Vereinshaus 1993. Dazu kamen noch das Anlegen einer
Tischtennisfläche (1995 nahe Schuppen 9) und die Weggestaltung zwischen
Schuppen 5 und 7 sowie 7 und 8 (1993). Alles gestiftet, organisiert und gebaut
von Wilfried Heise, im wesentlichen mit Mitarbeitern seiner Straßenbaufirma.
In diesem Zusammenhang ist auch noch die Umstellung der Heizungsanlage auf Gas
zu erwähnen, ein Vorhaben, das im wesentlichen von der Firma Falk Einecke
gespendet wurde.
Die Entwicklung des Vereins erfordert die Erweiterung der Hafenanlage. Dazu gab es unendlich viele Beratungen mit den zuständigen Genehmigungsstellen. Die Bautätigkeiten begannen im Oktober 1995 und wurden zum Jahresende abgeschlossen. Damit standen dem Verein weitere 17 Bootsstände zur Verfügung.
Das Vereinsleben 1921 bis 1945
Bedeutend für die Gründung eines
Vereins ist wohl, daß sich Menschen gemeinsam für eine Idee entschieden haben,
daß sich Menschen zusammenfinden, die wesentlich übereinstimmende Interessen
haben, daß Menschen zusammen sind, die sich von ihren Gemeinsamkeiten
begeistern lassen. Das alles stimuliert und belebt einen Verein. Damit läßt
sich vieles bewegen, entwickeln und neu schaffen. An den Sprechern, Gestaltern
und Mitarbeitern liegt es, mit Gefühl und Verständnis Ziele zu setzen, die die
Motivation der Mitgliedschaft stets hoch hält. So war es denn wohl auch
möglich, dem Verein von Anfang an eine gute Grundlage für ein gesundes
Vereinsleben zu geben.
Neben den Zielen des WSV 1921, den Segelsport zu betreiben, ein Grundstück zu
erwerben und Unterkünfte für Mitglieder zu erstellen war es natürlich auch
notwendig, Raum und Platz für Erholung, Entspannung und Unterhaltung zu
schaffen.
Entsprechend waren die Strukturen der Vorstände aufgebaut. Laut Satzung standen
dem jeweiligen Vorsitzenden ein Stellvertreter, der Kassierer, der
Schriftführer, der Materialverwalter die Platzkommission, darüber hinaus aber
auch die Obmänner für den Sport, für Vergnügungsveranstaltungen, für
öffentliche Werbung u.a. zur Seite.
Natürlich hatten in den 20er und 30er Jahren die technischen Aufgaben höchste
Priorität. Trotzdem kam die Unterhaltung und das Vergnügen, vor allem aber
auch das Segeln als Wettkampf sowie das Wandersegeln mit Familie und Freunden
nie zu kurz.
Wie man aus Protokollen und Berichten entnehmen kann, lief verständlicherweise
nicht immer alles im Einklang, zu oft gab es Probleme, bei dringend zu
erledigenden Arbeiten die entsprechende Anzahl von Mitgliedern zur Hilfe zu
haben. Wie man heute weiß und auch sieht, ist die gewaltige Aufbauarbeit durch
eine konsequente Vereinsführung von Robert Craemer (Vorsitzender von 1922 bis
1928) und Hugo Bräuer (Vorsitzender von 1929 bis 1938) hervorragend bewältigt
worden. Jedes Mitglied sah eine moralische Pflicht darin, aktive Unterstützung
zum Aufbau, zur Erhaltung und Pflege der Wassersportanlage zu geben.
Natürlich konnte nicht alles mit der Hände eigener Kraft geschaffen werden,
Geld für Grundstück und Materialien war in nicht unerheblichem Maße
notwendig. Durch die monatlichen Beiträge (anfangs 5,- RM, später 10,- RM bzw.
Mark bis in die 80er Jahre) konnten die geplanten Baumaßnahmen nicht abgedeckt
werden.
So wurde zum Beispiel Anfang 1923
während einer Mitgliederversammlung eine Spendensammlung veranstaltet, die
48000,- RM einbrachte. Dieses Geld wurde von den Geldgebern dem Verein zinslos
auf unbestimmte Zeit zur Verfügung gestellt. Wie aus einer Bilanz vom Dezember
1929 zu entnehmen, hatte der Verein für seine ganzen Baumaßnahmen auch eine
Hypothek von 35000,- RM aufgenommen.
Später in den 30er Jahren wurde dann nochmals ein Darlehen aufgenommen und zwar
durch Ausgabe von Schuldverschreibungsscheinen an die Mitglieder, das Stück zu
50,- RM.
Daß natürlich zur Regelung geordneter Verhältnisse auf dem Vereinsgelände
ein entsprechendes Dekret erforderlich war, ist für diese Zeit genauso
verständlich wie heute noch nach 75 Jahren. Die erste Hausordnung ist uns noch
erhalten geblieben. Grundsätzlich hat sich, wie man feststellen kann, bis heute
nicht viel verändert.
Zur Sicherung des Geländes wurden
Wachdienste eingerichtet. Die männlichen Mitglieder waren verpflichtet, im Jahr
einige Tag- und Nachtwachen zu übernehmen. Ab 1930 gab es Probleme mit der
Einhaltung der Wachdienste, daraufhin beauftragte man eine Wach- und
Schließgesellschaft. Die Bezahlung erfolgte durch Umlage.
Die monatlichen Mitgliederversammlungen fanden in den 20er Jahren teilweise in
den Bootsschuppen statt. Im Winterhalbjahr dagegen traf man sich jeden 2.
Dienstag im Monat im Restaurant „Falckenstein“ in der Falckensteiner Str. 49
– Nähe der Oberbaumbrücke (Bezirk Kreuzberg).
Bevor das große Vereinshaus fertiggestellt war, fanden in dem kleinen Häuschen
zwischen Schuppen 6 und Clubhaus (seit 1984 wieder Vorstandslaube)
Versammlungen, vor allem aber viele Beratungen des Vorstands, der
Baukommissionen und der Wettfahrtleitungen statt.
Diese Laube war vor allem auch Treffpunkt
für alle Mitglieder. Hier war die Vereinskantine, hier feierte man so manches
Wochenende bis in die Morgenstunden, hier wurde musiziert, geklönt und getanzt.
Bis zu 50 Personen, so erzählt man sich, haben dort in ausgelassener Stimmung
viele schöne Stunden verlebt.
Wie man im Bild erkennt, war ab Mitte der 20er Jahre noch ein kleiner Anbau für
die Bewirtschaftung vorhanden, für die ab 1926 eine offizielle Zulassung
vorlag. Der Anbau wurde aber nach Fertigstellung des Vereinshauses später
wieder abgerissen.
Vor dem Häuschen konnte man auch schön im Freien sitzen. Kalte Füße bekam
man nicht, denn bis hoch in die 40er Jahre hinein war es üblich, Holzpantinen
zu tragen; was den „21ern“ den Zusatzvereinsnamen „Klotzpantinenverein“
einbrachte.
Zum Feiern fanden die 21er trotz aller
Arbeiten, die auf dem Platz zu erfüllen waren, immer die entsprechende Zeit. So
gab es für den Verein jährlich feste Termine wie An- und Absegeln, Sportfeste,
Italienische Nacht und Weihnachtsfeiern. Von Silvesterfeiern ist aus diesen
Jahren allerdings nichts bekannt. Das heute noch beliebte Frühkonzert zum
1.Pfingstfeiertag zählt bereits seit 1932 zur Tradition im Verein, wie auch
Bootstaufen mit zu den besonderen Ereignissen gehören.
Einen Prolog zum 1.Vergnügen des WSV 1921 am 25.Februar 1923 hat ein
Sportskamerad – mit M.L. gezeichnet (wahrscheinlich Martin Löwenhain) –
sehr treffend für diese Zeit gedichtet.
Da ja in den 20er Jahren noch kein Fernsehen und sonstige elektronische
Geräuschmacher vorhanden waren, gab es viele, die echt Hausmusik machen
konnten. So war es kein Problem, bei den 21ern eine eigene Hauskapelle zu
gründen. Die erste Leitung dieser Kapelle übernahm 1927 Georg Schulz, später
Erich Seidel.
Das An- und Absegeln ist von jeher ein besonderes Ritual der Segler. In den 20er
und 30er Jahren zogen an diesem Tag alle Mitglieder in Reih und Glied, voran die
Hauskapelle, über das gesamte Vereinsgelände. Am Ende stand je nach
Veranstaltung das Hissen bzw. Einholen der Vereinsflagge am Flaggenmast.
Gesungen wurde dazu das im November 1925 kreierte Standerlied der 21er.
Die aktive Mitarbeit im Freien Segler Verband brachte den 21ern immer hohe
Anerkennung. Nicht zuletzt war dies auch der Grund, weshalb der Verein 1932
Gastgeber für einen hohen englischen Gast wurde.
Siehe hierzu eine Information aus der Zeitschrift des Freien Segler Verbandes
vom Oktober 1932.
Schon in den 20er Jahren dachte man an
organisierte Nachwuchsarbeit im Verein. Erstmals zur Generalversammlung im
Februar 1926 wurde dazu ein Jugendleiter gewählt, Wilhelm Lehmkuhl. Neun
Jungmannen umfaßte diese Jugendgruppe. Bis 1931 wechselten die Leiter noch
zweimal, dann stellte sich Paul Goersdorf zur Verfügung, der dann viele Jahre
mit Erfolg und Anerkennung die Jugendarbeit leitete. Er vermittelte nicht nur
Segelpraxis und -theorie, sondern kümmerte sich vor allem auch um
Beschäftigung und Unterhaltung der jungen Leute. Sportveranstaltungen mit
Schwimmen, Gymnastik, Ballspielen u.a. waren immer Bestandteile der Sommerfeste
und schufen Freude und Spaß für die Kinder und Jugendlichen des Vereins.
Deutschlands dunkelste Zeit im 20. Jahrhundert von 1933–1945 hat der Verein
durch geschicktes Lavieren einigermaßen gut überstanden. Noch bis Kriegsanfang
1939 gab es am gewohnten Vereinsleben keine große Einschränkung. Zu dieser
Zeit verstand es Hugo Bräuer (1.Vorsitzender von 1929 bis 1939), die Geschicke
des Vereins den Umständen entsprechend hervorragend zu steuern.
Der Freie Segler Verband war für die Nationalsozialisten politisch nicht mehr
tragbar. Die Auflösung war die Folge. Alle Vereine wurden damals
zusammengefaßt im „Deutschen Seglerverband im NS Reichsbund für
Leibesübungen“. Hugo Bräuer, ein Mann der SPD, paßte den Obrigkeiten auch
nicht mehr. Ab 1939 mußte entsprechend dem politischen Druck der Nazis ein von
ihnen akzeptierter Sportskamerad an die Spitze des Vereins. Mehr oder weniger
von außen gesteuert und ohne eine Alternative, erfolgte die Wahl des
1.Vorsitzenden, der nunmehr Vereinsführer hieß. Gewählt wurde für die Jahre
1939 –1945 der Sportkamerad Heinrich Lemke.
Der Krieg hinterließ größere Lücken in der Mitgliedschaft. Eine Vielzahl von
Mitgliedern mußten in den Krieg ziehen. Wer, bzw. wieviele von der Front nicht
wieder zurückkamen, ist heute leider nicht mehr festzustellen.
Eines der großen Probleme in den letzten Kriegsjahren war der Schutz des
Vereins. Wie schon in früheren Jahren mußten wieder Wachdienste eingerichtet
werden. Sie wurden von den wenigen vom Kriegsdienst freigestellten Mitgliedern
des Vereins übernommen. Dazu muß man bemerken, daß zu diesen Zeiten 6 Tage in
der Woche jeweils 10 Stunden täglich gearbeitet wurde. Was das dann immer für
den einzelnen bedeutete, kann man sich wohl vorstellen.
1943 wurde durch die mutige Tat des
damals Nachtwache haltenden Sportfreundes Bruno Stöfhase verhindert, daß die
Bootsschuppen abbrannten. Eine Brandbombe war in Schuppen 8 gefallen, was
glücklicherweise von Bruno bemerkt wurde. Er rannte sofort zur Einschlagstelle
und warf ein in der Nähe stehendes eisernes Jollenschwert auf die Zündstelle,
der Brandherd war eingedämmt. Mit Sicherheit wurde damit der Schuppen 8 wenn
nicht auch alle anderen Schuppen vor einer Katastrophe gerettet.
Nicht zu verhindern war der Brand des Schuppens 4, dort konnte eine Brandbombe
nicht rechtzeitig bemerkt werden, er brannte vollständig ab. Der Standort des
Schuppens 4 war an der nördlichen Slipanlage, wo heute der Kran und die Winde
stehen.
Das Vereinsleben von 1945 bis 1990
Der fürchterliche 2. Weltkrieg war zu
Ende. Der WSV 21 hatte überlebt, wenn auch mit einigen Blessuren am Inventar
des Vereins. Zunächst begann eine sehr schwere Zeit des Wiederbelebens, des
Wiederaufbaus und der Aktivierung der Mitgliedschaft. Segeln und der Verein
waren zu dieser Zeit absolut zweitrangig. Jeder hatte mit sich und der Familie
zu tun. Obwohl gottlob kein Schuß und keine Bomben mehr fielen, begann ein
neuer Kampf, der Kampf ums tägliche Brot, der Kampf gegen den Hunger. Die Suche
nach Lebensmitteln, die Wiederinstandsetzung von Wohnung oder Haus sowie nach
einem Arbeitsplatz war für jeden vorrangig.
Einer im Verein aber hat zu dieser Zeit konsequent mit vollem Einsatz die Fäden
wieder in die Hand genommen und den Überblick behalten. Es war der langjährige
Vorsitzende des Vereins aus den 20er und 30er Jahren, Hugo Bräuer.
Von Kriegsende an, also Mai 1945 bis Anfang 1946 war zeitweise die sowjetische
Armee auf dem Gelände des WSV1921. Mit viel Geschick und Diplomatie wurde bis
auf einige Ausnahmen erfolgreich versucht, das Eigentum der Mitgliedschaft zu
schützen. Teilweise wurden Boote geflutet und versenkt.
Auf Grund des Befehls Nr. 124 der sowjetischen Militäradministration vom
30.Oktober1945 war das Eigentum der Vereine beschlagnahmt. Das Bezirksamt
Köpenick hatte die Verpflichtung, die Verwaltung treuhänderisch zu übernehmen
und gleichzeitig einen Treuhänder für die Verwaltung vor Ort einzusetzen. Nach
vielen Bemühungen hatte es Hugo Bräuer erreicht, diese Position übernehmen zu
können. Für den Verein ein außergewöhnlich glücklicher Umstand.
Der Vereinsbetrieb konnte so gut wie möglich weitergeführt werden. Nach und
nach kamen die Mitglieder wieder zum Verein; es begann die Aktivierung des
Vereinslebens und des Sportbetriebes.
Die Berliner Vereine bezeichneten sich ab 1946 offiziell als Segel- bzw.
Wassersportgruppen und organisierten sich im Stadtsportverband. Darüber hinaus
gab es die Hauptspartenleitung Segeln in Berlin, die sich ab April 1947 als
Vereinigung Großberliner Segler gründete.
Bis 1949 blieb der Name „Segelsportgruppe/WSV 1921“, dann aber die
Änderung. Alte Traditionen wurden von den Obrigkeiten abgelehnt. Auf Druck von
außen mußte eine Umbenennung erfolgen. Der Verein nannte sich von nun an „Wassersportvereinigung
Rasmus“ mit den Sparten Segeln, Rudern und Schwimmen. Zur Sparte Segeln
zählten alle Mitglieder des ehemaligen WSV 1921. Unsere südlichen Nachbarn,
der „Einer-Ruderverein e.V.“ verbündete sich in dieser Situation mit uns
und bildete damit die Sparte Rudern.
Den Vorsitz führte Ernst Staub. Eine Sparte Schwimmen sollte sich entwickeln
und aktiv werden, kam aber mangels Interesse nie auf eine nennenswerte
Mitgliederzahl. Aber auf dem Papier bestand sie zumindest, nach außen hin ein
wichtiger Faktor.
Mit der Gründung der DDR im Jahre 1949 wurde der Sportbetrieb in diesem Teil
Deutschlands immer mehr ein Teil der Gesellschaftsordnung, die vom Staat und
dessen führender Partei, der SED, straff geordnet und gerichtet wurde. Der
Verein hatte sich nun mehr oder weniger den Richtlinien von drei Institutionen
einzuordnen; zum ersten dem Sportverband, der später Deutscher Turn- und
Sportbund (DTSB) hieß; zum zweiten der Vereinigung der Berliner Segler, später
Bezirksfachausschuß Segeln Berlin – der BFA war dem Bund Deutscher Segler
(BDS) untergeordnet –; und zum dritten dem Treuhandbeauftragten des Bezirkes
Köpenick, später Bootshausverwaltung Berlin-Köpenick.
Im Jahre 1950 wurde von der Freien Deutschen Jugend (FDJ), dem Jugendverband der
DDR, eine Jugendheim GmbH gebildet, der alle bis dahin beschlagnahmten
Sportgrundstücke übertragen wurden. Der Verein bekam entsprechende Verträge
vorgelegt. Durch geschicktes Taktieren wurden jedoch keine Unterschriften
geleistet, im Gegenteil, der anstehende Pachtzins wurde in voller Höhe noch
einmal gezahlt. Dann kam aber im Jahre 1951 die Mitteilung des Magistrats von
Berlin, daß das gesamte Vermögen des Vereins in Volkseigentum der DDR
übergegangen ist. Damit entstand eine unsichere Lage, kein Pachtvertrag. Es
meldete sich eine Betriebssportgemeinschaft, die BSG Bergmann-Borsig, die aber
nach langen Verhandlungen auf unser Gelände verzichtete. Ende 1951 wurde nach
Abstimmung der Mitgliedschaft der Vertrag mit dem Magistrat abgeschlossen.
Unabhängig davon meldete sich noch eine BSG Eiche, die vom Landessportausschuß
bestimmt war, mit unserem Verein entsprechende Absprachen zur Übernahme als
Sparte Segeln der BSG Eiche zu führen. Zunächst gab es mit dieser BSG im März
1952 eine Einigung unter den Vorsitzenden, keine Aktivitäten zu unternehmen. Im
August 1952 wurde jedoch ein Zusammenschluß mehr oder weniger erzwungen.
Verständlicherweise gab es im Verein in dieser Frage keine Euphorie, der
Vorstand suchte dringend eine andere Lösung. Er fand sie im Jahre 1953.
Inzwischen war Hugo Bräuer als Vorsitzender zurückgetreten, der neue
Vorsitzende hieß Fritz Buchsbaum. Er konnte in dieser Zeit den Verein besser
nach außen vertreten. Als Halbjude war er in der Nazizeit Häftling in einem
Konzentrationslager. Personen mit dieser Vergangenheit galt vor allem in der
Nachkriegszeit der Respekt von Staat, Partei und Behörden der DDR. Seinem
Einsatz verdankt der WSV in dieser Zeit seine relative Eigenständigkeit.
Im Mai 1953 wurden erste Verhandlungen mit dem Vorstand der Sportgemeinschaft
Grün-Weiß Baumschulenweg aufgenommen und im September 1953 gab es ein
amtliches Schreiben, nach dem der Platz der SG Rasmus (WSV 1921) bis 1955 der SG
Grün-Weiß reserviert wurde. Im selben Monat kam dann auch schon eine
Mitteilung der zuständigen Behörde, daß dem Antrag, die SG Rasmus als Sparte
Segeln in die SG Grün-Weiß per 30.9.1953 zu übernehmen, stattgegeben worden
ist.Wie sich in all den Jahren bis 1990 herausstellte, war dieser Weg unter den
gegebenen Bedingungen für alle Beteiligten sehr zufriedenstellend.
Zurück noch einmal in die Jahre nach 1945. Die Mitgliedschaft hatte sich wieder
einen Vorstand gewählt, diesmal wurde er Gruppenleitung genannt. Aus einem
Brief über die Mitglieder-versammlung am 05.01.1947 ist zu entnehmen, daß
neben Hugo Bräuer erfahrene Mitglieder an die Spitze gewählt wurden, so u.a.
Erwin Uhse, Max Berg, Werner Huse, Rudi Gasde, August Berlin, Martin Löwenheim,
Werner Frühbuß, Willy Karschewske und Bruno Stöfhase.
Offiziell durfte lt. Verfügung der Alliierten Kommandatur vom 16.05.1946 der
Sportbetrieb ab Mitte 1946 wieder aufgenommen werden, dies aber nur als
kommunaler Sport. Das bedeutete, Sport war für die Segelgruppe nur im Bezirk
Berlin-Köpenick möglich. Verwaltungsmäßig war zu dieser Zeit großer Aufwand
erforderlich. Alles war der Kommandatur der Besatzungsmacht untergeordnet. So
mußte z.B. für jede Versammlung, für jede Veranstaltung eine Genehmigung
beantragt werden. Statistiken über Sport, über Arbeiten auf dem Bootsgelände,
über Mitglieder, deren Berufe usw. waren an alle möglichen Leute abzugeben.
Die segelsportlichen Veranstaltungen begannen 1946 zunächst auf dem Revier
durch private persönliche Schnelligkeitsvergleiche einzelner Boote
untereinander.
Bereits am 22.6.1946 wurde die erste Nachkriegsregatta für den Bereich der
Sparte Segeln/Berlin ausgeschrieben. Veranstalter war die „Freie Vereinigung
der Tourensegler Grünau 1898“. Daß diese Regatta stattfand, war umso
erstaunlicher, als im Herbst 1945 auf Befehl der Alliierten Kommandatur jede
organisatorische Bindung für den Segelsport untersagt wurde. Der Segelsport
galt als vormilitärische Ausbildung. Diese Auffassung des Kommandanten wurde
jedoch durch Vermittlung des Hauptsportamtes im Juni 1946 aufgehoben.
Bald gab es dann auch schon von den Segelgruppen offiziell ausgeschriebene
Wettfahrten auf dem Revier. Unsere Gemeinschaft organisierte die erste
Nachkriegswettfahrt für die 15qm Wanderjolle. Die Wettfahrt um das „Blaue
Band vom Langen See“ für die H-Jollen konnte am 7.8. und 23./24.8.1947 mit 33
Booten erstmalig gestartet werden.
Die weiteren in den folgenden Jahren durchgeführten segelsportlichen
Veranstaltungen siehe unter dem Abschnitt „Segelsportliche Veranstaltungen“.
Die Kantine, gewünschter, geforderter, unterhaltsamer, vereinsfördernder,
gelittener, verfluchter, oft zu Problemen neigender, permanent den Vorstand
beschäftigender Ort. Bereits zu den Gründerjahren eröffnet und
bewirtschaftet. Nur in ganz unwesentlichen kurzen Zeitabschnitten bis heute von
den Mitgliedern in Eigeninitiative betrieben, sonst durch entsprechende
Arbeitsverträge gesichert und professionell besetzt.
Mit der Besetzung der Kantine hat so manch einer der Mitglieder seine ganz
persönlichen Erinnerungen. Eine Aufstellung aller Wirtsleute ist im Anhang
zusammengestellt.
Alle Vorstände, insbesondere der Nachkriegszeit bemühten sich ständig um
ordentliche, korrekte und vereinsfördernde Zusammenarbeit mit den Wirtsleuten.
Das Ergebnis war mal mehr, mal weniger befriedigend. Dabei muß man bedenken,
daß die Bewirtschaftung der Kantine nach 1945 ein sog. zweites
Arbeitsverhältnis war. Im ersten Arbeitsverhältnis war es nach Auflösung des
Treuhandverhältnisses eine Anstellung beim Rat des Stadtbezirks Köpenick als
Heimleiter für das Wassersportobjekt. Die Trennung und korrekte Wahrnehmung
dieser Aufgaben gaben oft Anlaß zu Unstimmigkeiten. Die Kantinenbewirtschaftung
war dabei stets das lukrativere Geschäft, so daß die vom Heimleiter zu
erfüllenden Pflege- und Wartungsarbeiten auf dem Bootsplatzgelände oft liegen
blieben und letztlich von den Mitgliedern in Eigeninitiative abgearbeitet werden
mußten.
Die Buchhaltung der Kantine übernahm der Verein. Da ja nun ein solches
Bewirtschaftungssystem stets auf gegenseitigem Vertrauensverhältnis aufgebaut
ist, gab es natürlich auch ein paar schwarze Schafe in der Kantine. So mußten
mit drei Wirtsehepaaren Prozesse geführt werden, die Anklage lautete auf
Veruntreuung. Die Trennung von diesen Leuten war trotz Verurteilung nicht so
einfach, da sie ja noch im ersten Arbeitsverhältnis von der Bootshausverwaltung
als Heimleiter angestellt waren und außerdem noch das Wohnrecht im Verein
hatten. Letztlich wurde aber immer durch zähe Verhandlungen mit dem Rat des
Stadtbezirks eine Lösung gefunden.
Parallel zur starken Entwicklung der Regattatätigkeit mit sich einstellenden
großen Erfolgen wurden traditionsgemäß auch andere Ausgleichssportarten im
Verein weitergeführt. Zu den jährlich stattfindenden Sommerfesten gab es
Wettkämpfe im Schwimmen, Volleyball, Tischtennis u.a. Sportarten.
Im Vergleich auch zu anderen Sportgemeinschaften gab es viele gute Ergebnisse.
Diese Veranstaltungen wurden im Rahmen der Berliner Seglergemeinschaften
organisiert.
in den 50er Jahren hat unser Verein den ersten Herbstwaldlauf der Ostberliner
Segler organisiert und durchgeführt, später übernahmen andere
Sportgemeinschaften diese Veranstaltung. Er gehörte zum festen Bestandteil des
Wettkampfprogramms des Bezirksfachausschusses Segeln Berlin bis zum Ende der
80er Jahre. Auch an den im gleichen Rahmen organisierten Schwimmwettkämpfen
nahmen immer Mitglieder unserer Gemeinschaft mit wechselnden Erfolgen teil. Die
höchste Beteiligung lag in den 70er Jahren. 10 bis 25 Mitglieder trugen sich in
die Starterlisten ein. Allgemein war das Interesse jedoch schwach. Die
Hauptorientierung lag beim Regattasport.
Was macht ein Segler, wenn er nicht Regatta segelt, wenn er nicht mit
Vereinsangelegenheiten zu tun hat, wenn schönes Wetter ist oder ähnliches? Er
setzt sich in sein Boot, „fährt spazieren“ und genießt. Wenn er nicht viel
Zeit hat, wird er kurze Törns vielleicht nach Gosen oder Marienlust und zurück
segeln. Wenn er aber mehr Zeit einplanen kann, dann kann es schon eine Wanderung
von See zu See werden. Dann macht man Wandersegeln oder wie es auch heißt,
Fahrtensegeln. Diese Art Segeln wurde von Anfang an von vielen Mitgliedern,
damals in den Aufbaujahren, vor allem wenn Zeit war und nicht gerade wieder ein
Schuppen gebaut werden mußte, gepflegt. Der Mensch neigt immer wieder dazu,
über alles, was er tut, zum Vergleich mit den anderen eine Meßmöglichkeit zu
schaffen. So kam es denn auch bald dazu, daß man in Fahrtenausweisbüchern
seine Wanderungen einzutragen hatte.
Ein Beschluß von 1929 verpflichtete die Mitglieder dazu. Ob nun dadurch das
Wandersegeln bzw. Fahrtensegeln besonders gefördert wurde, oder ob einer mehr
Freude daran hatte, ist aus dieser Zeit nicht überliefert.
Interessant ist aber schon, daß diese kleine Pflicht über Jahrzehnte hinweg
bis in die heutigen Tage einem Vereinsmitglied mehr oder weniger auferlegt wird.
Wie weit es nun immer auch korrekt praktiziert wurde, ist nur aus den 60er bis
90er Jahren bekannt. Punkte im Fahrtensegeln, nachzuweisen in einem
entsprechenden Fahrtenbuch, von vielen Regattaseglern nicht so gern angenommen,
brachten Anerkennung außerhalb des Vereins, was insbesondere zu DDR-Zeiten im
Wettbewerb mit anderen Vereinen ob in Berlin oder im Republikmaßstab eine
Bedeutung für die Vereinsführung hatte. In den 80er Jahren beteiligten sich 40
bis 60 Mitglieder des Vereins am Fahrtensegelwettbewerb.
Über allem lag aber das Erlebnis beim Wandersegeln. Beliebte Wanderziele für
den Verein waren in den Vorkriegsjahren die Schmölde, der Scharmützelsee, aber
auch die Brandenburgischen Gewässer und vereinzelt die Mecklenburger Seen und
das Große Haff bei Uckermünde. Im Berliner Raum zählten der Seddinsee,
Zeuthener See und der Krossinsee zu den beliebtesten Zielen.
Nach 1950 erweiterte sich der Aktionsradius verstärkt in die Mecklenburgischen
Gewässer um die Müritz bis hoch zum SchwerinerSee. Auch die Boddengewässer
gehörten vereinzelt zu den besuchten Revieren.
Viel Mühe mit der Registrierung dieser Fahrten gab sich viele Jahre lang Arthur
Rellier. Einer, der über viele Jahre nach seiner aktiven Regattazeit um hohe
Punktzahlen im Berliner Bereich segelte, war Georg Gelner mit seinem 15qm
Jollenkreuzer. Sehr aktiv waren auch Herbert Witte und Bruno Dahlke. Jedes
Wochenende, ob bei Regen oder Sonnenschein, segelten sie los, man konnte die Uhr
nach ihnen stellen.
Aus der Sicht eines Regattaseglers gab es viele, viele Jahre immer eine gute
Organisation für die aktiven Segler. Das bezog sich auf die Betreuung am
Wettkampfort durch Motorboote, das war die Schleppfahrt zum Wettkampfort z.B.
Müggelsee oder Zeuthener See, das war aber auch viele Jahre die Beschaffung der
Unterkünfte an den wesentlichen Wettkampforten der Meisterschaften der
nationalen Bootsklassen in Schwerin oder an der Müritz (Röbel, Klink oder
Waren).
Der Verein hat das Segeln stets in den Vordergrund gestellt und dazu jegliche
Art des Segelns gefördert. Motorbootsport war nicht die Sache des Vereins, das
wurde auch jedem, der sich als neues Mitglied bewarb, klar gesagt. Natürlich
gab es auch Ausnahmen, denn für die Organisation einer Regatta waren Motorboote
als Rettungs- und Schleppboote notwendig. Die im Verein vorhandenen Motorboote
standen demzufolge mit ihren Eignern für derartige Einsätze stets zur
Verfügung.
Der Jugendarbeit galt immer ein sehr großes Interesse. Das Problem dabei war
die permanente Betreuung der Kinder- und Jugendlichen. Jeder weiß, Jugendarbeit
erfordert sehr hohen Zeitaufwand und viel, viel Geduld. Trainingsarbeit,
Regattabetreuung, Bootsüberholung, Organisationsaufwand usw. sind die
praktischen Aufgaben.
Einen geleiteten Jugendbereich gibt es bereits seit 1926. Zu dieser Zeit gab es
noch keine ausgesprochenen Jugendboote. Die Jugendlichen waren darauf
angewiesen, von älteren Seglern mitgenommen zu werden. Das Angebot war aber nun
nicht immer ausreichend. Deshalb gab es den schon erwähnten vielseitigen
Ausgleichsport; Turnen, Ballspiele, Laufen und Schwimmen waren die beliebtesten
Sportarten. Die Sommerfeste wurden genutzt, um in Vergleichs- und Wettkämpfen
die Stärke der einzelnen Jugendlichen in den verschiedenen Disziplinen zu
messen.
Einer hat sich in dieser Zeit wie kein anderer in der Nachkriegszeit langjährig der Jugendarbeit gestellt, Manfred Reihe. Seit 1963 immer mit an der Spitze der Jugendleitung, von 1968 bis 1980 Jugendleiter und danach bis 1989 als 1.Vertreter. Vor, zwischen und nach diesem Zeitraum leiteten die Sportkameraden Willy Thomas, H. Böcker, Karlheinz Schröter, Werner Kupilas, Wilfried Heise, und später Manfred Meißner, Andreas Wahle sowie Werner Gasde die Jugendabteilung. Gesegelt und trainiert wurde in mehreren Klassen. In den Nachkriegsjahren wurde überwiegend auf Booten der Senioren Segelpraxis und Theorie vermittelt. Das erste Jugendboot im Verein war die sagenhafte „Bounty“, eine alte Scharpie-Jolle, gespendet von unbekannter Hand. Noch heute sagt man, wer auf der „Bounty“ segeln gelernt hat, kann jeden Kahn steuern. In den 50er Jahren standen 2–3 Piraten zur Verfügung und ab 1963 wurden aus Mitteln der Vereinskasse 2 Boote des Typs Cadet angeschafft.
Diese Boote wurden gemeinsam von
damaligen Heimleiter und von Vereinsmitgliedern gebaut. Im Jahr 1964 erhielt
dann die Jugendabteilung das erste Optimist-Boot. In den darauffolgenden Jahren
kamen noch 2–3 Boote hinzu, außerdem gab es zeitweise noch 5–10 private
Optis von Mitgliedern. OK-Boote und später 420er gehörten in den 70er und 80er
Jahren zum Bootsbestand der Jugendlichen.
Viele andere Vereine waren Betriebssportgemeinschaften, sie profitierten von
Betriebsgeldern, die bei richtiger Anwendung bessere Bootskapazitäten
sicherten. Unser Verein dagegen war keinem sogenannten „Volkseigenen Betrieb“
angeschlossen. Das Bootsmaterial für die Jugendlichen wurde aus den Beiträgen
der Mitglieder finanziert.
Im Laufe der Jahre kam es trotzdem zu einer ansehnlichen Flotte von
Jugendbooten, wie aus der Statistik – Bootsbestand ersichtlich. Ein Teil war
Eigentum der Mitglieder, zum Vereinsbestand gehörten im Schnitt 15 Boote.
Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen lag im Schnitt bei 25, zeitweise gab es
auch über 30 Kinder und Jugendliche.
Da Regattasegeln die höchste Priorität im Verein hatte, gab es natürlich in
der Gemeinschaft eine Erwartungshaltung an die Jugendlichen, ähnliche Erfolge
wie die Senioren für den Verein zu ersegeln. Bloß dies stellte sich leider
nicht ein, nur ganz vereinzelt. Oft wurde von der Jugendleitung über die nicht
ausreichende Unterstützung von den erfahrenen Regattaseglern geklagt. Das war
und ist sicher ein permanentes Problem des Vorstandes und vielleicht auch aller
Vereine überhaupt.
Trotzdem wurde für die Jugendlichen sehr viel getan.
Mit benachbarten Vereinen wurden Vergleichswettkämpfe organisiert.
Schöne Erinnerungen blieben von den Vergleichen mit der SG Grünau I (heute
wieder Tourensegler). Neben Regatten gehörten auch Ausgleichssport und Disko
immer zum Programm. In den Monaten außerhalb der Saison fanden Theoriekurse
statt.
Darüber hinaus gab es auch noch regelmäßig Ausgleichsport in entsprechenden
Sporthallen. Aber auch Ferientraining im Sommer war organisiert und in den
Winterferien gab es ab und zu eine Fahrt ins Gebirge in Jugendherbergen.
Der erfolgreichste Segler, der aus unserer Jugendabteilung kam, war Donald
Lippert. Auf Grund seiner hervorragenden Leistungen wurde er vom Sportclub
Berlin-Grünau, der Segelkaderschule der DDR, übernommen. Durch konzentriertes
Wettkampftraining steigerte er sein Leistungsvermögen. 1988 ersegelte er sich
dann auf der Ostsee vor Gdansk (Danzig/Polen) in der 470er-Klasse den Titel
eines Junioren-Weltmeisters.
Die Werterhaltung des Vereins oblag entsprechend der Gesetzgebung der DDR dem
Staat, vertreten wie schon erwähnt durch die Bootshausverwaltung Köpenick.
Auch die Pflege der Anlage sollte im wesentlichen von den bei der
Bootshausverwaltung angestellten Heimleitern übernommen werden. Der Verein
hatte, wenn auch über Jahre nicht vorhanden und später nur mit Mühe und Not
zustande gekommen, einen Nutzungsvertrag. Nach diesem war gesichert, daß auf
dem Gelände die Sportgemeinschaft den Segelsport ausüben konnte. Dem Vorstand
war die Aufgabe gestellt, den Sportbetrieb zu organisieren und entsprechend den
Forderungen des Sportbundes zu aktivieren. Darüber hinaus sorgte der Vorstand
aber auch dafür, daß von der Bootshausverwaltung Geldmittel und
Baukapazitäten für Reparaturen, Umbauten und Erneuerungen jeweils rechtzeitig
zur Verfügung standen. Das war im Planungssystem der DDR recht kompliziert und
erforderte immer harte und langwierige Verhandlungen. Trotzdem wurde zur
Vorstandszeit von Werner Huse und seinen beiden Vertretern Karlheinz Schröter
und Andreas Wahle sehr viel für den Verein bewegt. Diese Initiativen ließen
dann später auch nicht zur Vorstandszeit von Karlheinz Schröter und der
Vorstandszeit von Andreas Wahle nach.
Der Verein hatte ja im Prinzip keine
Gelder. Offiziell war der Mitgliedsbeitrag eines sporttreibenden DDR-Bürgers
1,30 Mark, davon blieb knapp 1 Mark dem Verein. Mit diesem geringen Betrag war
natürlich kein Vereinsleben möglich. Deshalb gab es die sogenannten Umlagen
bzw. Spenden, die in Höhe von monatlich zehn Mark (im Jahr 1949 4,– Mark,
später 6,– Mark bis 1963),von jedem Seniorenmitglied zu zahlen waren. Nach
den Richtlinien der DDR nicht erlaubt, aber im Prinzip geduldet. Damit war es
dem Vorstand möglich, zumindestens Sportveranstaltungen durchzuführen,
Bootsmaterial für die Jugend anzuschaffen und für Vergnügen und Unterhaltung
zu sorgen. Natürlich kamen auch die vielseitigen Berufe aller Branchen der
einzelnen Mitglieder dem Verein zugute. Damit konnten Engpässe der
Materialversorgung überbrückt werden.
Da nun nicht für alle notwendigen Pflege- und Wartungsarbeiten Mittel von der
Bootshausverwaltung zur Verfügung standen, gab es auch zu DDR-Zeiten das
ungeschriebene aber moralisch verpflichtende Gesetz der Mitarbeit. Hier hatte
der Verein keine Probleme, es war ja schon von jeher Tradition, jährlich
Arbeitsdienste zu leisten. Somit gehörten wie früher die Arbeitseinsätze zum
Wochenende zur Pflicht eines jeden Vereinsmitgliedes. Deren Organisation hat mit
viel Umsicht und Perfektion viele Jahre lang Gerhard Geyh übernommen; eine
Erbschaft von Vater Bruno Geyh, der unter dem Namen „Platzhirsch“ bekannt
war. Jedes Mitglied hatte die Pflicht, 15 Stunden pro Jahr (3 Stunden pro
Einsatz) zu arbeiten. Dazu gab es entsprechende Arbeitskolonnen, denen die
Einzelnen zugeordnet waren. Nach außen hin wurde die im Verein geleistete
Arbeit entsprechend als freiwillige Aufbauarbeit bzw. später als
Volkswirtschaftliche Masseninitiative (VMI) abgerechnet, natürlich ohne
Gegenwert.
Eines kann allerdings in einer solchen
Zusammenfassung auch nicht unerwähnt bleiben: Die Mehrzahl der Mitglieder war
immer bereit, sich der Gemeinschaft mit Tat und Rat, mit manueller und
materieller Unterstützung zur Verfügung zu stellen; nicht zuletzt auch aus der
Erkenntnis, daß Jeder für sehr geringe Mitgliedsbeiträge hervorragende
Bedingungen für die Ausübung seines Sports und seiner Freizeitgestaltung
geboten bekam.
Aber wie es im Leben so ist, einige schwarze Schafe gab es eben auch. Mit denen
hatten sich dann die Vorstände auseinander zusetzen.
Im Jahre 1978 schaffte sich der Vorstand
eine Ordnung, aus der jedes Mitglied seine Mindestpflichten entnehmen konnte,
die im Laufe eines Jahres zu erfüllen waren, aber auch die Maßnahmen, die bei
einer Unterlassung in Kraft traten.
Es war der Beschluß über „Maßnahmen zur Sicherung der Aktivität der
Mitglieder“ genannt Sanktionskatalog. Für die Vorstände ein Instrument, das
klare Linien zeigte und auch seine Wirkung nicht verfehlte. Dieses nicht zuletzt
zum Wohle des Vereins, für die Gemeinschaft sowie auch für jedes Mitglied.
Erst 1989 verzichtete man für immer auf diesen Katalog.
Zum Feiern war der Verein
traditionsgemäß immer bereit. Unmittelbar nach dem Krieg ging das schon los.
Bald hatte sich wieder eine Hauskapelle gebildet, die mit viel Schwung
Tanzvergnügen veranstaltete. Die nötigen Instrumente waren teilweise aus alten
Zeiten noch vorhanden. Zum Klönen in der Kantine und in der Veranda wurde
abends oft Musik auf dem Schifferklavier gemacht.
Zu diesen Unterhaltern gehörte auch „Paganini“ (H. Noack), der auf seine
Weise auf einer Geige den Bogen bewegte; Melodien waren gerade noch zu erkennen,
aber die richtigen Töne zu bringen, war oft Glücksache.
Fast unübertrefflich waren die Sommerfeste, wo neben sportlichen
Veranstaltungen auch Vorführungen stattfanden. Besonders hervorzuheben die
Darbietungen von der Truppe um Ferdi Kirchberg, Bremmert und Schmitz wie z.B.
„Der Wanderzirkus“, Neptunfest in den 50er Jahren.
Später in den 60er und 70er Jahren wurde u. a. einmal Sommerfasching
veranstaltet. Eine Dixieland-Band wurde auf einem Ponton von einem Motorboot
gezogen, im Gefolge fuhren geschmückte Boote mit kostümierter Besatzung.
Dieser Sommerfasching wiederholte sich noch mehrere Jahre mit unterschiedlichen
Themen zum Spaß Aller.
Aber auch die Pfingstkonzerte sind eine Tradition des Vereins, die heute ebenso
noch aktuell sind wie fast alle anderen Veranstaltungen. Dazu gehört z.B. die
Italienische Nacht und vor allem aber die An- und Absegelveranstaltungen, des
gesamten Reviers Ober- und Unterdahme, durchgeführt jeweils wechselnd von
einzelnen Vereinen des Reviers. Ein besonderer Ritus ist dabei das Setzen bzw.
Einholen der Vereinsflagge. Dazu gab es immer einen gesonderten internen Termin
am Tag des An- bzw. Absegelns. Selbstverständlich fand auch eine
Geschwaderfahrt statt. Ein auserwähltes Flaggschiff führte alle Boote des
Vereins meist bis zur Gosener Tonne und zurück. Manchmal gab es auch
Zwischenhalt auf einer der Seddinsee-Inseln, wo dann vom Verein gestiftete
Getränke auf- bzw. eingenommen wurden. Darüber hinaus gab es viele
Vergnügungen im Saal des Vereins, so z.B. die Weihnachtsfeier, die bis in die
60er Jahre stets am 1.Feiertag stattfand. Später wurde dies aber umorganisiert
in eine Kinderweihnacht, die in der ersten Dezemberhälfte abläuft.
Zu den festen Veranstaltungen gehören auch die Tanzvergnügen anläßlich der
Regatta um den Einhandpokal im Frühjahr aber auch nach der Siegerehrung zur
Regatta um das Blaue Band vom Langen See der 15qm-Wanderjollen.
Im Laufe der Zeit hat sich natürlich das Unterhaltungsmusikempfinden stark
gewandelt. Ende der 50er Jahre war unsere Hauskapelle nicht mehr gefragt, es
kamen Profis ins Haus. Mit der Zeit wurde das aber auch zu teuer. Mode wurde die
Musik aus der Konserve, der Diskjockey wurde modern. Damit zog auch viel Technik
auf, die Beschallung kam dann schon manchmal an das obere Level der
Erträglichkeit. Eigene Geräuschtechnik wurde angeschafft, die heute noch ihre
Dienste leistet.
Für viele auch unvergeßlich die Faschingsfeste in den 50er, 70er und 80er
Jahren. Mit viel Dekorationsaufwand und hervorragenden Faschingskostümen gab es
viel Freude und Spaß.
Über viele Jahre lag die Organisation der Veranstaltungen in den Händen von
Harald Bossek und Klaus Lorenz unter Mitwirkung von Andi Wahle und Eberhard
Grieger.
Besondere Höhepunkte des Vereins sind die Jubilarfeiern, zu denen die 25-, 40-
und 50jährige Mitgliedschaft jeweils mit einer persönlichen Laudatio
gewürdigt wird. In den 70er und 80er Jahren wird diese Festveranstaltung
umbenannt in „Tag der Sektion“. Gelegenheit für den Verein diejenigen
Senioren und Junioren zu ehren, die sich im laufenden Jahr durch
außerordentliche Verdienste für den Verein oder durch sportliche
Höchstleistungen hervorgetan haben.
Als besonderes Jubiläum des Vereins wurde das 30jährige Bestehen am 22.1.1951 als Stiftungsfest in der Riviera in Grünau gefeiert. Das 50jährige Jubiläum 1971 war eine Großveranstaltung im Verein in zwei Abschnitten – zum einen mit allen Mitgliedern bei Spiel, Spaß und Tanz, zum anderen mit Einladung der Vorsitzenden benachbarter und befreundeter Sektionen sowie vielen Persönlichkeiten wie Bezirksbürgermeister von Köpenick, Stadtrat, Bezirksfachausschuß Segeln, Sportgemeinschaftsleitung sowie verdienten Sportlern unseres Vereins.
Ein gravierender Einschnitt war der Bau
der Berliner Mauer 1961. 49 Mitglieder und 5 Jugendliche waren mit einmal durch
Mauer, Stacheldraht und Schußwaffen vom Verein getrennt. Es gab keinerlei
gegenseitigen Besuch, Kontakte waren unerwünscht, man durfte sich als Verein in
dem totalitären Staat DDR nicht durch Verbindungen zum westlichen Teil
Deutschlands verdächtig machen.
Es standen aber viele Fragen zum Privateigentum der Westberliner an. Durch viele
private Korrespondenz insbesondere Erwin Uhse – Werner Huse konnte einiges
geklärt werden. Im November 1963 wurde dann vom Stadtrat Köpenick nach
mühseligen Verhandlungen die Überführung des Privateigentums (Boote und
Kojeninventar) nach Westberlin endlich genehmigt. Dies war aber nur eine
Notlösung für die westberliner Mitglieder, denn der WSV 1921 war ihnen eine
zweite Heimat. Diese nicht wiederzusehen (vor allem in unabsehbarer Zeit) war
für jeden einzelnen sehr schmerzhaft.
Die Verbundenheit zum Verein wurde aufrechterhalten und kam immer wieder
deutlich zu Weihnachten zum Ausdruck, über Privatanschriften gab es Pakete für
die Weihnachtsfeier für Jung und Alt.
Das Leben ging weiter, Schmöckwitz war weit weg, dazwischen waren Mauer und
Todesstreifen, Segler wollten Segler bleiben und so suchten sich viele der
westberliner Mitglieder ein neues Stück Ufer. Ein Großteil fand beim Segelclub
Nordstern eine Unterkunft. In all den Jahren fanden sie dort auch eine neue
Heimat.
28 Jahre war Berlin geteilt.
Die große Dominanz unseres Vereins im
Regattasport der DDR – ab Ende der 50er Jahre hatte der Verein im Regattasport
der nationalen Bootsklassen (keine olympischen Klassen) die Spitzenposition in
der Republik – veranlaßte die Segler, bei der Entwicklung des Regattasports
Einfluß zu nehmen, zu gestalten und zu organisieren. Dies geschah insbesondere
in den 70er und 80er Jahren. Viel wurde bewegt, immer unter dem stillen Motto:
„Zum Vorteil für die Segler.“ Bootsklassenerhalt, Bootsklassenentwicklung,
Regattaorganisation waren Themen, die zentral für die Republik von einigen
unserer Mitglieder in den entsprechenden Kommissionen maßgeblich beeinflußt
wurden.
Hier zu nennen sind:
Werner Huse – Vorsitzender der Kommission Regattasport des Präsidiums des Bundes Deutscher Segler
Karlheinz Schröter – Nachfolger von
Werner Huse, später Vizepräsident des Bundes Deutscher Segler
und
O-Jollen-Klassenobmann
Jörg Lehmann – Klassenobmann der Piraten und Mitglied der Technischen Kommission
Andreas Wahle – Klassenobmann der 20 qm-Jollenkreuzer
Wilfried Lippert – Klassenobmann der O-Jollen
Außerdem haben auch noch im Berliner
Bereich, das heißt im Bezirksfachausschuß Segeln für das Regattageschehen
Werner Kupilas, Max Berg, Willi Wege, Manfred Reihe, Bodo Salbach, Uschi Bossek
und in der Prüfungskommission Rudi Gasde tatkräftig mitgewirkt.
In diesem Zusammenhang muß man noch den Betrieb einer Segelschule erwähnen.
Über viele Jahre hinweg wurde jährlich für die Öffentlichkeit vom Verein
Unterricht in Segeltheorie in einem Pankower Schulgebäude durchgeführt. Stets
war großer Zuspruch. Aus Unterrichts- und Raumgründen mußte die
Teilnehmerzahl auf 70 bzw. 80 begrenzt werden. Das ging 10 bis 12 Wochen lang
jeweils einen Abend in der Woche, 2–3 Stunden. Die Dozenten dieser Schule
waren alle Vereinsmitglieder. Die genehmigten Teilnahmegebühren flossen in die
Vereinskasse.
Im folgenden eine Darstellung der Mitgliedschaft (Senioren und Jugend)
Anzahl der Mitglieder
1923 – 175
1942 – 128
1947 – 120
1952 – 183
1957 – 178
1962 – 185
1967 – 196
1972 – 150
1977 – 194
1982 – 211
1987 – 195
1992 – 189
Das Vereinsleben 1990 bis 1996
Die Zeit der Wende, November 1989,
Freude, Hoffnung, Staunen. Neues stellte sich ein und mußte von Jedem erst
einmal verkraftet werden. Unter 40 Jahre DDR-Politik konnte jetzt ein Strich
gezogen werden.
Nach anfänglicher Euphorie und neuer immenser Motivation kamen dann auch schon
bald die Fragen: Was nun, wie geht’s weiter, wie wird Unrecht wieder zu Recht,
was kann man tun, wie löst man die persönlichen Probleme im Beruf, in der
Familie, was wird mit dem Verein?
Tausend Fragen, die auch und vor allem auf den im September 1989 neu gewählten
Vorsitzenden des Vereins, Jörg Lehmann, zukamen.
Als „gelernter DDR-Bürger“ mußte man sich erst einmal in Neuem üben. Hier
standen uns dann auch bald nach der Wende unsere alten Mitglieder, die fast 30
Jahre durch die Mauer getrennt von uns in Westberlin oder Westdeutschland
lebten, mit ihrer Erfahrung zur Seite. Mit Rat und Tat, vor allem mit
materiellen Mitteln erhielt der Verein von ihnen nicht unerhebliche Förderung.
Die vordringlichste Aufgabe des Vorstands war, die rechtliche Lage des Vereins
zu klären. Das Amtsgericht Charlottenburg ließ uns wissen, daß für einen WSV
1921 eine Eintragung im Vereinsregister und eine gültige Satzung von 1940
vorliege. Mitglied dieses Vereins konnten nur diejenigen Mitglieder sein, die
nach dieser Satzung in den WSV 1921 eingetreten waren. Die Sportfreunde Bruno
Stöfhase, Jahrgang 1905, Eintritt 1930 und Otto Günther, Jahrgang 1904,
Eintritt 1930, waren die einzigen noch Lebenden des alten WSV 1921. Nur sie
allein waren berechtigt, einen Antrag auf Bestellung eines Notvorstandes zu
stellen, der dann nach geltendem Vereinsrecht neue Mitglieder in den Verein
aufnehmen und Versammlungen abhalten konnte. Bedingung war allerdings dabei noch
der Nachweis, daß der letzte Vorsitzende aus der Zeit der Satzung von 1940,
Herbert Lemke, verstorben war.
Die Aufnahme aller Mitglieder der ehemaligen Sektion Segeln der SG Grün-Weiß
(154 Senioren und 25 Junioren) in den WSV 1921 erfolgte am 24.2.1991. Mit diesen
„neuen“ Mitgliedern wurde eine neue Satzung beschlossen und ein neuer
Vorstand mit Jörg Lehmann an der Spitze gewählt. Bevor die neue Satzung am
23.3.1992 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Charlottenburg eingetragen und
damit rechtswirksam wurde, mußte der Vorstand nach Hinweisen und Empfehlungen
von Amtsgericht und Notar einige Korrekturen vornehmen und von den Mitgliedern
bestätigen lassen. Ein sehr kompliziertes und aufwendiges Verfahren, aber wohl
unerläßlich für die weitere Klärung der Grundstücks- und
Eigentumsverhältnisse des WSV 1921.
Letztgenanntes Problem ist allerdings bis zum Abschluß der vorliegenden Chronik
ungeklärt.
Da für eine Vielzahl von Vereinen im Ostteil Berlins analoge Verhältnisse
vorliegen, bildete sich eine Interessengemeinschaft, der sich der WSV als
Mitglied anschloß. Ansprüche auf die Grundstücke stellt der Senat von Berlin,
der nach seiner Meinung die Rechtsgrundlage dafür aus dem Einigungsvertrag vom
1990 entnimmt. Ein Musterprozeß, der Mitte 1995 geführt wurde, beweist
allerdings das Gegenteil. Das Urteil wurde zugunsten des klagenden Vereins
gesprochen. Ein Berufungsverfahren, eingeleitet durch den Senat, steht noch aus.
Mit dem Bäderamt Berlin-Köpenick (Verwaltungsstelle des Senats) als
Nachfolgeeinrichtung der Bootshausverwaltung aus DDR-Zeiten wurden entsprechende
Vereinbarungen über Pflege, Instandhaltung, Reparaturen usw. getroffen. Im Juni
1991 wurde eine ABM-Stelle (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) für die Wartung und
Pflege unseres Sportobjektes freigegeben. Diese Stelle wurde bis Juli 1993
bewilligt. Gleichzeitig war damit auch unsere Kantine bis zu diesem Zeitpunkt
bewirtschaftet. Entscheidend für die weitere Arbeit war am 21.5.1993 der
Abschluß eines Nutzungsvertrages für 10 Jahre. Der Verein übernahm sämtliche
Kosten für Unterhaltung und Bewirtschaftung. Damit war die Basis gegeben für
die Beantragung von Fördergeldern, die dringend für die Rekonstruktion des
Vereinshauses und der Toiletteneinrichtungen benötigt wurden.
Die Kantine, eigentlich immer ein Treffpunkt zum Snack und Klönen bei Bier und
sonstigen Getränken, litt unter den für viele doch etwas unsicheren
Verhältnissen in den ersten Jahren nach der Wende sowie auch der ab 1993 bis
1995 provisorisch geführten Selbstbewirtschaftung, obwohl sich die
Verantwortlichen immer sehr viel Mühe gaben.
Durch die Bewilligung von Fördermitteln des Senats war es dem Verein möglich,
die Sanitäreinrichtungen und die Kantine im Jahre 1995 vollständig umzubauen
und neu zu gestalten.
Im Sport war nach der Wende natürlich wie überall vieles neu strukturiert.
Zunächst bestand ja bis Oktober 1990 die DDR noch als Staat. BDS (Bund
Deutscher Segler) und BFA (Bezirksfachausschuß) bemühten sich um Organisation
des Sportbetriebes. Zur Saison 1990 gab es dann auch eine neue Satzung des BDS.
Darüber hinaus trat auch eine neue Sportbootordnung zu diesem Zeitpunkt in
Kraft.
Die endgültige Wiedervereinigung Deutschlands am 3.Oktober 1990 änderte
natürlich auch die bis dahin aufgebaute Struktur des Sports. Die beiden
Deutschen Seglerverbände DSV und BDS vereinigten sich zum Seglertrag im Oktober
1991, der WSV 1921 wurde Mitglied im DSV (Deutscher Seglerverband) sowie auch im
BSV (Berliner Seglerverband). Die Bootsklassen organisierten sich zu dieser Zeit
ebenso zu gesamtdeutschen Klassenvereinigungen.
Vor allem war aber nun auch für jeden Segler jedes Revier offen, die Teilnahme
an nationalen oder auch internationalen Regatten war für jedermann
gewährleistet. Eine Möglichkeit, auf die wir Segler zu DDR-Zeiten im Verein
immer vergeblich gehofft hatten. Die Freiheit, überall segeln zu können, wurde
zwar kurz nach der Wende von vielen Seglern, u.a. durch die großzügige
Unterstützung von vielen Veranstaltern aus den alten Bundesländern redlich
genutzt, aber schon bald ließ das Interesse am Regattasegeln wegen vieler
persönlicher Probleme stark nach. Und das nicht nur an Regatten außerhalb
Berlins, sondern sogar bei den Regatten unmittelbar vor unserer Haustür. Erst
zur Saison 1994 konnte man wieder merklich gewachsene Regattafelder
registrieren. Aus vielerlei Gründen ist jedoch die Spitzenposition im
Regattasegeln aus den 70er und 80er Jahren, bisher jedenfalls, vom Verein noch
nicht wieder erreicht worden.
Der Beschluß vom Mai 1988, aus Traditionsgründen im Verein nur Jollen
zuzulassen, wurde im September 1991 durch eine neue Hafenordnung geändert.
Danach waren im Verein Kielboote zugelassen, was sich dann, wie aus der
Boots-Statistik 1994 zu erkennen, in der Praxis auch bald umsetzte (siehe
Abschnitt segelsportliche Veranstaltungen und Aktivitäten), Zugleich stieg auch
wieder das Interesse am Segelsport allgemein, aber auch am Regattasegeln.
Eine sehr erfreuliche Entwicklung nahm in den letzten Jahren der Kinder- und
Jugendsportbereich. Persönliches Engagement bei der Gestaltung des Trainings zu
Wasser und zu Lande sowie bei gemeinsamen Veranstaltungen ließ bei den Kindern
und Jugendlichen Freude und Spaß am Segelsport erkennen. Hoffnung auf zum
Verein stehenden Nachwuchs kann aufkommen. Wesentlichen Anteil an dieser
Entwicklung hat dabei Gerhard Gaerisch alias „Egon“.
Arbeitsleistungen für den Verein gehören nach wie vor zur Pflicht eines jeden
Mitgliedes.
Hohe Anforderungen waren gestellt; die Genehmigung von Fördermitteln bedingte
auch materielle und finanzielle Eigenleistungen des Vereins in Höhe von 91.000
DM. Einsatz von Organisatoren für eine effektive Arbeitsleistung war gefragt.
Zum Saisonbeginn 1994 wurde ein obligatorischer Arbeitsdienst für alle Frauen
des Vereins, auch für die, die mit ihren männlichen Partnern Kojen des Vereins
ständig nutzen, ohne Mitglied des Vereins zu sein, eingeführt.
Ein Großteil der Aufgaben des Arbeitsdienstes wiederholt sich im wesentlichen jährlich. So sind z.B. die Reparatur- und Lackierarbeiten der Jugendboote eine permanente Aufgabe im Frühjahr. Vorbereitungs- und Aufräumungsarbeiten zu den Veranstaltungen, Gartenarbeit, Frühjahrsputz oder Reparaturen an den technischen Einrichtungen mit allen Gewerken, sind Aufgaben, die vom technischen Bereich des Vereins zu erfüllen sind. Insgesamt werden jährlich 4 bis 5.000 Arbeitsstunden absolviert. Dazu kommen noch Sonderleistungen, die bei Rekonstruktionsmaßnahmen, z.B. beim Toiletten- und Kantinenumbau erforderlich waren und sind.
Im technischen Bereich war über Jahrzehnte lang einer immer besonders dominant, Willy Thomas. Mit Rat und Tat stand er dem Verein stets zur Seite.
Veranstaltungen, wie An- und Absegeln – teilweise in Verantwortung für das gesamte Revier –, wie Frühkonzert zu Pfingsten, Sommerfest für alt und jung, Jubilarfeier, Wandertag in die Berliner Umgebung im Spätherbst – eine Neuerung im Veranstaltungskalender seit 1991 – Kinderweihnachtsfest und Silvesterfeier, gehören nach wie vor zum Standardprogramm des Vereins.
Die Mitgliederzahl hat sich in all den
Jahren nach 1945 relativ stabil gehalten. Eine Statistik der Jahre 1993/1994
zeigt die Anzahl und die Zusammensetzung der Jahrgänge.
Im Schnitt hat sich die Mitgliederzahl bei etwa 200 gehalten, sicherlich in den
nächsten Jahren noch steigerungsfähig, vielleicht auch notwendig.
Die segelsportlichen Veranstaltungen und Aktivitäten
Nach den harten Jahren des Auf- und Ausbaus auf
dem Vereinsgelände bekam der Segelsport immer mehr Priorität. Während
anfänglich nur ab und zu Zeit zum kleinen Törn auf dem Langen- und Seddinsee
war, zeigte sich schon bald stärkeres Interesse am Wandersegeln auf Berlin’s
Gewässern, aber auch am Regattasegeln.
Über den Bootsbestand aus ersten Jahren liegt leider keine Aufstellung vor.
Aber dem Programm zum Sportfest des WSV 1921 am 7. August 1927 ist bereits die
stattliche Zahl von 27 Segelbooten (bei ca 80 Mitgliedern) zu entnehmen.
In der Starterliste aus gleichem Anlaß 1928 werden für den WSV 1921 folgende
Bootsbestände angegeben:
1. Segelboote insgesamt 41
1 10er Rennjolle C 1 Flossenkieler F
2 15er Rennjolle M 3 Kreuzer A
1 15er Rennjolle D 1 Jollenkreuzer A
1 20er Rennjolle Z 10 Jollen 7,9 qm I
1 10er Wanderjolle B 4 Jollen 9,9 qm II
2 15er Wanderjolle H 6 Jollen 11,9 qm III
3 20er Wanderjolle W 3 Jollen 13,9 qm IV
1 25er Jollenkreuzer
2. Motorboote insgesamt 12
6 Schachtmotorboote 5 Offene Tourenmotorboote
1 Kajütmotorboot
3. Sonstige Boote insgesamt 47
21 Ruderboote 11 Paddelboote
15 Angelkähne
Sehr vielseitig waren die Sportveranstaltungen, vorrangig natürlich die
Segelsportwettkämpfe.
Die folgenden Veranstaltungsprogramme sprechen für sich.
In den Jahren 1933/34 entwickelte sich im
WSV 21 besonders die H-Jolle, eine 15qm-Wanderjolle, sehr stark. Waren 1930
gerade mal 2 Boote im Verein, so kamen bereits 1933 4 H-Jollen und 1934 schon 7
Boote dieser Klasse vom Verein an den Start zum Vereinssportfest.
Es war schon beachtenswert für den Berliner Raum, eine so große Flotte im
Verein zu haben. Bis weit in die 70er Jahre war die H-Jolle eine Domäne der „21er“.
Die Leistungsstärke der 21er-Segler steigerte sich ständig. Demzufolge war es
auch ganz natürlich, daß nicht nur vor der Haustür gesegelt wurde, sondern
jetzt fand man schon auf vielen Berliner Revieren in den Starterlisten Boote des
WSV 1921.
So berichtet der 1.Vorsitzende Hugo Bräuer im Juli 1931 von der ersten großen
Schleppfahrt des WSV mit 16 Booten zur Jubiläumsregatta des Segel-Club
Nordstern (Tegeler See). Sehr erfreut waren die Teilnehmer über die
hervorragende Gastfreundschaft, die gute Unterkunft und die gelungene
Veranstaltung. Die Schleppfahrt war ein besonderes Ereignis, war doch ein
großer Teil der Segler bis dahin sehr skeptisch, so etwas zu realisieren. Doch
alle kamen begeistert wieder zurück.
Im gleichen Jahr noch fand man 20 Meldungen des WSV in der Starterliste zur
Müggelseewettfahrt. Diesmal waren die Rahnsdorfer Segler die Gastgeber.
Ergebnisse aus dieser Zeit konnten vom Chronisten nicht ermittelt werden, auch
nicht von den Vereinsregatten. Mit Sicherheit waren aber in den Vorkriegsjahren
die H-Jollensegler der 21er eine beachtenswerte Seglerkonkurrenz hier in Berlin.
Während der Kriegszeit reduzierte sich bedauerlicherweise die Anzahl der
Wettfahrten, bis sie dann 1944/45 ganz und gar wegfielen. Wer war schon noch da,
um Veranstaltungen zu organisieren und an Wettfahrten teilzunehmen.
Das Leid des Krieges griff um sich.
1945, das Jahr des Aufatmens nach Not und Trostlosigkeit, das Jahr des
Neubeginns, der Aussicht auf Aufbau und Wiederbelebung eines gesunden, frohen
Vereinslebens, brachte neue Kraft und Schwung. Wenn es auch unmittelbar nach
Kriegsende viele Probleme vor allem im persönlichen Bereich zu lösen gab –
Berufs- und Ernährungsprobleme, Auseinandersetzung mit den Besatzungsbehörden,
Eigentumsfragen usw. usf. (an anderer Stelle mehr darüber) – so kam doch auch
bald wieder die Lust auf, sich zu engagieren, endlich wieder etwas für Spaß
und Freude, für den Segelsport und vor allem für den Verein zu tun.
Nach anfänglichen kleineren
Kräftemessen auf den Berliner Seen, insbesondere vor der Haustür, hatten es
dann die Sportorganisatoren des WSV 1921 geschafft,
die erste größere Regatta nach dem Krieg auf dem Langen See zu veranstalten.
Nach vielen Bemühungen um Genehmigungen, sowohl für die Wettfahrten als auch
für den am letzten Tag stattfindenden Regattaball, konnte am 17., 23. und
24.August 1947 eine Regatta als Sonderwettfahrt für die 15 qm Wanderjolle (H)
gestartet werden. Die Wettfahrt um das „Blaue Band vom Langen See“.
Eine stolze Armada von 36 Booten war am Start. Einer Traditionsregatta für den WSV 1921 war damit der Grundstein gelegt. Bis heute wird sie jährlich jeweils Ende Juli/Anfang August veranstaltet, in all den Jahren immer die größte Veranstaltung im WSV 1921. 1960 gab es die Rekordbeteiligung von 54 Booten. Bemerkenswert dabei, daß das erste Siegerboot des Blauen Bandes von 1947, die H 528 auch 1995 noch am Start war, natürlich als Oldtimer.
Die H-Jollenklasse hat sich besonders in
den 70er und 80er Jahren stark modernisiert und ist mit den Konstruktionen der
früheren Jahre kaum noch zu vergleichen.
Außerordentlich viel Mühe mit der Organisation dieser Veranstaltung hat sich
von Anfang an Werner Huse gemacht. Ihm zu Ehren erhielt diese Regatta dann auch
nach seinem Tod 1976 den Zusatz „Werner-Huse-Gedächtnisregatta“.
Geprägt war das Blaue Band immer durch unterschiedlichste Windverhältnisse,
mal Flaute, mal Gewittersturm, mal Regenschauer. Dies kommt auch in einem
Gedicht aus den 50er Jahren zum Ausdruck, von einem, der es immer wieder
versuchte, in die Siegerliste eingetragen zu werden.
„Das Blaue Band“ (Autor unbekannt)
Ein Neujahrswunsch für unsere H-Jollen-Favoriten
Symbol des Wettstreits auf des Meeres
Wogen
ist ewig schon ein „Blaues Band“.
Dies nun auf uns’re Heimat hier bezogen
den Beifall aller Jollensegler fand!
Dem „Rasmus“ blieb es vorbehalten,
dem schönsten Boot in Luv und Lee
den Preis der H-Joll’n zu gestalten:
Das „Blaue Band vom Langen See“!
Und doch so wunderschön dies Ringen,
uns hat’s noch nie den Sieg erbracht,
der Windgott ließ es nicht gelingen -
stets hat er uns ‘nen Strich gemacht!
Erst mocht es noch so tüchtig wehen,
der Startball fällt, die Fahrt beginnt,
Die H-Jolln auf die Reise gehen;
der Wind ist aus, wo bleibt der Wind?
So meisterlich die Unsern schinden,
sie dümpeln sich zur Tonne hin,
dann regnet’s, Petrus wird noch mehr erfinden;
beim „Blauen Band“ ist alles drin!
So ging es leider Jahr um Jahr,
mal Flaute und mal Rejen.
Und Rasmus wird es langsam klar:
Wir hab’n dabei keen Sejen!
Darum wünsch’ für „einundfünfzig“
ich,
daß wir es diesmal kriejen,
sonst ärger ick mir fürchterlich,
wenn wieder andre siejen
Dann H-Jolln-Meester holt Euch fast,
der Vorstand jibt Euch denn eens druff
und hängt Euch an den höchsten Mast,
mit eenem blauen Bändchen uff!
Eine Liste aller Sieger ist im Abschnitt
„Segelsportliche Erfolge“ zusammengestellt. 1952 wurde die H-Jollen-Regatta
vom WSV 1921 nicht gestartet. Warum, kann nur vermutet werden. Die
Administration der DDR hatte ein Gesetz erlassen, nach dem alle Boote besonders
zu registrieren waren. Diese Aktion wurde sehr skeptisch aufgenommen, da
Enteignung und Verstaatlichung zu dieser Zeit nicht unüblich war. Westberliner
Eigner waren dabei besonders gefährdet. Die Gemüter waren allgemein stark
erregt. Deshalb hielten sich ein Großteil der ostberliner Regattasegler vom
aktiven Sport zurück. Wahrscheinlich entfiel damit der Start zum „Blauen Band“.
In den 60er Jahren entwickelte sich dann im Verein besonders die
O-Jollen-Klasse.
Dominierend in dieser Klasse war zu dieser Zeit insbesondere Karlheinz
Schröter. Er war es, der sehr viel für den Erhalt aber auch für die Zukunft
der Klasse getan hat. Karlheinz Schröter setzte den Grundstein für eine
weitere Traditionsveranstaltung im Verein, den „Einhandpokal“, der erstmals
im Jahr 1972 ausgesegelt wurde. Bis heute hat diese Wettfahrtreihe einen festen
Platz im Berliner Regattakalender. Ursprünglich war es das Wochenende vor dem
Ansegeln, ab 1993 wurde dann im Mai um den Pokal gesegelt. Eine Liste aller
Sieger ist im Abschnitt „Segelsportliche Erfolge“ beigefügt.
Eine weitere republikoffene Veranstaltung setzte der Verein für Jugendliche,
ursprünglich für die 420er-Jollen, später auch noch für OK-Jollen, auf den
Terminkalender der Berliner Segler. Gegründet war damit 1975 der „Hugo-Bräuer-Preis“.
Obwohl sich alle Jugendleitungen und Vorstände des Vereins in den folgenden
Jahren mühten, stets eine hohe Beteiligung zu erreichen, gab es nach
anfänglicher Euphorie und hoher Beteiligung bald eine fallende Tendenz. Der
Wettergott hatte den Verein im Stich gelassen. Entweder war zuviel Wind, daß
nicht gestartet werden konnte, oder es war Flaute – die Wettfahrt fand immer
Ende September statt. Dadurch wurde die Teilnehmerzahl immer geringer, so daß
diese Regatta ab Mitte der 80er Jahre nicht mehr gestartet wurde.
Der gesamte Bootsbestand im Verein stellte sich 1947 wie folgt dar:
52 Segelboote: 33 sonstige Boote:
19 H-Jollen | 10 Motorboote |
12 Ausgleichjollen | 10 Angelboote |
5 10qm-Jollen | 7 Paddelboote |
4 Ausgleich-Jollenkreuzer | 6 Ruderboote |
3 20qm-Jollenkreuzer | |
3 15qm-Jollenkreuzer | |
3 O-Jollen | |
2 20qm-Wanderjollen | |
1 30qm-Jollenkreuzer |
Über die Entwicklung des Bootsbestandes aus den 30er und 40er Jahren liegt nichts vor. Auf jeden Fall hat sich insbesondere die H-Jollenklasse stark entwickelt. In der Liste von 1947 ist immerhin die H-Jollenklasse mit 19 Booten des WSV 1921 am stärksten vertreten.
In den nachfolgenden Jahren stieg die
Anzahl bei den 15qm-Jollenkreuzern erheblich an, ebenso war es aber auch bei den
Piraten und O-Jollen. Eine Übersicht zeigt den Bootsbestand bis 1994.
Jahr | 1957 | 1967 | 1977 | 1989 | 1994 |
20qm JK | 2 | 3 | 1 | 3 | 4 |
15qm JK | 13 | 10 | 12 | 18 | 26 |
H-Jolle | 17 | 11 | 11 | 6 | 4 |
z-Jolle | 4 | 4 | 4 | 2 | |
Pirat | 19 | 17 | 14 | 16 | 18 |
O-Jolle | 9 | 15 | 19 | 18 | 15 |
Yoxi | - | - | - | 4 | 3 |
Ixylon | - | - | 3 | 1 | 1 |
420er | - | - | 4 | 6 | 5 |
470er | - | - | - | - | 1 |
OK | - | - | - | 8 | 8 |
Cadet | - | 2 | 5 | 7 | 6 |
Opti | - | 3 | 5 | 8 | 10 |
Laser | - | - | - | - | 1 |
Europe | - | - | - | - | 3 |
Ausgleicher | 19 | 6 | 5 | 1 | 5 |
Kielboote | - | - | 1 | 2 | 9 |
Motorboote | 11 | 4 | 17 | 10 | 11 |
Angelboote | 27 | 1 | 2 | 2 | 2 |
Ruderboote | 6 | 8 | - | 2 | - |
Paddelboote | 10 | 4 | - | - | - |
Summe | 137 | 88 | 103 | 114 | 134 |
Regattasport hatte höchste Priorität, der Verein unterstützte auf vielerlei Art jeden, der an einer Regatta teilnahm. Aus den Jahresberichten ab der 50er läßt sich fast lückenlos nachweisen, in welcher Form es Förderung gab. Startgeld sowie Transport- und Fahrtkosten wurden jedem Startenden erstattet. Die Förderung zeigte natürlich Wirkung. Ein Stamm von ca. 30 bis 50 Regattasegler kristallisierte sich heraus. Die Erfolge blieben nicht aus.
Von 1950 bis 1994 wurden in
unterschiedlichen Klassen 40 Deutsche- bzw. DDR-Meistertitel und 77 (Ost-)Berliner
Meistertitel ersegelt. Viele Jahre war die Sportgemeinschaft Grün-Weiß,
Sektion Segeln, so nannte sich der Wassersport-Verein 1921 ab 1953, die
stärkste Segelsektion der DDR im nationalen Bootsbereich.
In Berlin (Ost) wurden seit 1952 Mannschaftsmeisterschaften gestartet. Das war
eine weitere Möglichkeit, die Regattastärke der Vereine untereinander zu
messen. In sechs, später in neun Klassen wurde gestartet (in jeder jeweils nur
ein Boot je Verein). Die Summe der in den einzelnen Klassen ersegelten Plätze
kam zur Wertung. Bis 1975 wurde vom Verein neunmal der Meistertitel ersegelt. Ab
1982 startete der Verein sogar ab und zu mit zwei Mannschaften.
Durch die starke Regattatätigkeit hatten unsere Mitglieder natürlich ein hohes
Maß an Erfahrung. Demzufolge fand sich der Verein auch bereit, viele
Großveranstaltungen für Berlin und die gesamte Republik zu organisieren und
durchzuführen. Dazu gehörten Deutsche Meisterschaften in Berlin und in
Mecklenburg, auf dem Müggelssee und auf der Müritz, aber auch viele Berliner
Meisterschaften auf dem Müggelsee. Als Wettfahrtleiter profilierten sich in
dieser Zeit insbesondere Werner Huse sowie später Günter Lahl. Als Organisator
für diese und andere Veranstaltungen im Berliner Raum war Werner Kupilas nicht
wegzudenken.
Eine Veranstaltung besonderer Art war in den Jahren 1959 bis 1961 für unseren Verein die Scharmützelsee-Woche. Entweder mit einem damals noch richtig dampfbetriebenen, gecharterten kleineren Schlepper oder mit eigenen Motorbooten als Schlepper ging es ab Verein mit ca 15–30 Booten in Richtung Wendisch-Rietz zum Scharmützel. Eine tolle Gaudi für jeden. An der „Wiese“ in Rietz wurde gezeltet. Gesegelt wurde um einen Wanderpreis, das Gemälde eines Großseglers auf hoher See. Mit drei klaren Erfolgen hintereinander konnte dieser Wanderpreis 1961 endgültig gewonnen werden – der Preis hängt heute noch im Vereinssaal. Das Drum und Dran, die Rahmenveranstaltungen dazu, waren für alle Beteiligten ein unvergeßliches Erlebnis.
Ein Erlebnis besonderer Art gab es einmal
in der Schleuse Kummersdorf, als der Schleppzug des Vereins bergab geschleust
wurde, und der Schlepper mit einem 50mm Tampen fest am Poller hing. Der Schiffer
versäumte zu fieren, das Schiff bekam starke Neigung, der auf Deck stehende
Motorroller drohte über Bord zu rutschen. Just, diese Katastrophe auf sich
zukommen sehend, kappte der Schiffer kurz entschlossen den Tampen. Platsch –
eine Riesenwelle ließ alle Boote in der Schleuse hin und her schwojen,
natürlich mit fürchterlichem Gebrüll der jeweiligen Eigner. Zum Glück
entstand kein größerer Schaden.
Unvergeßlich sind aber auch für viele Regattasegler die teilweise vom Verein
mit organisierten Schleppzüge zu den Deutschen Meisterschaften, wenn sie denn
auf dem Plauer See oder Fleesensee in Mecklenburg oder auf dem Breitling bei
Kirchmöser (Brandenburg) stattfanden.
Auch hier gravierende Erlebnisse im Schleppzug. Schon das Anbinden an die
Mitteltrosse des Schleppers war für viele Bootsführer problematisch. Unter
prüfenden Blicken der anderen mußte man auf Anhieb den Stopperstek können.
Obwohl alles hervorragende Regattasegler, aber da gab’s oft Schwierigkeiten
und die lästigen Bemerkungen der anderen.
Auch das Versteuern im Schlepp löste oft große Aufregung aus, da die
Sicherheit der anderen damit gefährdet war. So kam es auch schon mal zu
Kenterungen. Einmal war’s ein Frauenpirat, der kieloben schwamm. Zum Glück
war nichts weiter passiert, es gab auch nur unwesentliche Verluste. Aber das
Trocknen der Damenbekleidungsstücke, verteilt auf mehrere Boote des Schlepps,
sah schon sehr lustig aus.
Durch eine gesetzlich verankerte „Kann-Bestimmung“
bekamen viele unserer Segler in ihren Betrieben eine entsprechende Freistellung
von der beruflichen Tätigkeit zur Teilnahme an besonderen sportlichen
Veranstaltungen wie z.B. DDR-Meisterschaften gewährt.
Zu Zeiten der „Mauer“ in Berlin waren die Anfahrtswege auf eigenem Kiel nach
Mecklenburg besonders lang. Berlin mußte umfahren werden. Der Kurs ging über
den Oder-Spree-Kanal nach Eisenhüttenstadt, über die Oder bis Hohensaaten,
über den Oder-Havel-Kanal nach Oranienburg und dann die Havel aufwärts bis zur
Müritz. Das Wetter war nicht immer das beste. Oft hat es während des
einwöchigen Schlepps die ganze Zeit geregnet. Morgens hieß es immer bereits um
4.30 Uhr: „Reise, Reise“ – und der Schleppzug setzte sich in Bewegung.
Alles war noch naß und klamm. Dann tröstete man sich: „Immer noch besser als
arbeiten gehen!“
Hervorragend die Empfänge nach den Meisterschaften im Verein, auch dann wenn
mal kein Meistertitel mit nach Hause gebracht wurde. Es war eine schöne Ehrung
für alle Aktiven und Begleiter. Diese allgemeine Anteilnahme der Mitglieder hat
leider in den letzten Jahren nachgelassen.
Seesegeln? Seesegeln war keine Sportart für den WSV 1921. Angeln, Rudern,
Segeln auf heimischen Revieren waren das Prä in den 20er und 30er Jahren im
Verein. Wenn man auch ab und zu mal einen Ausflug an die Nord- oder Ostsee
machte, zu mehr als einer Fährenfahrt oder kleinem Ausflugstörn kam es nicht.
In den Kriegsjahren bzw. unmittelbaren Nachkriegsjahren gab es schon gar keine
Möglichkeiten. Für DDR-Bürger gab es nur in großen Ausnahmefällen und mit
kompliziertem Genehmigungsverfahren Gelegenheit, küstennahe Gewässer zu
befahren. Anfang der 70er Jahre lag aber trotzdem das erste Kielboot im Hafen
des Vereins, ein Vierteltonner-Selbstbau von Jörg Lehmann. Er suchte die
Möglichkeit, auf See zu fahren und fand sie dann auch. Durch die Beteiligung an
den immer öfter veranstalteten Seeregatten, die später als
Meisterschaftsläufe gewertet wurden, öffneten sich die Küstengewässer der
Ostsee für den engagierten Seesegler. Dies wurde so weit wie möglich genutzt.
Da die auf „Kreuz As“ fahrenden Mannschaften meist erfahrene Regattasegler
waren, gab es dann auch bald Erfolge. Die Krönung war der Meistertitel in der
Vierteltonnerklasse 1984.
Mit „Kreuz As“ gelang es aber auch, Langtörns genehmigt zu bekommen. Der
weiteste Anlaufpunkt war Leningrad (heute St. Petersburg). Ein Törn ca. 1650
Seemeilen in 4 Wochen.
Nach der Wende 1989 öffneten sich die Weltmeere für alle. Dies wurde und wird
in erheblichem Maße mit steigender Tendenz genutzt.
Eine recht große Zahl von Mitgliedern geht jährlich auf „Große Fahrt“.
Norwegen, Schottland, Griechenland und die Türkei, aber auch die Karibik,
gehören zu den Revieren, wo der WSV 1921 bereits Flagge zeigte.